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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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der Rossi auf.
    «Davon stand aber nichts in der Annonce.» Sie zieht eine Schnute. Doch als niemand was erwidert, sie jeder nur erwartungsvoll anstarrt, setzt sie sich langsam in Bewegung, schleicht zwischen meinem Hocker und den Tischen hin und her und schwingt die Arme wie zwei Keulen. Als sie bei mir kehrtmacht, ducke ich mich und spüre noch den Wind um die Ohren von ihrer Drehung.
    Keuchend hält sie inne, klopft sich auf die Brust, was die Männer vorne zappelig werden lässt.
    «Kondition brauchen Sie fei schon bei uns.» Die Kirchbach Gretl wedelt mit dem Kugelschreiber.
    «Legen Sie ruhig ab, was einengt, mich stört es nicht», schlägt der Pflaum Herbert vor.
    «Das würde dir so passen.» Jetzt streift ihn das Klemmbrett seiner Gattin unsanft am Hinterkopf. «Gleich fragst du sie noch nach ihrer Körbchengröße.»
    «Ja, welche haben Sie denn?»
    «Seit wann weißt du, was ein Körbchen ist?» Die Burgl gerät in Rage. Gleich kratzt sie ihm noch das letzte gute Auge aus.
    «Zur Sache jetzt», ermahnt die Melcherin die beiden und wendet sich an die Bewerberin. «Was ist Ihr größter Fehler?»
    «Fehler?» Sie sieht an ihrem Kittel hinunter und knöpft die oberen zwei Knöpfe zu. «Also jetzt mehr im Sinn von Macke oder von Missgeschick?»
    «Macken haben Sie auch?»
    «Hat doch jeder, oder? Wenn ich mir euch so anschaue.»
    «Ja?» Wo vorher Geräusper und Geraschel war, könntest du nun eine Stecknadel hören. Sogar der Bene stellt sein Keuchen ein.
    «Äh, ja, also nobody is perplex sag ich immer.»
    «Und warum sollten gerade wir Sie einstellen?» Die Melcherin kennt die Bewerbungsfragen aus dem Effeff. Ich wüsste jetzt nicht, was ich antworten sollte, aber um mich geht’s zum Glück nicht.
    Die Befragte muss ebenfalls eine Weile grübeln, sie spielt mit ihren Federohrringen und sagt: «Ich kenne mich halt aus, und außerdem waren zwei Anzeigen drin, wenn ihr mich nicht nehmt, probiere ich’s noch beim Bestatter.»
    «Danke.» Die Burgl notiert sich was. «Warten Sie bitte draußen und schicken Sie gleich den Nächsten rein.»
    «Und was ist mit der Bezahlung?», fragt sie schon in der Tür.
    «Später, bitte Geduld.»
    «Liebesdienst und so Sachen mach ich aber nur gegen Aufpreis, klar?»
     
    Der Nächste ist ein dürrer, älterer Herr in Nadelstreifen-Anzug und leuchtend bunter Wollmütze, die bei den Textilstubenzwillingen auf dem Klemmbrett vermerkt wird, nehme ich an, denn er muss sich zu ihnen runterbeugen, damit sie sich über das Muster streiten können. Dornröschen oder Brombeer. Der Melcher versteht Brombier und macht sich eine weitere Halbe auf.
    «Welche Rolle spielt Geld für Sie?», fragen sie den von einer längeren Ostindienreise zurückgekehrten Hubert Shanti Wampetsberger.
    «Wenn ich welches habe, keine, aber das war bisher noch nicht der Fall.» Und nach seinem größten Fehler gefragt, sagt er: «Meine Jugendsünden werden Sie jetzt aber nicht hören wollen, oder? Die sind aus dem Register gelöscht worden, oder brauchen Sie ein Führungszeugnis?»
    «Vorerst nicht», sagt der Rossi, doch nach der nächsten Antwort auf die Frage, ob er noch Fragen an die Frager habe, schickt er den Ostindianer nicht mal mehr zum Warten hinaus, sondern direkt in die weite Welt zurück. Denn er sagt: «Wenn einer von euch während meiner Arbeit abkratzt, bin ich dann versichert?»
    Die nächsten Kandidaten werden auch nicht besser, mir wird’s langsam zu anstrengend, das alles mit anzuhören. Der eine trägt Einmalhandschuhe zur kurzen Jeansjacke. Der andere sagt, sein größtes Versehen sei, sich nicht schon längst von seiner Alten getrennt zu haben. Und wo hier das Buffet sei, will er noch wissen, bevor er hinausstolziert und dabei die nicht vorhandenen Haare zurückwirft. Der Nächste hat ein Akkordeon vor den Bauch gespannt, was der Gretl einen Juchzer entlockt. Er spielt einen Landler, und bald klatschen alle mit. Aber bei der Befragung hinterher kriegt er den Mund nicht auf. Und dann stellt sich raus, dass der Quetschenspieler gedacht hat, es gehe hier um die Zusammenstellung einer neuen Musikgruppe. Also ab.
    Ich nutze die Gelegenheit, um möglichst unbemerkt zu verschwinden.
    Doch der Rossi bremst mich. «Halt, Muck, jetzt bist du dran.»
    «Womit denn? Ihr glaubt wohl nicht, dass ich euch den Affen mache und hier herumwatschle?»
    Die anderen stecken die Köpfe zusammen, tuscheln, kritzeln auf ihre Klemmbretter und drehen sie mir entgegen. Eine Zehn steht auf jedem Blatt.
    Die Burgl

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