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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Er sah Yon mit finsterem Gesicht den Kopf schütteln und Drofd ganz verwirrt und verletzt dreinschauen. Brack würde sich die Schläfen reiben und – ach nein, Brack war ja wieder zu Schlamm geworden, fiel ihm plötzlich wieder ein. Herrlich? Bei den Toten, was sie wohl dazu sag…
    »Kropf.« Und da war sie auch schon, direkt an seiner Seite.
    »Ah!«, sagte er und trat einen Schritt zurück.
    »Wie geht’s deinem Gesicht?«
    »Äh … ganz gut … denk ich. Ist bei den anderen alles in Ordnung?«
    »Yon hat einen Splitter in der Hand und ist deswegen noch grantiger als sonst, aber das überlebt er schon.«
    »Gut. Das ist … gut. Dass es allen gutgeht, meine ich, nicht … nicht den Splitter.«
    Sie runzelte die Brauen, merkte offenbar, dass etwas nicht stimmte, und das war auch nicht besonders schwer, da er sich bei dem Versuch, es zu verbergen, gerade kreuzdämlich anstellte. »Was wollte unser nobler Bewahrer denn?«
    »Er wollte …« Kropf machte ein paar sinnlose Mundbewegungen und fragte sich, wie er die Nachricht am besten verpacken sollte. Aber ein Kackhaufen ist nun mal ein Kackhaufen, egal, wie man ihn verpackt. »Er wollte mir den Platz von Spaltfuß anbieten.«
    Er hatte erwartet, dass sie sich kaputtlachen würde, aber sie kniff nur die Augen ein wenig zusammen. »Dich? Wieso das denn?«
    Gute Frage. Inzwischen stellte er sie sich auch. »Er sagte, ich sei aufrecht und ehrlich.«
    »Verstehe.«
    »Er sagte … ich würde ihn an Dreibaum erinnern.« Die Worte waren kaum heraus, da merkte er, wie albern und eingebildet das klang.
    Nach dieser Erklärung hatte er erst recht Gelächter von ihr erwartet, aber sie verengte die Augen nur noch weiter. »Du bist ein Mann, dem man vertrauen kann. Das weiß jeder. Aber ich sehe gewichtigere Gründe.«
    »Zum Beispiel?«
    »Du hattest ein gutes Verhältnis zu Bethod und seinen Leuten, und vorher noch zu Dreibaum, und vielleicht glaubt Dow, dass du ihm ein paar neue Freunde bringen wirst, die vorher noch nicht auf seiner Seite waren. Oder zumindest ein paar Feinde weniger.« Kropf runzelte die Stirn. Das waren in der Tat gewichtigere Gründe. »Zum einen das, zum anderen weiß er, dass Whirrun dir überall hin folgt, und Whirrun ist ein verdammt guter Mann, den man gerne hinter sich weiß, wenn die Lage kitzlig wird.« Scheiße. Da hatte sie schon wieder Recht. Sie hatte gleich erkannt, was dahintersteckte. »Und so, wie ich den Schwarzen Dow kenne, wird die Lage noch ziemlich kitzlig werden … Was hast du ihm geantwortet?«
    Kropf wand sich ein wenig. »Ich habe Ja gesagt.« Hastig fügte er hinzu: »Nur für die Zeit der Schlacht.«
    »Verstehe.« Noch immer kein Zorn und auch keine Überraschung. Sie beobachtete ihn lediglich. Das machte ihn nervöser, als wenn sie ihm ins Gesicht geschlagen hätte. »Und was ist mit dem Dutzend?«
    »Tja …« Er schämte sich auszusprechen, dass er darüber noch gar nicht nachgedacht hatte. »Ich denk mal, dass du mit mir aufsteigen könntest, wenn du willst. Es sei denn, du willst zurück auf deinen Hof, zu deiner Famil…«
    »Mich zurückziehen?«
    »Joh.«
    Sie schnaubte. »Die Pfeife und die Veranda und der Sonnenuntergang über dem See? Das ist dein Ding, nicht meins.«
    »Dann … dann ist es wohl einstweilen dein Dutzend.«
    »In Ordnung.«
    »Willst du mir denn gar keinen Vortrag halten?«
    »Weswegen denn?«
    »Na, zum Beispiel, weil ich nicht meinem eigenen Rat gefolgt bin. Weil ich mich nicht unsichtbar gemacht habe, nicht möglichst in Deckung geblieben bin und mich lediglich bemüht habe, alle im Trupp lebendig durch den Krieg zu bringen … weil alte Pferde nicht versuchen sollten, über neue Zäune zu springen und bla, bla, bla … «
    »Das hättest du gesagt, Kropf. Ich bin nicht du.«
    Er blinzelte. »Wahrscheinlich nicht. Dann glaubst du, dass ich das Rechte tue?«
    »Das Rechte?« Sie wandte sich mit dem Anflug eines Lächelns ab. »Das ist wieder dein Ding.« Damit schlenderte sie zu den Helden hinüber, eine Hand locker auf den Griff ihres Schwertes gelegt, und ließ ihn im Wind stehen.
    »Bei den verdammten Toten.« Er ließ den Blick über die Höhen streifen und suchte nach einem Finger, an dem noch genug Nagel war, um darauf herumzukauen.
    Nicht weit entfernt stand Espe. Sagte nichts. Starrte nur vor sich hin. Und sah irgendwie so aus wie ein Mann, der sich übergangen fühlt. Kropfs besorgtes Gesicht verwandelte sich in eine völlig beklommene Miene. Vermutlich würde er in nächster Zeit

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