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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Kraus
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fördert nun einmal die Gehirnentwicklung, denn es gibt Zusammenhänge zwischen sportlicher Betätigung und Hirnentwicklung. Aus der Gerontologie wissen wir zudem: Körperliche Aktivität beugt Demenz vor. Allgemein wissen wir auch: Bewegung fördert die Produktion von Endorphinen. Und: Sport stabilisiert das Vegetativum. Vor Prüfungen ist das besonders wichtig.

Zeit für Kinder und Zeit fürs Spiel
    Die drei wichtigsten Dinge in der Erziehung sind: Zeit, Zeit, Zeit. Innerhalb der Familie heißt das: Einfach da sein für die Kinder – freilich ohne in Personalunion Überwachungsdrohne und Animateur zugleich zu sein. Das gilt auch für die Eltern, die während der Woche keine halbe Stunde für die Kinder aufbringen, dann am Wochenende aber auf «Quality Time» mit 60-Stunden-Rundum-Programm machen. Kuschelig sind solche Powerprogramme samt Eventmanagement und All-inclusive-Bespaß-Animation nicht, selbst wenn so etwas fast schon zu den Must-haves in gewissen Kreisen geworden ist. Mit persönlicher Zuwendung, mit Ausgleich, mit Spontaneität hat das nichts zu tun. Daran ändert selbst folgende höchstamtliche Definition von Qualitätszeit durch das «Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend» nichts: «Als Qualitätszeit für Familien betrachten wir verlässliche und selbstbestimmte Zeitoptionen, die Familien bewusst für gemeinsame Aktivitäten nutzen. Dabei kann es sich sowohl um gemeinsame Ausflüge oder Spielnachmittage handeln, als auch um Aktivitäten, wie etwa gemeinsames Kochen und Essen, solange sie bewusst als Familienzeit wahrgenommen werden. Reine Haushaltstätigkeiten oder Hobbys, bei denen andere Familienmitglieder auch anwesend sind, zählen hingegen nicht dazu. Für uns bemisst sich Zeitwohlstand in bewusster Interaktion, Fürsorge und Zuwendung mit dem Ergebnis von Wohlbefinden.» Diese Definition findet sich im 94-seitigen ministeriellen Memorandum «Familie leben» mit dem Untertitel «Impulse für eine familienbewusste Zeitpolitik». «Familienbewusste Zeitpolitik» – definiert von staatlicher Seite!
    Eltern haben genügend Zeit – eigentlich. Man bedenke: Die Zahl der Kinder pro Familie ist immer geringer, die durchschnittliche Arbeitszeit immer kürzer und damit auch die Freizeit der Eltern immer üppiger geworden. Zeit und nochmals Zeit für das Spiel, das wäre wichtig. Eltern müssen für ihre Kinder das Spiel wieder ernst nehmen, zumal viele Kinder das Spielen verlernt haben oder des Spielens gar entwöhnt wurden. Man hat vielfach den Eindruck, es sei in immer jüngeren Kindesjahren ein Ende der Spielzeit angesagt. «Schluss mit Spielen, jetzt wird gefördert!», solche Karikaturen kann man sich gut vorstellen. Das Gefördertwerden darf aber nicht zur Arbeit werden, auch wenn vermeintlich nutz- und kostenlose Spielerei als Zeitverschwendung gilt und schon gar nichts für die Wirtschaft und für die spätere Karriere bringt. Wer meint, Kinder müssten sehr früh an den Ernst des Lebens herangeführt werden, der scheint nicht zu wissen, dass für Kinder das Spiel der Ernst des Lebens ist. Am meisten und am besten werden Kinder eben gerade durch das Spiel – das Spiel ganz für sich allein, das Spiel mit Gleichaltrigen und das Spiel mit den Eltern – gefördert. Dieses braucht nicht inszeniert zu sein, im Gegenteil: je spontaner, desto besser. Das Kind hätte dafür die Zeit, die «lange Weile», schließlich findet es täglich ja auch drei bis vier Stunden Zeit, um fernzusehen oder vor irgendwelchen anderen Bildschirmen zu sitzen.
    Das Spiel des Menschen ist eine anthropologische Konstante, denn der Mensch ist gleichermaßen «homo faber» (Arbeiter) und «homo ludens» (Spieler). Mit seiner Arbeit und Leistung erfährt er seine Existenz in Auseinandersetzung mit der Welt. Arbeit und Leistung dieses «homo faber» sind Ausdruck des Höchstindividuellen, zugleich Motor und Ergebnis freier Persönlichkeitsentwicklung.
    Gerade Heranwachsende bekommen über ihre Leistung zumindest eine Ahnung davon, dass man mit Wissen und Können über sich selbst hinauswächst, um mitzuwirken am Ganzen, womit Leistung übrigens immer eine soziale Dimension hat. Dem «homo faber» steht gleichberechtigt aber der «homo ludens» zur Seite. Beide Daseinsformen schließen sich nicht aus, sondern sie ergänzen sich. Das Spiel ist Grundkategorie des Menschlichen, und es ist zugleich kultur- und persönlichkeitsbildend. «Der Mensch … ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.» So heißt es bei

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