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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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Augen waren dunkelbraun-schwarz gesprenkelt, seine Nase kräftig, seine Lippen voll und … ähm … sehr geübt, wie ich wusste. Nicht weiterdenken jetzt!, ermahnte ich mich. Wahrscheinlich schielte ich schon, so wie ich ihn anstarrte.
    Wie naiv BIST du eigentlich?, hörte ich wieder Mutter Margot sagen. Glaub JA NICHT, dass er verliebt in dich ist. Du bist gar nicht sein Kaliber. Er ist ein international gefragter Wiener Philharmoniker. Und du bist eine Musiklehrerin. Mit roten Haaren, Sommersprossen und Brille. Höchste Zeit, dass ich durch die grüne eiserne Tür zurück in mein wahres Leben huschte. Aber vorher vielleicht noch eine klitzekleine Frage. Nur damit die liebe Seele ihre Ruhe hatte.
    »Ihr seid also … glücklich verheiratet?«, fragte ich mit belegter Stimme und setzte überflüssigerweise die leere Flasche an den Mund.
    »Wir sind schon achtzehn Jahre verheiratet«, sagte Christian und nahm mir die leere Flasche aus der Hand. Das war jetzt nicht unbedingt die Antwort, die ich hören wollte, deshalb schaute ich ihn weiterhin an.
    »Im Großen und Ganzen ist es okay.«
    »Im Großen und Ganzen?«
    »Wir haben ein tolles Haus in einem der schönsten Bezirke Wiens.« Er grinste spitzbübisch und fügte hinzu: »Bei uns im Garten stehen die Bremer Stadtmusikanten. Falls du uns mal besuchen kommst …«
    »Äh, wohl eher nicht.« Was sollte ich denn in Wien? Seine Frau würde mich nur mitleidig ansehen. Oder mir ihre Chanel-Handtasche um die Ohren hauen. Hastig stand ich auf und klopfte mir den Hintern ab.
    Christian zog mich wieder herunter. Dabei geriet ich ins Wanken und wäre fast auf ihn draufgefallen. Meine Brille verrutschte, und ich griff reflexartig danach, sodass ich seine blütenweiße Hemdbrust berührte. Eine Sekunde lang fragte ich mich, ob er sein Hemd selbst gebügelt hatte. »Oh, ups, Entschuldigung!«, stotterte ich verlegen. »Entschuldige, aber ich muss jetzt wirklich …«
    »Verweile doch, du bist so schön!«, flüsterte Christian Meran.
    Hatte ich das nicht gerade selbst gedacht?
    »Trink wenigstens noch dieses Bier aus, bevor du wieder in die Höhle des Löwen gehst.« Er reichte mir auch noch seine Flasche. Es war noch ein letzter Schluck drin.
    Ich trank ihn dankbar aus und fühlte mich erneut fast ein bisschen wie frisch geküsst. Ich wischte mir grinsend über den Mund: »Ach, hatte ich einen Durst! Danke. Du hast mich gerettet.« Ich musste jetzt los. Meine Kinder brauchten mich. Wahrscheinlich kotzten sie längst. Was MACHTE ich überhaupt noch hier!
    »Es hat mir wirklich Spaß gemacht, mit dir zu spielen.«
    »Ja. Mir auch. Es war mir eine Ehre.«
    Klar. Er hatte nur mit mir gespielt. Was sonst? Trotzdem saßen wir immer noch Händchen haltend da und schauten uns an, als wüssten wir nicht so recht, wie wir diese Szene jetzt stilvoll zu Ende bringen sollten. Also gab ich ihm einen verlegenen Abschiedskuss auf die Wange, woraufhin meine Brille schon wieder beschlug, sodass ich ihn nur noch verschwommen sah. Dann drehte er plötzlich den Kopf, unsere Lippen trafen sich, und wir küssten uns aus Versehen auf den Mund. Dafür allerdings recht ausführlich. Ich saugte mich regelrecht an ihm fest und wusste nur eines: Das war der beste Kuss meines Lebens, und ich wollte ihn gern noch ein wenig in die Länge ziehen. Leider ging in diesem Moment mit lautem Quietschen die bescheuerte Notfalltür auf.
    »Huch! Ach, HIER seid ihr! Ihr werdet schon überall gesucht! Wir waren doch noch gar net fertig mit unserer Besprechung über die Weltkarriere von der Vicki!«
    »Ups … Hallo, Herr Gerngroß! Ich habe Herrn Meran nur ins Parkhaus begleitet!« Hastig wischte ich mir über den Mund und nahm ziemlich peinliche Lippenstiftspuren auf Christians Hemdkragen wahr. Der Bäckermeister sah aus wie ein Goldfisch, der soeben sein sicheres Aquarium verlassen hat und nun auf dem Trockenen liegt. Er machte den Mund mehrmals auf und wieder zu.
    Das war der erste und einzige Moment in meinem Leben, in dem ich den Bäckermeister sprachlos erlebte.

ANITA
    Christian musste kurz ins Schlafzimmer gekommen sein und gemerkt haben, dass Gloria bei mir schlief. Daraufhin hatte er sich geräuschlos in ihr Zimmer verzogen. Irgendwie hatte sich das so eingespielt, dass meine Vierzehnjährige immer noch bei mir Unterschlupf suchte, wenn ihr Papa nicht da war. Und er war eben fast nie da! Dann krabbelte Gloria mit ihren eiskalten Giraffenbeinen zu mir ins Bett und schmiegte sich an mich. Mein Bett war nämlich

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