Heißes Versprechen
Kandidaten.« Er trat in den Flur und verließ das Haus durch die Eingangstür, noch bevor eine der beiden Damen ihren Mund wieder hatte schließen können.
5. Kapitel
»Er ist ein Vanza«, sagte Madeline. »Das bedeutet, dass er ein verzwicktes, undurchsichtiges Spiel spielt. Ihn zu unserer Hilfe anzuheuern ist recht riskant.«
»Ich halte es für wenig klug,Worte wie anheuern oder auch einstellen zu benutzen, wenn wir über die Möglichkeit sprechen, dass Herr Hunt uns helfen soll.« Bernice zog einen Schmollmund. »Es fällt schwer, ihn sich als einen bezahlten Dienstleister vorzustellen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ganz im Gegenteil. Herrn Hunt als bezahlten Dienstleister zu sehen ist die einzig vernünftige Herangehensweise an irgendeine Verbindung mit ihm.« Madeline lehnte sich auf dem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch vor und musterte das Papiergewicht aus Messing, als ob es ein uraltes Orakel sei. »Wenn wir meinen Plan in die Tat umsetzen, dann müssen wir sehr genau darauf achten, dass Hunt seinen zugewiesenen Platz kennt.«
Bernice nippte an ihrem Tee, den Nellie serviert hatte. »Hmm.«
»Meine größte Sorge ist die, dass wir in der Angelegenheit keine Wahl mehr haben.«
Bernice blinzelte. »Wie bitte?«
»Er weiß von der Existenz von Papas Buch.«
»Ach du meine Güte.«
»Sicher war es ein Fehler, es ihm zu zeigen.« Madeline erhob sich unruhig. »Ich habe ihm davon erzählt, als ich ihm erklärte, woher ich von seiner Verbindung zu den Vergnü-gungspavillons erfahren habe. Ich glaubte, es würde ihn beruhigen zu erfahren, dass ich ihn nicht vorsätzlich ausspioniert hatte.«
Bernice’ Augen leuchteten nicht länger amüsiert. »Wo er nun weiß, dass einige seiner Geheimnisse niedergeschrieben sind, wird er um jeden Preis das Buch in seinen Besitz bringen wollen.«
»Ich fürchte, mit dieser Einschätzung wirst du Recht behalten.« Madeline starrte in den stark zurückgestutzten Garten hinaus. »Ich habe seinen Blick gesehen, als er zu der Seite des Buches kam, auf der sein Name vermerkt war. Sofort war mir klar, dass ich einen großen Fehler begangen hatte.«
»Also hast du ihm einen Handel angeboten.« Bernice nickte. »Keine schlechte Idee. Er schien willens, eine solche Lösung in Erwägung zu ziehen.«
»Ein wenig zu willens, wenn du mich fragst. Aber ich weiß nicht, was ich, außer diesen Weg weiterzuverfolgen, hätte tun sollen.« Madeline blickte Bernice an. »Es besteht kein Zweifel, dass er uns von Nutzen sein könnte. Gestern Abend habe ich ihn in Aktion gesehen. Der Plan, den er zu Nellies Rettung aus der Schänke ausgeheckt hatte, war sehr einfallsreich. Und dann hat er sie den ganzen Weg aus der Gasse über der Schulter getragen. Für einen Mann seines Alters schien er recht gut beieinander zu sein.«
»Er ist wohl kaum als alt zu bezeichnen.«
»Nein, natürlich nicht«, warf Madeline hastig ein. »Ich wollte damit lediglich darauf hinweisen, dass er kein junger Spund mehr ist.«
»Nein, das ist er nicht.«
»Noch sonderlich alt, wie du gerade mit Recht bemerkt hast«, fuhr sie geknickt fort. »Man könnte sogar behaupten, er sei im besten Alter. Reif, jedoch noch recht beweglich.«
»Reif und beweglich«, wiederholte Bernice den Satz wertfrei. »Meiner Meinung nach trifft das Hunt recht gut.«
»Ich hege Zweifel über deine Schlussfolgerungen der Gründe Herrn Hunts, seinen Besitz der Vergnügungspavillons geheim zu halten.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Ich bin mir nicht länger sicher, den Grund darin zu suchen, dass er eine reiche, gesellschaftlich hoch stehende Ehefrau sucht.«
Bernice schien überrascht. »Warum? Eine Verbindung mit einer einflussreichen Familie einzugehen erscheint mir für einen ehrgeizigen Gentleman recht vernünftig zu sein.«
»Die Annahme fällt leicht, dass Herr Hunt in mancherlei Hinsicht Ambitionen hegt.« Madeline trommelte mit den Fingern gegen das Fensterbrett. »Doch bin ich mir nicht sicher, dass sie die Schließung einer Ehe beinhalten. Irgendwie habe ich im Gefühl, wenn das tatsächlich sein Ziel gewesen sein sollte, so hätte er dieses schon lange erreichen können.«
»Den Einwand lasse ich gelten.«
»Man hätte von der Ankündigung einer Verlobung hören müssen. Oder zumindest hätten uns Gerüchte zu Ohren kommen müssen, die seinen Namen mit dem einer verfügbaren Dame aus höheren Kreisen in Verbindung gebracht hätten.«
»Richtig.« Bernice hielt inne. »Es ist fürwahr interessant, dass wir noch keine
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