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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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Abschlussgottesdienst müssten, und wir sollten alle vorher noch zum Händewaschen gehen; im nächsten Schuljahr würden wir genauer darüber sprechen.
    In der Pause hab ich dem Wolfi mit meinem Taschenmesser die Speichen von seinem BMX -Rad angesägt, bloß ein bisschen, also nicht so, dass man es sieht. Und als er dann, mit dem Zeugnis im Schulranzen, wie üblich die Hindenburgstraße zum Bahnhof runtergebrettert ist, mit seinem Angeberradl, an das er anstelle eines normalen Lenkers einen Autolenker montiert hat, da hat er sich die beiden Schneidezähne an dem roten Traktor-Lenkknopf ausgeschlagen, den er noch aufs Lenkrad draufgeschraubt hat, damit er einhändig fahren kann. Den Lenkknopf hat er von mir zum zwölften Geburtstag gekriegt. Die Lippe ist ihm auch noch bis zur Nase rauf aufgerissen, geblutet hat er wie eine Sau. Ich hab ihn zum Doktor Schaffrath geschleppt, in die Praxis neben der Schule, der hat ihn grob zusammengeflickt und gleich einen Termin in der Zahnchirurgie ausgemacht. Seither ist der Jäger Wolfi ein Gezeichneter. Wegen mir. Aber das weiß nur ich.
     
    Jetzt, wo wir hier beisammenstehen, will ich ihm so kurz wie möglich erklären, was ich im Hendlwagen gesehen hab, doch er lässt mich gar nicht ausreden.
    «Bist du nun auch noch Detektiv und machst der Sophie beim Effeffbi Konkurrenz?» Er spricht die Abkürzung für Fürstenfeldbruck englisch aus, steigt über die Schnur und dirigiert mich zur Bude. Ich soll die Tür öffnen, er wirft einen Blick hinein, aber einen sehr kurzen. Seiner Miene ist nicht zu entnehmen, was er von dem Ganzen hält. Der Herr Polizist gibt sich als unergründlicher Ermittler, nicht mal seine Gedanken höre ich knistern, falls da überhaupt welche sind. Dann nestelt er an seinem Gürtel, löst die Handschellen und will mich packen. Ich weiche ihm aus, wie früher hundert Mal beim Fangermanndl-Spielen, und flüchte auf den Tiger.
    «Ja spinnst du jetzt total?», rufe ich vom Traktorsitz zu ihm runter und klappe sicherheitshalber noch die Frontscheibe zu. Die ist zwar nicht aus Panzerglas, aber besser als nichts, falls er doch noch herumballert.
    Der Kraulfuß wagt sich aus seinem Laden heraus und schürt das Ganze noch. «Genau, der Muck war’s! Ich hab’s gesehen, wie der, vorhin, wie der in die Bude rein ist.» Wieso arbeitet der jetzt gegen mich? Hin und wieder kaufe ich doch einen Fisch bei ihm.
    «Aha, jetzt kommt also einiges zusammen.» Der Jäger Wolfi nickt. «Beamtenbeleidigung, Behinderung einer Ermittlung, Mordverdacht, deine Fingerabdrücke auf der Tür und bestimmt auch im Wagen selbst. Du kannst dich gleich für ein paar Jahre von deinen Haustieren verabschieden.»
    Mir langt’s. Ich drehe den Zündschlüssel, soll der Jäger Wolfi ruhig versuchen, mich aufzuhalten, oder mir in den Rücken schießen, dann ist es halt so. Als ich in die Feldafinger Straße abdrehe, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie er die Handschellen sich selbst umhängt, armbandmäßig, und dann in sein Handy sabbert.

Vorm Eingang zum Rathaus parkt der Krankenwagen, und gerade tragen sie einen raus. Wird doch nicht einem von den Beamten beim Goldfischglasbeobachten schwindlig geworden sein? Aber nein, auf der Trage sehe ich die Riesenlatschen vom Fidl. Kaum zu glauben, dass er der Vater von meiner Frau ist. Er Schuhgröße sechsundvierzig, sie fünfunddreißig. Ich springe vom Tiger und frage, was los ist.
    «Verdacht auf AMI .» Der Notarzt schiebt mich weg und ordnet die Schläuche, die da umeinanderhängen.
    «Wieso Ami?» Ich verstehe gar nichts mehr. «Der Fidl war mal mit einer Französin zusammen, aber sonst ist er ein Bayer, na ja, eigentlich gebürtiger Schlesier, aber seit vierzig Jahren in Münch …» Ich stoppe mich selbst, für Familiengeschichte ist jetzt keine Zeit. Auch wenn man am Fidl perfekt sehen kann, dass aus jedem früher oder später noch ein Bayer werden kann, wenn du den Willen dazu hast und dir Mühe gibst. Aber ich sag nur noch: «Ich bin jedenfalls sein Schwiegersohn.»
    «Acutemyocardialinfarction, Herzinfarkt. Wir müssen uns sputen.»
    Kalkweiß im Gesicht, hat der Fidl die Augen halb geschlossen und keucht wie mein Tiger bei dreißig Grad minus. Langsam streckt er die Hand aus, ich denke schon, er will sie mir reichen, aber er deutet an mir vorbei zum Pflaum Willi, der hinter mir steht und den ich jetzt erst bemerke. «Der war’s», stammelt er.
    «Was war der?», frage ich und bitte die Sanitäter, kurz stehen zu bleiben.
    «Schlüs-sel

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