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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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wissen. Er wurde wütend. „Wen sollte sie treffen? Sag es mir, verdammt!“
    „Die Countess schickte mich“, flüsterte Gertie, entsetzt von dem, was sie in seinem Gesicht sah. „Lady Westcliff, Mylord.“
    Noch ehe das letzte Wort ausgesprochen war, hatte Marcus den Raum bereits verlassen und war außer sich vor Zorn zur Haupttreppe unterwegs.
    „Westcliff!“, schrie Simon Hunt und lief ihm nach. „Westcliff! Verdammt, warte!“
    Marcus ging nur noch schneller und nahm drei Stufen auf einmal. Wozu die Countess fähig war, wusste er besser als jeder andere auf der Welt. Und die Dunkelheit drohte ihn zu verschlingen, als er sich vorstellte, dass er – auf die eine oder andere Weise – Lillian vielleicht schon verloren hatte.

24. KAPITEL
    Lillian fühlte, wie sie immer wieder hin und her geschüttelt wurde. Allmählich wurde ihr bewusst, dass sie in einer Kutsche saß, die mit hoher Geschwindigkeit über die Landstraße raste. Alles war von einem entsetzlichen Geruch angefüllt, einer Art starkem Lösungsmittel wie Terpentin. Während sie benommen begann, sich zu bewegen, erkannte sie, dass ihr Ohr gegen etwas Hartes gepresst wurde, das außerordentlich streng roch. Sie fühlte sich so entsetzlich, als wäre sie vergiftet worden. Bei jedem Atemzug brannte ihre Kehle. Immer wieder stieg Übelkeit in ihr auf. Sie stöhnte leise und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Sie öffnete die Augen und erkannte ein Gesicht, das abwechselnd auf sie zukam und sich entfernte. Sie versuchte, etwas zu fragen, um herauszufinden, was geschehen war, aber ihr Verstand schien sich vom Rest ihres Körpers gelöst zu haben, und obwohl sie zu sprechen vermochte, klangen die Worte undeutlich.
    „Psst…“ Jemand strich ihr über den Kopf und massierte ihre Schläfen. „Ruh dich aus. Bald wird es besser, Liebling. Ruh dich einfach aus und atme.“
    Verwirrt schloss Lillian die Augen und versuchte, ihren Verstand zu normaler Tätigkeit zu zwingen. Nach einer Weile gelang es ihr, die Stimme mit einem Bild zu verbinden. „Sanvincen …“, murmelte sie, wobei die Zunge ihr nicht recht gehorchen wollte.
    „Ja, Liebes.“
    Zuerst empfand sie Erleichterung. Ein Freund. Jemand, der ihr helfen würde. Doch die Erleichterung schwand, als Unbehagen sich ihrer bemächtigte, und sie drehte den Kopf auf – wie sie dann bemerkte – seinem Schoß. Der betäubende Duft drohte sie zu überwältigen – er war in ihrer Nase, ihrem Gesicht, brannte in ihren Augen, und sie hob die Hand, um sich die Haut zu zerkratzen.
    St. Vincent umfasste ihre Handgelenk und flüsterte: „Nein, nein. Ich werde dir helfen. Nimm die Hände hinunter, Liebes. Braves Mädchen. Trink das hier. Nur einen Schluck, sonst wird es nicht drinbleiben.“ Die Öffnimg von irgendetwas – einer Flasche, einer Trinkblase, einem Flakon vielleicht – wurde an ihre Lippen gehalten, und kühles Wasser tröpfelte in ihren Mund. Dankbar schluckte sie und hielt still, als ihr mit einem feuchten Tuch über die Wangen, die Nase und das Kinn gewischt wurde.
    „Armer Liebling“, sagte St. Vincent leise und tupfte ihr den Hals ab, ehe er sich ihrer Stirn zuwandte. „Der Dummkopf, der dich zu mir brachte, muss dir doppelt so viel Äther gegeben haben, wie nötig war. Du hättest schon vor langer Zeit aufwachen müssen.“
    Äther. Der Dummkopf, der dich zu mir brachte… Allmählich begann sie zu verstehen, und benommen sah Lillian ihn an, konnte aber nur die Umrisse seines Gesichts erkennen, sein Haar, das golden schimmerte wie die Farbe auf einer alten slawischen Ikone. „Kann nichts sehen …“, hauchte sie.
    „Das sollte in ein paar Minuten besser werden.“
    „Äther …“ Lillian dachte über das Wort nach, das ihr vertraut vorkam. Es war ihr schon früher begegnet. In der einen oder anderen Apotheke. Äther – Vitriol – wurde als Rauschmittel benutzt und gelegentlich auch bei medizinischen Eingriffen. „Warum?“, fragte sie und war nicht sicher, ob ihr unkontrollierbares Zittern das Ergebnis einer Äthervergiftung war oder von der Erkenntnis herrührte, dass sie hilflos in den Armen eines Feindes lag.
    Zwar konnte sie den Ausdruck auf St. Vincents Gesicht noch immer nicht klar erkennen, den entschuldigenden Unterton in seiner Stimme hörte sie dennoch. „Mir blieb keine Wahl, was deine Übergabe an mich anging, sonst hätte ich dafür gesorgt, dass du rücksichtsvoller behandelt wirst. Mir wurde nur gesagt, dass ich dich ohne Aufschub

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