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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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zuvor gelieferte, moderne Espressomaschine.
    Florian hörte ein Geräusch und blickte sich um. Theo hatte nach ihm die Küche betreten, ging an ihm vorbei, schmetterte ihm ein fröhliches »Guten Morgen« entgegen, öffnete die Schranktür, nahm die Espressodose in die Hand und füllte schwungvoll die Kaffeebohnen ein. »Ein Löffelchen für Fridolin, eins für Curt, eins für Florian …«
    »Gut gelaunt heute?«, fragte Florian mürrisch.
    »Ja, sehr.« Theo strahlte.
    »Regine und Jörn Carlo sind mir gerade begegnet, die waren vor guter Laune auch nicht zu bremsen.«
    »Kein Wunder. Barrick hat Regine den Auftrag für zwei neue Studioproduktionen erteilt«, flötete Theo. »Sind noch ganz frisch, die News, ich habe es eben von Katja erfahren.«
    »Dann wird es wohl stimmen. Weißt du, was es für Produktionen sind?« Florian spürte, wie seine Laune sich ein wenig besserte.
    »Zwei Event-Shows. Eine anlässlich von Halloween und eine zum Valentinstag.«
    »Klasse. Für uns und für Regine.«
    »Vielleicht wandelt Regine mein Praktikum im Herbst in einen Ausbildungsplatz um«, sagte Theo hoffnungsvoll.
    Florian sah überrascht auf. »Vielleicht. Deine Chancen stehen nicht schlecht, würde ich meinen.«
    Theo füllte Wasser in die Maschine. »An der Show zum Valentinstag würde ich gern mitarbeiten. Kannst du nicht bei Regine ein gutes Wort für mich einlegen? Ich als Experte in Liebesdingen wäre doch eine echte Hilfe.«
    »Mal sehen, was sich machen lässt.« Florian bemerkte Theos erwartungsvollen Blick und hatte den Eindruck, noch etwas sagen zu müssen. »Versprochen, ich kümmere mich darum.«
    »Danke.« Theo war erleichtert.
    Florian lächelte. »Hat der Experte in der Liebe heute so gute Laune, weil er einen netten Typen kennengelernt hat oder ist es die alte Liebe, die nicht rostet?«
    Theo lehnte sich an die Küchenzeile, verschränkte Arme und Beine und sah auf einmal sehr verschmitzt aus.
    »Rate mal.«
    »Die alte Liebe ist’s, die dich verzaubert.« Florian machte es Spaß, mit Theo herumzualbern. Wie viele homosexuelle Männer, die er kannte, war auch Theo sehr gefühlsbetont und gern für ironische Albernheiten zu haben.
    »Volltreffer.« Theo strahlte ihn anerkennend an. »Es geht doch nichts über einen erfahrenen Kollegen. Du bist doch nicht etwa auch Experte?«
    »Eher ein Mittdreißiger, der nicht mehr weiß, wie man die Wörter Sex und Liebe überhaupt buchstabiert«, antwortete Florian. »Wenn das so weitergeht, verdiene ich bald den Titel emotionaler Autist.«
    »Keine Gelegenheit?«, fragte Theo mitleidig und sagte, ohne eine Antwort abzuwarten: »Ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber wenn du willst, lade ich dich mal auf eine unserer Partys ein. Vielleicht tut dir ein bisschen Abwechslung ganz gut?« Theos Grinsen zog sich über sein ganzes Gesicht.
    »Ist nett gemeint, aber danke, nein«, sagte Florian. Er hatte plötzlich von dem Thema die Nase voll und nahm sich die oberste Zeitung vom üblichen Stapel, der auf einem der runden Tische lag. Es war der Kölner Blick. Rasch blätterte er durch und las hier und da etwas quer, aber es gab nichts Neues über die Erkrankungen. Er legte den Kölner Blick beiseite und nahm sich nacheinander die anderen Tageszeitungen vor, doch auch hier gab es keine neuen Hinweise.
    Ein röchelndes Geräusch, das aus der Espressomaschine kam, ließ ihn aufblicken. Florian seufzte resigniert und drückte auf den Startknopf, doch seine Tasse blieb bis auf eine kleine hellbraune Pfütze leer, und das, obwohl der Wassertank randvoll war. Da war das Ding nun nagelneu und taugte doch nichts. Er stellte sich darauf ein, an diesem Tag noch weitere unangenehme Überraschungen zu erleben, und machte sich auf den Weg in sein Büro. Er hoffte, dass es heute nicht allzu spät werden würde, denn er wollte in aller Ruhe für Jana und sich das Abendessen zubereiten.
    Als er sich am Morgen gewogen hatte, hatte er festgestellt, dass die Trauer und Anstrengung der letzten Tage auch ein Gutes gehabt hatten, er hatte zweieinhalb Kilo abgenommen. Eine kleine Sünde am Abend könnte also nicht schaden. Bei dem Gedanken an das Essen bekam er zum ersten Mal seit Max’ Tod wieder eine Ahnung davon, was das Wort Appetit bedeuten konnte.
    Als Florian an Max’ Bürotür vorbeikam, fiel sein Blick auf das kleine, neben der Tür angebrachte Schild mit dem Hinweis ›Redaktionsleitung‹. Stirnrunzelnd bemerkte er, dass der bisher darunter stehende Name Max Kilian bereits durch den

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