Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Widerstand des Volkes geringer werden, und Ymryl hat dadurch leichtes Spiel. Ich habe selbst viele Städte erobert und weiß, was man tun muß. Und ganz sicher war auch Virinthorm nicht Ymryls erste Stadt. Wenn er Euch nicht auf eine Weise benutzen konnte, Ilian, tat er es eben auf eine andere."
    „Keine Auslegung meines Verrats kann schlimmer sein als die Wahrheit", sagte Ilian leise.
    Die ältere Frau schwieg. Sie preßte die Lippen aufeinander, stieß dem Pferd die Absätze in die Seite, und ritt voraus.
    Fast den ganzen Tag brachen sie sich einen Weg durch den verschlungenen Wald. Je tiefer sie kamen, desto dunkler wurde es - aber es war eine beruhigende Dunkelheit von tiefem Grün und voll des würzigen Duftes. Sie befanden sich nordöstlich von Virinthorm und entfernten sich von der Stadt. Katinka glaubte zu ahnen, wo sie einige der überlebenden Garathormer finden mochten.
    Endlich kamen sie auf eine warme, sonnenbeschienene Lichtung, an deren Helligkeit ihre Augen sich erst gewöhnen mußten. Katinka van Bak deutete auf die andere Seite dieser Lichtung.
    Ilian sah dunkle Formen unter den Bäumen, unebene, ausgezackte Formen. Da erinnerte sie sich.
    „Ja, natürlich!" rief sie. „Tikaxil! Ymryl weiß nichts von dieser alten Stadt!"
    Tikaxil hatte es lange vor Virinthorm gegeben. Es war einst eine blühende, wohlhabende Handelstadt gewesen, die Wiege von Ilians Vorfahren. Eine befestigte Stadt war es, mit Mauern aus starken Hartholzblöcken, von denen einer auf den anderen gesetzt war. Die meisten dieser Blöcke waren inzwischen verschwunden, aber ein paar Bruchstücke der Brustwehr waren doch zurückgeblieben. Und es gab noch ein paar Ebenholzhäuser, die, obwohl sie hinter den dichten Ranken und niedrigen Zweigen kaum noch als solche zu erkennen waren, doch noch fast so bewohnbar waren wie zu der Zeit, als man sie neu errichtet hatte.
    In der Mitte der Lichtung hielten die drei an. Sie blieben jedoch auf ihren Tieren sitzen und sahen sich vorsichtig um. Riesige Äste bewegten sich über ihnen im Wind, und fleckige Schatten huschten über das Gras.
    Ilian sah diese Schatten als jene von Menschen. Es war leicht möglich, daß Ymryls Männer sich hier einquartiert hatten und nicht ihre eigenen Leute - falls überhaupt jemand sich hier befand. Ihre Hand lag um den Schaft der so merkwürdig vertrauten Flammenlanze, jederzeit bereit, einen Angriff abzuwehren.
    Katinka van Bak hob die Stimme und sprach deutlich betont:
    „Wenn ihr unsere Freunde seid, werdet ihr uns erkennen. Ihr werdet wissen, daß wir hier sind, um uns mit euch gegen Ymryl zu verbünden."
    „Es scheint niemand hier zu sein", meinte Jhary-a-Conel. Er stieg vom Pferd und sah sich weiterhin wachsam um. „Aber jedenfalls ist es ein guter Platz, um die Nacht zu verbringen."
    „Seht! Das ist eure Königin Ilian, Pyrans Tochter! Erinnert ihr euch, wie sie das flammende Banner gegen Ymryls Armee in die Schlacht trug? Und ich bin Katinka van Bak und euch gewiß ebenfalls als Ymryls Feindin bekannt. Das hier ist Jhary-a-Conel. Ohne seine Hilfe stünde eure Königin heute nicht hier."
    „Ihr haltet nur den Vögeln und Eichhörnchen eine Ansprache, Katinka van Bak", brummte Jhary-a-Conel. „Es sind keine Garathormer hier."
    Er hatte seinen Satz kaum beendet, als die Netze auch schon über ihre Köpfe flogen. Dank ihrer Erfahrung wehrten die drei sich nicht dagegen, sondern versuchten völlig ruhig, ihre Schwerter aus den Scheiden zu ziehen, um sich frei zu schneiden. Aber Katinka und Ilian saßen immer noch auf ihren Pferden. Ilian wäre es schon fast geglückt, sich aus den Maschen zu befreien, aber ihr Hengst wieherte vor Angst und bäumte sich ständig auf. Nur Jhary, der bereits im Gras gestanden hatte, konnte unter dem Netzrand hindurchschlüpfen und stand mit der Klinge in der Hand bereit, als etwa zwanzig Männer und Frauen von hinter den Brustwehrruinen hervorstürmten.
    Bilans Arme verfingen sich in den teilweise zerschlitzten Maschen des Netzes, und als sie versuchte, wenigstens davon freizukommen, rutschte sie von dem unruhigen Pferd und landete unsanft auf dem Boden.
    Jemand stieß sie heftig in den Bauch. Sie zog vor Schmerz die Luft ein und hörte verschiedene Stimmen sie mit Beleidigungen überschütten, obgleich sie die einzelnen Worte nicht verstand.
    Katinka van Bak hatte ganz offensichtlich die Situation falsch eingeschätzt. Diese Menschen waren zweifellos keine Freunde.

4.
    EIN PAKT WIRD GESCHLOSSEN
    „Ihr seid Dummköpfe!"

Weitere Kostenlose Bücher