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Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Ort für eine Pause. Wie meinst du das?«
    »Das sind doch Windgeister«, sagte Leo. »Können die nicht fliegen?«
    »Doch, aber manchmal brauchen sie eine Kontaktmöglichkeit zur Welt da unten.«
    »Die Brücke ist also nicht immer hier?«, fragte Leo.
    Thalia schüttelte den Kopf. »Die Windgeister ankern nicht gern auf der Erde, aber manchmal muss es eben sein. So wie jetzt. Sie wissen, dass ihr kommt.«
    Leos Gedanken rasten. Er war so aufgeregt, er spürte fast, wie seine Körpertemperatur stieg. Er konnte seine Gedanken nicht so ganz in Worte fassen, aber er wusste, er war auf etwas Wichtiges gestoßen.
    »Leo?«, fragte Jason. »Was denkst du?«
    »Bei den Göttern!«, sagte Thalia. »Weiter! Seht eure Füße an.«
    Leo trottete rückwärts. Voller Entsetzen ging ihm auf, dass seine Körpertemperatur stieg, wie damals am Picknicktisch unter dem Pecanbaum, als sein Temperament mit ihm durchgegangen war. Jetzt verursachte seine Aufregung dieselbe Reaktion. Seine Hose dampfte in der kalten Luft. Seine Schuhe rauchten buchstäblich, und das gefiel der Brücke überhaupt nicht. Das Eis wurde dünner.
    »Leo, hör auf«, bat Jason. »Du wirst sie noch schmelzen.«
    »Ich versuch’s ja«, sagte Leo. Aber sein Körper wurde von selbst immer heißer, je schneller sich seine Gedanken drehten. »Hör mal, Jason, wie hat Hera dich in diesem Traum genannt? Sie hat dich als Brücke bezeichnet.«
    »Leo, wirklich, du musst dich abkühlen«, sagte Thalia. »Ich weiß nicht, wovon du redest, aber die Brücke ist …«
    »Hört doch kurz zu«, beharrte Leo. »Wenn Jason eine Brücke ist, was verbindet er dann? Vielleicht zwei Orte, die sich normalerweise nicht vertragen – wie der Luftpalast und der Boden. Du musst doch irgendwo gewesen sein, ehe du hergekommen bist, oder? Und Hera hat dich als Austausch bezeichnet.«
    »Als Austausch?« Thalias Augen wurden größer. »Bei den Göttern.«
    Jason runzelte die Stirn. »Worüber redet ihr hier eigentlich?«
    Thalia murmelte so etwas wie ein Gebet. »Jetzt weiß ich, warum Artemis mich hergeschickt hat. Jason – sie hat mir gesagt, ich sollte Lycaon jagen, dann würde ich einen Hinweis auf Percy finden. Und dieser Hinweis bist du. Artemis wollte, dass wir uns begegnen, damit ich deine Geschichte erfahre.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Jason. »Ich habe keine Geschichte. Ich kann mich doch an nichts erinnern.«
    »Aber Leo hat Recht«, sagte Thalia. »Das alles hängt zusammen. Wenn wir nur wüssten, wo …«
    Leo schnippte mit den Fingern. »Jason, wie hast du diesen Ort in deinem Traum genannt? Das zerfallene Haus. Das Wolfshaus?«
    Thalia keuchte auf. »Das Wolfshaus? Jason, warum hast du das nicht gesagt? Da halten sie Hera fest?«
    »Du weißt, wo das ist?«, fragte Jason.
    Und dann löste die Brücke sich auf. Leo wäre glatt zu Tode gestürzt, aber Jason packte ihn am Mantel. Die beiden zogen sich wieder auf die Brücke, und als sie sich umdrehten, stand Thalia auf der anderen Seite eines zehn Meter breiten Abgrundes. Die Brücke schmolz immer weiter.
    »Geht!«, brüllte Thalia und wich über die zerbröckelnde Brücke zurück. »Findet heraus, wo der Riese Pipers Dad festhält! Rettet ihn! Ich gehe mit den Jägerinnen zum Wolfshaus und halte die Stellung, bis ihr kommt. Wir schaffen beides!«
    »Aber wo ist das Wolfshaus?«, rief Jason zurück.
    »Du weißt, wo es ist, Brüderchen!« Sie war jetzt so weit weg, dass sie ihre Stimme durch den Wind kaum hören konnten. Leo war ziemlich sicher, dass sie sagte: »Wir sehen uns dort. Versprochen!«
    Dann drehte sie sich um und rannte die sich auflösende Brücke hinab.
    Leo und Jason durften nicht stehenbleiben. Sie kletterten um ihr Leben und der Eisstreifen unter ihren Füßen wurde immer dünner. Mehrmals packte Jason Leo und nutzte die Winde, um sie oben zu halten, aber das Ganze war eher wie Bungeespringen als wie Fliegen.
    Als sie die schwebende Insel erreicht hatten, zogen Piper und Trainer Hedge sie an Land, während die letzten Reste der Brücke aus Reif verschwanden. Sie standen um Atem ringend vor einer steinernen Treppe, die in den Felshang gehauen war und zur Festung hochführte.
    Leo schaute nach unten. Der Gipfel des Pikes Peak schwamm unter ihnen in einem Meer aus Wolken, von Thalia aber war nichts mehr zu sehen. Und Leo hatte soeben ihren einzigen Weg zurück geschmolzen.
    »Was ist passiert?«, fragte Piper. »Leo, warum dampfen deine Klamotten?«
    »Mir ist ein wenig warm geworden«, keuchte er.

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