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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Tatsache dabei übersehen, dass alle Lebewesen auf diesem Plateau Flügel hatten. Der Pfad, dem sie hinauf gefolgt war, wurde nur wenig genutzt, und sie hatte keine Spuren eines Zentauren darauf erkannt. Die einzige Möglichkeit, wie Cheiron hätte hierher gelangen können, war Fliegen gewesen. Doch statt das zu erkennen, hatte sie persönlich einen Fehler begangen. Sie hatte sich ausgerechnet das einzige andere Wesen ihrer Art zum Feind gemacht.
    Über ihr löste sich der letzte Rest der Finsternis auf, und die Sonne schien herab. Doch in Chex' Herzen wallte neue Finsternis auf. Wie hatte sie sich nur so töricht verhalten können!
    Cheiron kam auf sie zugeflogen, und das Licht der Sonne betonte seine silbernen Schwingen und die goldenen Hufe. Er war der schönste Zentaur, dem sie je begegnet war! Er schien von reifem Alter zu sein, gewiss jedenfalls älter als sie, mit gut ausgeprägten Muskeln und von geschmeidigem Körperbau. Und er konnte fliegen!
    Er landete vor ihr und legte die Flügel an, doch sie war zu niedergeschlagen, um ihm ins Gesicht zu blicken. »Dein Kampfgeist gefällt mir, Kleine«, sagte er. »Du hast dich hier hinaufgekämpft, und du hast dich durch die Dunkelheit gekämpft, die ich verbreitet habe. Dein Vater hatte recht, als er von dir sprach: Du bist nicht nur allein deshalb würdig, weil du außer mir die einzige meiner Art in Xanth bist. Ich bin von weither herbeigeflogen, als ich von dir hörte, in der Hoffnung, dass es sich lohnen würde.«
    Schüchtern und auf grässliche Menschenart errötend, sah sie ihn an. Er lächelte. »So… und du bist gar nicht böse, weil ich mich gestern geweigert habe, mich dir vorstellen zu lassen?«
    »Böse? Fürchterlich wütend bin ich!« sagte er. »Aber du bist noch jung, und man darf nicht von dir erwarten, dass du alle gesellschaftlichen Gepflogenheiten bereits kennst, vor allem da die meisten Zentauren dich meiden. Ich weiß, wie das ist, glaube mir! Immerhin hat es mir einen Vorwand dafür geliefert, deinen Kampfgeist auf die Probe zu stellen. Die Flügelungeheuer werden ins Tal der Wühlmäuse fliegen; du hast sie überredet. Und ich…«
    Sie sah ihn völlig benommen an. Welch eine prachtvolle Kreatur! »Und du…?«
    »Ich werde dich willkommen heißen… wenn du zu mir fliegst.« Er machte kehrt, breitete die Flügel aus und hob ab, ließ sie in einem Luftwirbel zurück, der kaum stürmischer war als ihre Gefühle.
    Sie musste lernen zu fliegen!

11
OGER
    Sie schritten auf dem Weg nach Schloss Roogna. Chex hatte Prinzessin Ivy versprochen, dass sie Esk vorbeischicken würde, um Bericht zu erstatten, sobald sie ihn gefunden hatte, und Ivy hatte wiederum versprochen, etwas anderes auszugraben, was ihnen beim Küssmichfluss behilflich sein könnte. Wie sich herausstellte, tat Ivy für sie beinahe ebensoviel, wie es ihre Eltern hätten tun können.
    »Wer ist Ivy?« fragte Bria.
    Esk erklärte es ihr, denn Bria wusste natürlich nur wenig über die Hierarchie im gewöhnlichen Xanth.
    »Ach, Irenes Tochter!« rief Bria. »Meine Mutter Blyght kannte Irene.«
    »Ach ja?« fragte Esk überrascht. »Wie das?«
    »Nachdem dein Ogervater Marks Leute zerrissen hatte, kümmerte er sich um die Messings und entführte Blyght in diese Welt. Dort lernte sie einige interessante Leute kennen, einschließlich deiner Mutter Tandy, und später dann kam sie dazu, der Mähre Imbri zu helfen, eure Könige zu retten.«
    »Warum hast du mir das denn nicht vorher gesagt?« fragte er.
    »Ich hielt es nicht für wichtig. Außerdem sollte man sich als Mädchen in Gegenwart von Ogern vorsichtig verhalten. Dein Vater hat meiner Mutter immerhin eine Beule verpasst.«
    »So etwas würde er nie tun! Er ist meiner Mutter immer treu gewesen!«
    »Willst du damit sagen, dass es nicht wahr ist? Du bringst mich in Verlegenheit.«
    Esk hielt inne. Die Sache versprach kompliziert zu werden. »Äh, nein, das will ich damit nicht sagen.«
    »Was willst du denn sagen?«
    »Nur, dass hier irgendein Missverständnis vorliegen muss.«
    »Ach so.« Sie klang enttäuscht. »Jedenfalls hat sie später meinen Vater geheiratet, aber ich glaube, irgendwie hat ihr die Außenwelt gefehlt. Das hat mich sehr neugierig darauf gemacht. So habe ich mich ja auch verirrt; ich habe nach einem Ausgang gesucht.«
    Esk lächelte. »Na ja, du hast ja auch einen Ausgang gefunden!«
    »Nein, du hast ihn gefunden. Aber ich bin auch nicht wirklich draußen; ich bin hier ebenso gefangen, wie du drinnen gefangen

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