Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
deine Hilfe, um Jasmine zurückzuholen. Ich will, dass du für mich lebst. Vergiss alles andere, Riordan!«
»Ich kann dich nicht beschützen, wenn ich all diese endlos langen Stunden in der Erde ruhe.«
»Ich kann mich selbst beschützen. Bitte nimm mein Blut, Riordan!« Sie war der Verzweiflung nahe.
Und dann regte sich plötzlich etwas in ihrem Geist. Eine andere Stimme, die von dem gleichen Akzent geprägt war wie Riordans, aber so leise und weit entfernt klang, als hätte sie Schwierigkeiten, den richtigen Kommunikationsweg zu finden. Und dann war sie mit einem Mal ganz deutlich zu verstehen: Ich bin Zacarias. Riordan wird dich niemals freiwillig in noch größere Gefahr bringen, indem er dich schwächt. Ich werde dir helfen, doch du musst dir über eines im Klaren sein: Falls dir irgendetwas zustößt, solange er unter der Erde ist, wird er als Vampir wiederauferstehen, und ich werde dann gezwungen sein, ihn zu vernichten. Du musst also am Leben bleiben.
»Jemand sollte vielleicht im Voraus schon die Regeln ändern«, murmelte Juliette, nickte im Geiste jedoch, um Riordans Bruder ihr Einverständnis zu signalisieren. Sie ertrug den Gedanken nicht, ihren Seelengefährten zu verlieren, und konnte deutlich sehen, wie dickköpfig und kratzbürstig er sein würde, wenn sie ohne Hilfe weitermachte.
Juliette erkannte den exakten Moment, als Zacarias eingriff, die geistige Kontrolle über seinen Bruder übernahm und ihn zwang, sie in ihr Handgelenk zu beißen. Obwohl Riordan unter starkem psychischem Zwang stand, konnte sie seine Bemühungen spüren, sie zu beschützen, als er mit der Zunge über ihre Haut strich, um den Schmerz zu mildern. Wut über Juliettes und Zacarias’ Tun flammte einen Moment lang in ihm auf, doch genauso schnell erlosch sein Zorn auch wieder. Juliette ging ihren eigenen Weg, wenn sie diesen als gerechtfertigt empfand. Und wenn Riordan sein Leben mit ihr verbringen wollte, sollte er sich besser schon einmal daran gewöhnen, wer sie war.
Riordan entzog sich Zacarias’ Kontrolle, sowie das Blut ihm genügend Kraft verliehen hatte. Er nahm nur gerade genug von Juliette, um seine Heilung zu unterstützen, bevor er die Wunde an ihrem Handgelenk mit seinem Speichel schloss. Mit dem Daumen strich er sanft über die beiden kleinen Einstiche. »Ich will viele Leben mit dir verbringen, und ich weiß genau, wer du bist, Juliette.« Er liebte jeden Zentimeter von ihr, liebte es, ihre nackten femininen Rundungen zu betrachten, aber die Zeit verging, und er war immer noch viel schwächer, als er sein dürfte.
Und so erschuf er im Handumdrehen Jeans und ein Hemd aus dünnem, leichtem Material für Juliette, das in der hohen Luftfeuchtigkeit nicht ganz so sehr am Körper kleben würde. »Du musst deine Augen schützen, so gut du kannst. Das Hemd habe ich mit langen Ärmeln versehen, um die Sonne von deiner Haut abzuhalten. Versuch, so gut wie möglich in Deckung zu bleiben. Ich weiß, dass du nach Jasmine weitersuchen wirst, aber bring dich nicht in Gefahr, bis ich dir helfen kann. Es wird deiner Schwester nichts nützen, wenn du getötet oder selbst gefangen genommen wirst.«
Ein bisschen zittrig von dem Blutverlust und der Angst, die sie jedes Mal erfasste, wenn sie das schreckliche Loch in Riordans Brust betrachtete, zog Juliette sich an. »Ich werde vorsichtig sein«, versprach sie und strich ihm mit den Fingern durch das Haar. »Tu, was du zu tun hast. Wir sehen uns bei Sonnenuntergang.«
Riordan blickte sich um, und plötzlich schlossen seine Finger sich um Juliettes Handgelenk und hielten sie zurück. Ein starkes Unbehagen beschlich ihn. Sein geistiges Abtasten der Umgebung hatte keinen Kontakt mit Feinden, ob menschlicher oder anderer Natur, ergeben. Es wäre unmöglich für einen Vampir, die aufgehende Sonne zu ertragen. Und was Karpatianer anging, so konnten die meisten die frühen Morgenstunden verkraften, doch seiner schweren Verletzungen wegen konnte Riordan schon die Auswirkungen des Lichts auf seinen Körper spüren. Außerstande, die Alarmglocken in seinem Kopf zu ignorieren, rollte er sich herum, um zu den Baumkronen über ihnen hinaufzublicken. Die Blätter raschelten und schwankten in dem leichten Wind. Alle möglichen Pflanzenarten schlängelten sich an den Stämmen der Bäume hinauf, wanden sich um die Äste und erzeugten ein wahres Labyrinth aus üppiger Vegetation. Der Wind strich nur leicht und flüchtig durch die Blätter, aber die Berührung genügte, um türkisfarbene, wie
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