Helden-Maus
Männer; selbst der kleinen Ivy war es irgendwie gelungen, ohne allzu große Schwierigkeiten die Verbote ihres Vaters zu umgehen.
Er wandte sich wieder dem Pfadfinderzauber zu und konzentrierte sich. »Den kürzesten Pfad zum Ogersee«, sagte er.
Dann blinzelte er, denn plötzlich befand sich vor ihm ein Pfad, den er noch nie gesehen hatte. Er war ziemlich breit und gerade und offen; es würde keine Schwierigkeiten machen, ihm zu folgen. Doch er führte nach Süden.
»Der Ogersee liegt aber im Norden!« protestierte er. »Das ist der verkehrte Pfad!«
»Unsinn«, bellte Latia. »Pfadfinder irren sich nie. Verlass dich lieber auf ihn als auf dein eigenes Urteil.«
Esk erkannte, dass ihm nicht viel anderes übrig blieb, denn wenn er den angebotenen Pfad nicht nahm, musste er seinen eigenen finden, was ihn für die Hinreise allein schon eine Woche gekostet hätte.
Also betrat er ihn.
Latia und Bria folgten. Der Pfad führte gemächlich nach Süden, in den dicksten Dschungel hinein. Und dann, als sie außer Sichtweite von Schloss Roogna waren, änderte er seine Richtung und führte in einem Bogen nach Norden. »Siehst du? Er weiß schon, wo er hinführt«, meinte Latia.
»Aber wie kann es der kürzeste Pfad sein, wenn er doch gerade diesen Umweg gemacht hat?« wollte Esk wissen.
»Vielleicht lässt er sich nur ungern stören.«
Der Pfad schlug eine Kurve nach links, dann immer weiter, bis er auf etwas höherer Ebene sich selbst kreuzte. Die Kurve wurde immer enger und führte in eine zweite Schlaufe, die dicht über der ersten endete.
»Dieser Pfad hält uns nur zum Narren!« meinte Esk. »Der führt nirgendwohin.«
»Wahrscheinlich hat er dafür seine Gründe«, widersprach Latia. »Kritisiere ihn nicht zu scharf. Sonst bringst du ihn noch in Verlegenheit.«
Esk wollte den Pfad nicht küssen, deshalb enthielt er sich lieber weiterer Kommentare. Die Spirale setzte sich fort, bis sie ziemlich in die Höhe geführt hatte und sehr eng geworden war; sie gingen auf Höhe der Baumwipfel in einem engen Kreis.
Da führte der Pfad endlich wieder nach Norden, auf dem Ast eines Riesenbaums entlang. »Siehst du, er musste nur erst einmal die erforderliche Höhe erreichen«, sagte Bria zufrieden. »Das muss ein weiblicher Pfad sein. Denn er weiß, was er tut, auch wenn andere es nicht wissen.«
Esk hoffte es. Der Ast führte auf knorrige, verschlungene Weise in die Tiefen des Laubwerks, und die Schatten wurden immer dunkler, so dass sie sorgfältig einen Fuß vor den anderen setzen mussten. Es gab zwar auch viele Seitenzweige, doch sie erkannten mühelos, wo der eigentliche Pfad entlangging, weil er ziemlich ausgetreten aussah. Darüber machte Esk sich Gedanken. Dem Verlorenen Pfad im Kürbis war an manchen Stellen schwierig zu folgen gewesen, weil er kaum benutzt wurde. Wer benutzte denn dann diesen Pfad hier so häufig?
»Wahrscheinlich gibt es mehrere Standardpfade«, bemerkte Latia als Antwort auf seine Gedanken. »Vielleicht werden sie stückweise zusammengefügt, wird ein Ende an das andere gelegt, um eine bestimmte Route zu ergeben, die zu einem bestimmten Ziel führt. Daher ist dieser Teil stark benutzt worden, doch nur von Leuten, die in andere Regionen gingen. Es spielt kaum eine Rolle, solange die Programmierung stimmt.«
Sie erreichten den Stamm des Baumes. Darin befand sich ein Loch, in das der Pfad führte. Das Innere glich einem Tunnel, überraschend groß; der Pfad führte noch lange weiter, nachdem er nach Esks Meinung eigentlich schon auf der anderen Seite des Baums hätte heraustreten müssen. Die Wände wurden immer glatter und begannen schwach zu glitzern, als seien sie feucht.
Da entdeckte Esk einen Stalaktiten. »Einen Augenblick mal!« rief er. »Stalaktiten gibt es doch nur in Höhlen!«
»Das ist seltsam«, meinte auch Latia. Sie legte die Hand auf den abwärts gerichteten Kegel. »Aber der hier besteht aus Holz.«
Esk berührte ihn ebenfalls. Tatsächlich, es war Holz. Die Dunkelheit hatte sein Aussehen verändert.
Schließlich führte der Tunnel auf einen anderen Ast hinaus. »Ist das immer noch derselbe Baum?« fragte Bria, im plötzlichen Licht blinzelnd.
Tatsächlich schien er sich verändert zu haben. Die Rinde war glatter, und der Durchmesser des Stammes kam ihnen kleiner vor. Neugierig geworden, blieb Esk stehen und bahnte sich seinen Weg außen um den Baum herum, bis er an der Seite stand, an der sie in ihn eingetreten waren.
Dort gab es keinen Eingang. Der Baum besaß nur ein
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