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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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willen?«
    »Oh, ich sage Ihnen nur, was er erzählt hat. Nicht dass ich ihm geglaubt hätte, natürlich.«
    »Das will ich doch hoffen. Da muss er wirklich sehr betrunken gewesen sein. Ich wollte es Ihnen vorhin nicht sagen, aber ich glaube, ihr Onkel hat sich wahrscheinlich selbst umgebracht, bei den Mengen, die er jeden Tag getrunken hat.«
    Lady Clarissa zweifelte noch, aber es wäre nichts zu gewinnen gewesen, wenn sie jetzt einen Streit vom Zaun gebrochen hätte.
    »Vielleicht hat er an einer Art Verfolgungswahn gelitten. Ich dachte nur, Sie sollten wissen, was er mir erzählt hat. Es tut mir leid, dass ich es angesprochen habe.«
    Damit ließ sie den entgeisterten Hotelmanager stehen, der immer noch wütend vor sich hin murmelte, und kehrte zu ihrem Auto zurück, um die Auskunft anzurufen und nach der Telefonnummer eines Bestatters zu fragen. Da sie ein Unternehmen ganz in der Nähe fand, fuhr sie dort vorbei, um alles für die Beerdigung des Colonels in die Wege zu leiten.
    »Sie können mir den Leichnam nach Sandystones Hall in Fenfield schicken«, erklärte sie dem Bestatter. »Wir werden eine private Trauerfeier auf dem Friedhof des Anwesens abhalten. Den Sarg und die Transportkosten bezahle ich gleich. Nein, es werden keine Blumen oder irgendwelche Feierlichkeiten benötigt. Der Colonel war nicht besonders beliebt.« Sie unterschrieb den Scheck und reichte ihn dem Besitzer.
    »Meine Herren, wir haben wirklich manchmal außergewöhnliche Kunden«, sagte er zu seinem Angestellten, als sie gegangen war. »Man stelle sich das vor, einen eigenen Friedhof auf dem Grundstück. Keine Blumen, keine Feierlichkeiten, und so, wie sie geredet hat, hat es sich auch so angehört, als würde es auch keine Trauergäste geben. Trotzdem muss sie ja im Geld schwimmen. Sie hat einfach so bezahlt, ohne Murren.«
    Draußen auf der Straße änderte Clarissa ihren Entschluss, sich nicht mehr mit der angeblichen Verwanzung ihres Hotelzimmers zu beschäftigen. Der Manager hatte absolut überzeugend gewirkt, aber um ganz sicherzugehen, musste sie noch mit dem Anwalt ihres Onkels sprechen. Der Colonel hatte den Namen des Mannes ein oder zwei Mal erwähnt. Außerdem konnte sie sich genauso gut gleich um das Testament des alten Teufels kümmern, wenn sie schon einmal hier war.
    Sie kehrte ins Hotel zurück und fragte nach der Nummer der Anwaltskanzlei. Dann rief sie dort an und bat die Sekretärin um einen Termin bei Mr. Ramsdyke.
    »Sind Sie eine gegenwärtige Mandantin von Mr. Ramsdyke?«
    »Wie kann ich gegenwärtig sein, wenn ich hier bin?«
    »Wo hier?«
    »Na hier, nicht da, Sie dummes Ding. Sagen Sie Mr. Ramsdyke, ich bin Lady Clarissa Gadsley, die Frau von Sir George, dem Friedensrichter, und wenn Sie es nicht hinkriegen, mir sofort einen Termin bei ihm zu verschaffen, werden Sie das beide noch bitter bereuen.«
    Zwanzig Minuten später führte man sie in Mr. Ramsdykes Büro und bot ihr einen Platz an.
    »Ich komme direkt zum Thema«, verkündete sie dem Mann mit dem grauen Schnurrbart, der hinter dem Schreibtisch saß. »Mein Onkel ist gestorben, Colonel Harold Rumble. Ich nehme an, er hat sein Testament bei Ihnen hinterlegt.«
    »Colonel Harold Rumble? Wie schreibt sich der Name?«
    »Wie ›Grumble‹, nur ohne G.«
    »Niemand dieses Namens …«, setzte Mr. Ramsdyke an, zögerte dann jedoch. »Wenn ich es recht bedenke, fällt mir ein, dass ein Gentleman namens Grumble uns vor ein oder zwei Jahren einmal konsultiert hat. Es ging darum, einen Autofahrer zu verklagen … oder war es ein Männerwohnheim? Ich erinnere mich, er sah ganz und gar nicht gesund aus, und ich habe ihm geraten, ein Testament zu machen. Hatte ihr Onkel ein Holzbein?«
    »Ja. Und ich bin hier, um sein Testament einzusehen. Er ist soeben gestorben.«
    Mr. Ramsdyke machte ein langes Gesicht, als ihm klar wurde, dass er nicht im Begriff war, zwei wohlhabende neue Mandanten zu gewinnen. »In diesem Fall muss er ohne Testament gestorben sein, er hat meinen Vorschlag nämlich abgelehnt. Sofern er nicht zu einer anderen Kanzlei gegangen ist. Obwohl er behauptet hat, er habe nichts zu hinterlassen.«
    »Nichts in irgendwelchen Kartons?«, bohrte Lady Clarissa beharrlich nach. »Die Sie in Ihrem Tresorraum aufbewahrt hätten?«
    »Gute Güte, nein«, beteuerte Mr. Ramsdyke. »Wir haben gar keinen Tresorraum. Tresore ja, aber einen eigenen Tresorraum, nein. Obgleich wir selbstverständlich genug Platz für neue Mandanten haben …«, setzte er in einem letzten

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