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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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die Dörfler, und sogar die rohen Schergen stellten kurz ihr Lachen und Johlen ein, da sie offenbar nicht mit ernsthaftem Widerstand gerechnet hatten.
    Der Mann mit der Mähne legte den Kopf schief, als würde er irgendwie den Sinn hinter Dalarrs Eingreifen nicht verstehen. »Was sagst du da?«
    »Dass ihr ihn in Ruhe lassen sollt«, erwiderte Dalarr.
    »Zu Befehl, der Herr!« Der Mörder lockerte seinen Griff um die Knöchel des Obristen, bis dessen Füße durch seine Finger glitten. Kopfüber stürzte der Halbling in die Narbe. Sein langgezogener Schrei, der von den Wänden der Schlucht als grausiges Echo zurückgeworfen wurde, löste ein ohrenbetäubendes Jammern und Klagen unter den Brückheimern aus, in dem das garstige »Recht so?« des Mähnenhaars beinahe unterging.
    Er hat ihn umgebracht, einfach so! Namakan spürte einen heftigen Schwindel. Nur für einen billigen Scherz und um den Meister zu reizen. Wenn alle Menschen dort draußen in der Welt so sind, haben wir keine Chance.
    »Recht so?« Dalarr zog Blotuwakar und Swiputir. »Mir soll es recht sein!«, brüllte er und schritt entschlossen die Brücke hinunter.
    Von da an ging alles sehr, sehr schnell. Namakan zwang seine Angst unter die Knute seines Rachedursts. Er konnte seinen Meister nicht allein in den Kampf ziehen lassen, um Vergeltung für Lodaja und seine Geschwister zu üben. Er warf seinen Rucksack ab und hastete auf die verbliebenen Wachleute zu, die nach wie vor wie versteinert waren. Er wollte einem von ihnen die Hellebarde aus den Fingern winden, um Dalarr hinterherzustürmen. Während er mit seinem Gegner rang, geriet doch noch Leben in dessen Kameraden. Sie schwärmten zur Brücke aus, knieten vor den Strohballen dort nieder, legten ihre Hellebarden ab und nestelten an kleinen Beuteln an ihren Gürteln. Was treiben die Kerle da?
    Namakan hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Er trat seinem Gegenüber kräftig auf die Zehen. Der Wächter ließ seine Waffe los und hüpfte heulend auf einem Bein. Sehr gut! Und, ach ja, Verzeihung. So schnell ihn seine kurzen Beine trugen, wetzte Namakan mit der Hellebarde als Trophäe hinter Dalarr her. Als er an den restlichen Wächtern vorbeikam, wehte ihm der Duft von köstlichem Branntwein in die Nase und er hörte das Klacken von Flintsteinen, die aufeinandergeschlagen wurden.
    Verdammt!
    Jetzt begriff er alles: Die Wachleute hatten das Stroh, das sie wahrscheinlich letzte Nacht im Schutz der Dunkelheit herangeschleppt hatten, zusätzlich mit Branntwein übergossen, damit es umso heftiger Feuer fing. Und genau dieses Vorhaben setzten sie gerade in die Tat um! Schon züngelten die ersten Flammen aus dem Stroh, um sich vom Wind angefacht rasend schnell durch die Ballen zu fressen.
    »Meister! Die Brücke brennt!«, schrie Namakan panisch, ohne in seinem Lauf innezuhalten.
    Entweder hörte Dalarr ihn nicht oder er schenkte ihm aus gutem Grund keine Beachtung. Ein Häscher Arvids rannte auf ihn zu, ein Beil zum Wurf erhoben.
    Da! Jetzt wirbelte es durch die Luft!
    Mit einem Hieb seines Langschwerts lenkte Dalarr das Beil ab, als wäre es nicht mehr als ein lästiges Insekt. Die Verblüffung auf der Miene seines Gegners währte nicht lange, weil Dalarr die Distanz zu dem Mann überwunden hatte, noch bevor dieser seinen Streitkolben vom Wehrgehänge lösen konnte. Dalarr hämmerte ihm wie beiläufig den Dorn von Swiputirs Knauf in die Schläfe und stieg über den zusammensackenden Feind hinweg.
    Nun eilten auch die anderen Krieger ihm entgegen. Er knickte in den Knien ein, um unter einem Streitkolbenschlag wegzutauchen, und ließ den Schwung seiner Ausweichbewegung nicht ungenutzt: Quer schnitt die Klinge des Langschwerts dem Kolbenschwinger unterhalb des Kettenhemds tief in beide Schenkel. Dalarr ließ die Waffe unmittelbar nach dem Treffer los. Der Mann brüllte auf und wollte wohl nach hinten wegwanken, doch da seine Beine urplötzlich durch einen Steg aus scharfem Metall miteinander verbunden waren, kippte er einfach um.
    Noch vor den züngelnden Flammen, die munter von Strohballen zu Strohballen sprangen, erreichte Namakan die Stelle, wo sein Meister den ersten Gegner niedergestreckt hatte. Die Füße des Mannes zuckten noch, und aus dem Loch in seinem Kopf quoll in schwachen Schüben dunkles Blut. Er scharrt mit den Beinen! Wie ein Kaninchen, wenn man ihm vor dem Ausweiden den Knüppel über den Kopf gezogen hat!
    Angewidert setzte Namakan über die Lache hinweg, an der sein Blick wie gefesselt hing. Als

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