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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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keuchend an.
    Grazia trabte ungeduldig auf der Stelle.
    »Die Kobaliks haben ihn irgendwie beim Orchestervorstand madig gemacht, danach wurde er ›be-ur-laubt‹!« Grazia malte Gänsefüßchen in die Luft. »Unbezahlter Urlaub! Bis auf Weiteres. Echt krass!« Sie lief kopfschüttelnd weiter.
    Mit bleiernen Beinen versuchte ich, Schritt zu halten.
    »Was? Was genau wird ihm denn vorgeworfen?«
    »Papa ist aus allen Wolken gefallen: Er sei nie da, hat man ihm vorgeworfen! Er würde ständig Privatkonzerte in unpassendem Ambiente geben, das Ansehen der Wiener Philharmoniker dadurch schädigen.«
    »Ja, aber …« Christian hatte ein Benefizkonzert in einer Kleinstadt gegeben. Aber das hätten die Kobaliks dem Orchestervorstand doch nicht mitteilen müssen!
    »Aber wegen so etwas wird man doch nicht suspendiert!«
    »Die Kobaliks haben ihm auch noch diesen Skandal angehängt, von dem du mir erzählt hast. Die Sache mit der Musiklehrerin. Unzucht vor Minderjährigen.« Ihre Stimme klang zynisch. »Oder haben sie sogar gesagt, Unzucht mit Minderjährigen?«
    Ich traute meinen Ohren kaum. Die Kobaliks hatten ganze Arbeit geleistet. Warum hassten sie Christian denn plötzlich so? Ich selbst konnte ihn noch nicht mal so hassen! Aber vielleicht kann Hass wachsen. Ich würde daran arbeiten.
    »Was hat Papa genau gesagt?« Mein Herz raste, und nicht nur wegen des Joggens.
    »Dass er jetzt keine Kohle mehr verdient. Herzlichen Glückwunsch, Mama.«
    Oh Gott! Ich bekam keine Luft mehr und musste stehen bleiben. Grazia hoppelte wie ein batteriebetriebener Hase weiter: »Was ist los, Mama? Machst du schon schlapp?«
    »Nein, es ist nur …« Ich holte auf. »Das ist alles total blöd gelaufen …«
    »Papa sagt, die Kobaliks haben sich gegen ihn verschworen, und das hat alles mit dir zu tun.«
    Ich versuchte mein Seitenstechen wegzuatmen. Das lief ja alles so was von gründlich schief! Dass die Kobaliks so weit gehen würden, hatte ich ja nicht ahnen können! Gut, sie hatten mir schon von ihren Möglichkeiten als »Freunde und Förderer« erzählt und auch angedeutet, dass sie Christian schaden konnten. Wolfgang Kobalik hatte irgendwas von einem Denkzettel gefaselt. Ich hatte das für Wichtigtuerei gehalten. Aber dass Christian nun kein Geld mehr verdiente, war doch gar nicht in meinem Sinne! Er sollte mir doch laut Ralf Steiner saftigen Unterhalt zahlen! Mir wurde mit einem Mal verdammt mulmig zumute. Es war, als hätte ich plötzlich einen Mühlstein um den Hals hängen. Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer.
    »Und was sagt Papa noch?«, fragte ich so beiläufig wie möglich.
    »Er hat echt keine Ahnung, was in dich gefahren ist«, sagte Grazia keuchend. »Und ich ehrlich gesagt auch nicht.« Sie sah mich provozierend an. »Selbst wenn er dich betrogen hat, wie du sagst. Aber er schwört Stein und Bein, dass das gar nicht stimmt.«
    »Ach, Schatz«, sagte ich schließlich traurig. »Wir haben uns eben auseinandergelebt. Das kommt in den besten Familien vor. Und seinen Job wird er schon nicht verlieren. Immerhin ist er der erste Mann in der Bläsergruppe! Man kann ihn überhaupt nicht so ohne Weiteres ersetzen!«
    »Papa sieht das anders«, widersprach Grazia mir mit geröteten Wangen. »Er sagt, wenn er keinen Job mehr hat, kann er auch keinen Unterhalt für uns zahlen. Dann können wir uns unsere Ausbildung sonst wohin stecken. Papa hat keine Ahnung, was in deinem Kopf vorgeht!«, giftete sie mich an. »Du zerstörst ihn, und WIR sind die Leidtragenden! Ist dir das überhaupt klar? Wenn du dich rächen willst, dann bitte nicht auf unsere Kosten!«
    Nun hatte sie sich wohl doch auf seine Seite geschlagen. Das konnte ich nicht ertragen. »Ach, ich zerstöre IHN? Und EUCH? Ich war immer für euch da, habe alles für euch aufgegeben!«, stieß ich verletzt hervor. »Ich bin NICHT schuld an der ganzen Misere! ER ist schuld!«
    »Papa sagt, dass die Kobaliks dir ins Hirn gepisst haben! Dass du keine eigenen Entscheidungen mehr triffst. Dass du nicht mal mehr mit ihm redest, hat er nach achtzehn Ehejahren nun wirklich nicht verdient!«
    Also, das war doch … ICH hatte nicht verdient, dass er mich betrog! Nach so vielen Ehejahren! WER hatte denn nun den Schwarzen Peter? Ich hatte die Kinder da raushalten wollen. Aber er zog sie mit hinein!
    »Es war Papas freie Entscheidung, mich zu betrügen«, spuckte ich wütend aus.
    »Wieso gibt Papa das mir gegenüber dann nicht zu?«
    »Keine Ahnung. Welcher Mann gibt schon gern zu,

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