Henningstadt
sein?»
«Ja.»
«Sicher?»
«Ja!»
«Dann tu einfach so, als wärt ihr zusammen. Du bist immerhin fünfzig Prozent der Beziehung. Du musst zei gen, dass du willst! Aber ganz unaufdringlich.»
Jemand will ihnen die Motz verkaufen. Henning schlägt zu. «Ein guter Kauf!», lobt Tete die Spende für die Drogen des Verkäufers.
Henning will langsam nach Hause. Schlafen und se hen, ob Steffen mittlerweile angekommen ist. Henning kriegt sofort Magendruck, wenn er an Steffen denkt. Tete findet das normal. Henning lädt Tete ein. Die will Hen ning einladen. Das Übliche. «Und denk nicht, ich wüsste irgendwas über Beziehungen», schiebt sie noch nach.
«Du machst mir ja Mut, mich an deine Ratschläge zu halten!»
«Du musst einfach machen, was du für richtig hältst!»
«Und um zwanzig Uhr dreißig immer spontan sein!», antwortet Henning.
«Genau!», sagt Tete. «Du bist ein kluger Junge!»
Bei Tete angekommen, plumpst Henning ins Bett und döst. Tete macht was zum Abendessen. Als es fertig ist, schläft Henning. Tete setzt sich in die Küche und liest. Sie plant, sich in absehbarer Zeit ins Land der Seligen zu be geben. Es klingelt. Henning ist sofort hellwach und wankt zur Gegensprechanlage. Tete ist schneller, öffnet die Tür so, dass Henning verdeckt ist.
«Hallo Liebelein!», gibt der offensichtlich betrunkene Steffen von sich.
«Hallo», sagt Tete.
Steffen tritt in den Wohnungsflur und fängt an, sich aus der Jacke zu pellen.
«Ich hab gewichst. Ich hatte zwei mal Sex, und jetzt hat mein Leben keinen Sinn mehr», trompetet Steffen.
Tete macht die Tür zu.
«Hallo Steffen», sagt Henning.
Steffen zuckt zusammen, sagt Scheiße!, sieht Henning tief in die Augen, ganz kurz, und rennt aus der Wohnung. Man hört die Schritte im Hausflur trampeln.
«Lamm Gottes!», sagt Tete.
Henning will Steffen hinterher rennen, Tete fasst ihn am Kragen und hält ihn zurück. «Lass ihn!», sagt sie. «Er kommt zurück und dann weiß er auch, was er will.»
«Und wenn er das Falsche will?»
«Dann weißt du wenigstens Bescheid. Du kannst im mer noch versuchen, ihn für dich zu gewinnen.» Den letz ten Satz hat sie schon in der Küche gesagt. «Setz dich hin. Er kommt zurück. Ich koche Kaffee. Einen Kognak viel leicht?» Henning nickt. Schlagartig ist Tete vollkommen ner vös. Hoffentlich hat sie nicht das Falsche geraten. Hoffentlich will Steffen Henning. Sie weiß, dass er will. Sie weiß nur nicht, ob sich Steffen zu der Erkenntnis durch ringen kann, dass er spinnt und in Henning ver knallt ist.
Sie stellt drei Gläser auf den Tisch und schenkt Kognak in zwei ein.
«Männer sind bescheuert, machen wir uns nichts vor! Prost!» Die Gläser geben ein wunderbares, kleines, reines Plinggeräusch. «Die klingen schön», sagt Henning, um irgendwas zu sagen. Es vergeht einige Zeit. Tete raucht. Henning holt seine Zigarettenschachtel aus der Jacke und steckt sich auch eine an.
Steffen hat einen Schlüssel und benutzt ihn. Er geht ins Klo und übergibt sich.
Steffen geht es wirklich nicht gut. Er wollte Henning nicht verletzen mit seinem blöden Spruch. Und er wollte sich Henning gegenüber auch nicht so präsentieren: Ein besoffener, geiler, alter Bock.
Sein Körper hat die spontan eingeleitete Entgiftungs aktion abgeschlossen. Steffen spült sich den Mund und bleibt noch eine Weile im Bad, um zu sich zu kommen. Schneller Al ko holgenuss zusammen mit dem schnellen Wechsel von Emotionen u ngewisser Art machen keinen guten Effekt. Dann fügt er sich ins Unvermeidliche und geht mit der geballten Kraft seiner körperlichen Schönheit schüchtern in die Küche. Henning weiß nicht, was er von allem halten soll. Er weiß, er will Steffen. Aber nicht um jeden Preis.
Steffen würde die Zeit gerne um zehn Minuten zu rück drehen und diese Episode aus dem Roman streichen. Das geht aber nicht. Wir müssen da jetzt alle durch und wir wissen: Alles wird besser, nichts wird gut.
«Hallo!», sagt Steffen. Er bleibt erst mal in der Tür ste hen.
«Hallo Steffen!», sagen die beiden andern. «Setz dich doch», fügt Tete hinzu.
«Tut mir Leid», sagt Steffen
«Was?», sagt Tete. Henning nickt und lächelt. «Wie geht ’ s dir denn?», will er wissen.
«Ganz gut. Weiß auch nicht, plötzlich war mir so schlecht.»
«Ja, also, Steffen. Du hast Besuch. Freust du dich?»
Steffen schaut zu Boden und sagt: «Ja.»
«Bitte?», sagt Tete, denn auf ein gemurmeltes Ja lässt sich keine Beziehung gründen.
Steffen gibt sich einen
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