Heisskalte Glut
fertig
war, sank sie erleichtert zusammen. Ihre Periode sollte in einer Woche
beginnen, und sie war immer sehr regelmäßig gewesen. Nichts war sicher, aber
vermutlich würde sich die Sache zu ihren Gunsten entscheiden.
Am nächsten
Morgen fand sie einen weiteren Drohbrief vor. Seit dem ersten hatte sie ihren
Wagen immer sorgfältig verschlossen, so war der Brief denn auch unter den
Scheibenwischer gesteckt. Vom Fenster aus glaubte sie etwas zu entdecken und
war daraufhin hinausgegangen. Als sie sah, um was es sich handelte, rührte sie
den Brief nicht an. Sie wollte auch nicht wissen, was darin stand. Er hatte
offenbar schon die ganze Nacht über dort gesteckt, denn das Papier war vom Tau
feucht und die Tinte verschmiert.
Letzte Nacht hatte sie nichts gehört, obwohl sie wieder einmal
sehr unruhig geschlafen hatte. Wenigstens war es wieder nur ein Brief und kein
mißhandeltes Tier.
Sie war immer noch im Schlafanzug und hatte gerade ihr Frühstück
beendet. Sie ließ die Nachricht dort, wo sie war, und ging ins Haus zurück.
Innerhalb einer Viertelstunde war sie angezogen, hatte ihr Make-up aufgetragen
und die Haare gebürstet und machte sich auf den Weg.
Sie öffnete die Wagentür und ließ ihre Tasche auf den Sitz fallen.
Vorsichtig zog sie das feuchte Papier unter dem Scheibenwischer hervor, wobei
sie es nur an einer Ecke zwischen Zeigefinger und Daumen hielt. Dann stieg sie
in das Auto und fuhr direkt auf die Polizeiwache.
Sie parkte auf dem Platz, hob den Brief wie zuvor an einer Ecke
hoch und lief damit die drei flachen, breiten Stufen hinauf. Gleich hinter dem
Eingang befand sich eine Informationstheke. Sie fragte die blauhaarige Frau, wo
genau sich das Zimmer des Sheriffs befände.
»Gleich hier den Flur hinunter und dann links.« Die kleine Frau
deutete mit dem Finger und Faith wandte sich gehorsam in die angezeigte
Richtung.
Die Flure auf der Polizeiwache rochen überraschend angenehm, was
ihre aufgebrachten Nerven ein wenig beruhigte. Es war eine Mischung aus Papier
und Tinte, Reinigungsmitteln, dem Geruch ständig hereinströmender Menschen
sowie dem kühlen grauen Duft der Marmorböden. Die Wache war vor etwa vierzig
oder fünfzig Jahren erbaut worden, als öffentliche Gebäude noch einen
individuellen Charakter hatten. Natürlich war sie über die Jahre hinweg hier
und da auf den neusten Stand gebracht worden. Leuchtstoffröhren hatten
gewöhnliche Glühbirnen ersetzt, so daß die Bürokräfte heute zwar Kopfschmerzen
bekamen, aber wenigstens an der Stromrechnung gespart wurde.
Luftkühlungsgeräte waren an einigen Stellen in die Fenster
eingesetzt worden. In manchen Räumen, beispielsweise in den Fluren, drehten
sich immer noch langsam die Deckenventilatoren und hielten die Luft bewegt und
frisch.
Sie erreichte das Ende des Flurs und wandte
sich nach links, wo ein weiterer Flur sich anschloß. Fünf Türen weiter fand sie
eine offene Doppeltür mit den Buchstaben 'Sher' auf der einen und 'iff' auf der
anderen Türhälfte, so daß das vollständige Wort nur bei geschlossener Tür zu
lesen war. Dahinter befand sich ein großer Raum mit einer hohen Theke, die von
Wand zu Wand lief. Hinter der Theke gab es mehrere Schreibtische, ein Funkgerät
und Türen zu zwei weiteren Büros, wobei eines ein wenig größer als das andere
war. Das größere Büro hatte den Namen von Sheriff McFane auf der halb
geöffneten Tür stehen, aber Faith konnte von ihrem Standort aus nicht hineinblicken.
Fotografien ehemaliger Sheriffs an der Wand waren die Summe dessen, was die
Gemeinde in Richtung Wandschmuck unternommen hatte. Besonders aufheiternd
wirkte das nicht gerade.
Eine Frau in mittleren Jahren in einer braunen Vizeuniform blickte
auf, als Faith auf die Theke zutrat. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich möchte bitte mit Sheriff McFane
sprechen.«
Die Frau blickte über den Rand ihrer
Lesebrille hinweg auf Faith und erinnerte sich offenbar an ihren Besuch vom vergangenen
Tag. Dennoch fragte sie: »Ihren Namen bitte?«
»Faith Hardy.«
»Ich schaue nach.«
Sie betrat mit einem lediglich angedeuteten
Klopfen das Büro des Sheriffs und Faith hörte Stimmengemurmel. Dann kam der
Vizesheriff wieder heraus und sagte: »Hier entlang, bitte.« Damit wies sie auf
eine Tür am anderen Ende der Theke. Sie drückte auf einen Knopf, der sich unter
der Tischplatte befand, und die Tür öffnete sich.
Sheriff McFane kam durch die Tür seines Büros auf Faith zu und
grüßte sie. »Guten Morgen, Mrs. Hardy. Wie geht es
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