Heldenklingen
der Widerschein der Fackeln auf der Haut ihrer Wange tanzte wie auf einem schwarzen Spiegel.
»Wieso willst du gegen diesen Narren kämpfen?«, fragte sie voll Verachtung und zeigte mit einem langen Finger zu den Helden. »Du kannst dadurch nichts gewinnen. Und wenn du in den Schildkreis trittst, kann ich dich nicht schützen.«
»Mich schützen?« Dow hatte es sich am dunklen Fenster gemütlich gemacht, das finstere Gesicht lag im Schatten, und er hielt den Griff seiner Axt kurz unterhalb der Klinge in der Hand. »Ich bin im Schildkreis mit Männern fertiggeworden, die zehnmal stärker waren als der Dreckskerl Prinz Calder.« Kreischend ließ er den Wetzstein über die Schneide der Waffe gleiten.
»Calder.« Ischri schnaubte. »Hier sind andere Kräfte am Werk. Kräfte jenseits deines Begriffsvermögens!«
»Ich denke, ich begreife ziemlich gut. worum es geht. Du steckst in einer Fehde gegen diesen Ersten der Magi, und deswegen nutzt du meine Fehde gegen die Union als Mittel, um gegen ihn zu kämpfen. Hab ich es in etwa erfasst? Ich verstehe mich auf Fehden, das kannst du mir glauben. Ihr Hexen oder wie auch immer ihr euch nennt, ihr glaubt, ihr lebtet in einer anderen Welt, aber ihr steht mit beiden Beinen fest auf dieser, soweit ich das erkennen kann.«
Sie hob das Kinn. »Wo immer es scharfe Klingen gibt, ist auch Gefahr.«
»Natürlich. Das macht diese Dinger ja so faszinierend.« Wieder fuhr der Wetzstein über die Axt.
Ischris Augen verengten sich, und sie verzog den Mund. »Was ist das nur mit euch verdammten Rosigs und euren verdammten Kämpfen und eurem verdammten Stolz?«
Dow grinste nur, und seine Zähne blitzten auf, als sein Gesicht kurz aus den dunklen Schatten auftauchte. »Oh, du bist ganz zweifelsohne eine kluge Frau, und du weißt alle möglichen nützlichen Dinge.« Nach einem weiteren Streich hob er die Axt ins Licht und betrachtete die schimmernde Schneide. »Aber du weißt weniger als gar nichts über den Norden. Von meinem Stolz habe ich mich schon vor Jahren verabschiedet. Hat mir nicht gepasst, hat gescheuert wie ein zu enger Kragen. Hier geht es um meinen Namen.« Er prüfte die Schneide, indem er die Spitze seines Daumens so sanft darüber gleiten ließ wie über den Hals einer Geliebten, dann zuckte er die Achseln. »Ich bin der Schwarze Dow. Ich kann aus dieser Sache ebenso wenig raus, wie ich zum Mond fliegen kann.«
Ischri schüttelte angewidert den Kopf. »Nach all der Mühe, die ich mir mit dir gemacht habe.«
»Wenn ich bei dem Kampf umkomme, dann gibt’s für mich Schlimmeres als deine vergebliche Mühe, glaubst du nicht?«
Sie warf erst Kropf einen finsteren Blick zu und dann Dow, der die Axt nun gegen die Wand lehnte, und sie stieß ein wütendes Zischen aus. »Euer Wetter werde ich jedenfalls nicht vermissen.« Damit packte sie ihre angesengten Mantelschöße und riss sie mit einem Ruck bis vor ihr Gesicht. Ein Geräusch wie von flatterndem Tuch ertönte, und dann war Ischri verschwunden. Nur ein kleiner Fetzen geschwärzten Verbands fiel dort, wo sie gestanden hatte, zu Boden.
Dow fing ihn mit Daumen und Zeigefinger auf. »Sie könnte ja auch einfach nur zur Tür rausgehen, aber ich vermute, das hätte nicht dieselbe … dramatische Wirkung.« Er pustete den Stofffetzen weg und sah zu, wie er durch die Luft trudelte. »Hast du dir je gewünscht, einfach so verschwinden zu können, Kropf?«
»Ungefähr jeden Tag in den letzten zwanzig Jahren. Aber vielleicht hat sie Recht«, brummte der alte Krieger. »Du weißt schon. Was den Schildkreis betrifft.«
»Fängst du jetzt auch noch an?«
»Es gibt nichts zu gewinnen. Bethod hat immer gesagt, nichts zeugt mehr von deiner Macht als …«
» Scheiß auf Großmut«, stieß Dow hervor, der sein Schwert so schnell aus der Scheide riss, dass die Klinge ein singendes Geräusch hören ließ. Kropf schluckte und musste alle Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht aus Reflex zurückzuweichen. »Ich habe dem Burschen immer wieder eine Chance gegeben, und er hat mich immer wieder wie einen Blödmann aussehen lassen. Du weißt, dass ich ihn töten muss.« Dow begann nun, die matte, graue Klinge mit einem Lappen zu polieren, während seitlich an seinem Kopf ein Muskel zuckte. »Ich muss ihn erledigen, so blutig, grausam und hart, dass es in den nächsten hundert Jahren niemand mehr wagen wird, mich zum Narren zu halten. Ich muss allen eine Lehre erteilen. So läuft das nun mal.« Er hob den Blick, und Kropf merkte, dass er ihn
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