Helden-Maus
zusetzten, bis sie sie aus dem Tal vertrieben hatten. Wühlmäuse erschienen, die durch Dämme und Mauern Tunnels gruben und das gefangene Wasser freisetzten, damit der Küssmich wieder in seinen Urzustand zurückkehrte und das Tal der Wühlmäuse endlich wieder speiste.
Nun kam Cheiron mit seinem Gegenanliegen an die Reihe. Die Flügelungeheuer stürzten sich zwar auf die Dämonen, doch diese wehrten sich, entmaterialisierten und bildeten sich hinter den Ungeheuern aufs neue, bewarfen sie mit Steinen, stachen nach ihnen, rissen ihnen Federn aus den Flügeln. Schon bald lagen die armen Ungeheuer verwundet und sterbend am Boden, während die Wühlmäuse ihre Arbeit an den Dämmen nicht mehr fortsetzen konnten. Dann bedeckten die Dämonen die verwundeten Kreaturen mit Strauchwerk und setzten es in Brand.
Als Chex ihr Anliegen vorgetragen hatte, hatte sich das Licht um sie herum ausgedehnt, bis die ganze Ebene erleuchtet und die Dunkelheit darüber schwächer geworden war. Mit Cheirons Antwort wuchs die Finsternis in die Tiefe, zermalmte das Licht. Selbst das Feuer in seinem Bild loderte finster, wie ein Alptraum aus dem Kürbis trieb der Qualm in die Höhe und verband sich mit der Finsternis. Nur in Chex' unmittelbarer Umgebung war das Licht noch kräftig genug; sie hatte Boden verloren.
Sie versuchte es erneut. Sie dachte daran, wie Esk seine Vorfahren, die Oger, aufsuchte, um sie um die Hilfe zu bitten, die die Menschen ihm verweigerten. Sie dachte an Volney Wühlmaus, wie er sich in den Boden eingrub, um seine gefürchteten Verwandten, die Zappler, aufzusuchen.
Wenn eine von beiden Gruppen einwilligte zu helfen, dann würden die Flügelungeheuer nicht allein sein und könnten die mächtigen Dämonen vielleicht doch schlagen.
Während sie dies dachte, wurde das Licht immer heller und trieb die Finsternis zurück, noch weiter als beim ersten Mal, und die Figuren in dem Bild begannen zu glühen. Die marschierenden Oger wirkten geradezu edel, und die Dämonen sahen verängstigt aus, als die vereinten Boden- und Luftstreitkräfte sich näherten. Der Sieg war zu einer realen Möglichkeit geworden!
Nun konterte Cheiron wieder. Die Finsternis wogte gegen das leuchtende Bild an, und dieses wurde immer kleiner, als würde es sich zurückziehen, bis es schließlich nur noch ganz winzig und weit entfernt war. Was scherten sich die Flügelungeheuer um die Sorgen der Bodenungeheuer? Für die Luftlebewesen stellten die Dämonen doch keine Bedrohung dar!
Chex wartete nicht ab, bis er damit fertig war. Sie konterte mit einer improvisierten Gefühlsaufwallung. Die Flügelmonster sorgten sich doch, sie mussten sich einfach darum sorgen, denn was den Landungeheuern schadete, schadete auch denen der Luft. Die Menschen mochten zwar gleichgültig gegenüber den Sorgen eines nicht von Menschen bewohnten Gebiets sein, und die Zentauren mochten sich nicht um nichtzentaurische Angelegenheiten scheren, doch bestimmt wollten die Flügelungeheuer in besserem Einklang mit anderen Kreaturen leben als diese!
Als sie diese Gedanken projizierte, sammelte sich das Licht wieder und verdrängte die Finsternis. Doch das Dunkel stieß wieder nach. Es nützte nichts, wenn die Flügelungeheuer sich ebenso töricht benahmen wie die Ungeheuer am Boden; bei diesem törichten Unterfangen könnten sie alle den Tod finden.
Aber das nahm Chex nicht unwidersprochen hin. Selbst wenn es ein hoffnungsloses Anliegen gewesen wäre, war es die Sache wert, unabhängig davon, ob man vielleicht scheiterte. Andere Kreaturen mochten ihre Feigheit hinter Gleichgültigkeit verbergen, doch nicht die kühnsten aller Kreaturen, die Flügelungeheuer! Es war immer noch besser, auf einer derart ehrenvollen Mission, als in der Schande des Nichtstuns zu sterben, wie die Menschen und Zentauren.
Ihr Licht wurde immer heller und breitete sich mit jedem Argument weiter aus, schlug die Finsternis zurück, bis von ihr nur noch eine winzige Wolke übrig blieb. Nun barsten auch weitere Lichtquellen hervor, wie Flammen, die von zündelnden Funken ausgelöst wurden. Sie entsprangen den Ungeheuern selbst, die das Plateau umstellt hatten; sie waren ihrer Meinung!
Die dunkle Wolke schrumpfte zusammen, bis endlich die darin befindliche Gestalt sichtbar wurde. Und plötzlich fühlte Chex sich ganz schwach.
Cheiron war ja ein geflügelter Zentaur!
Natürlich hätte sie das schon vorher begreifen müssen! Sie hatte seinen Namen richtig als typisch für einen Zentauren erkannt, hatte aber
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