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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Dinge vereinfachen. Heute Vormittag würde ich mich gern mit jeder Person im Haus unterhalten. Es wäre me i nes Erachtens unklug, diese Befragungen zur jetzigen Stunde abzuhalten.«
    Lord Mayfield nickte. »Erregt zu viel Aufsehen, wenn wir sie um drei Uhr morgens aus den Betten trommeln. Auf alle Fälle müssen Sie mit sehr viel Takt vorgehen. Die Sache darf unter keinen Umständen publik werden.«
    Poirot machte eine beschwichtigende Geste.
    »Überlassen Sie das Hercule Poirot. Die Lügen, die ich erfinde, sind stets höchst taktvoll und höchst überze u gend. Ich werde heute Vormittag mit meinen Nachfo r schungen beginnen. Heute Nacht jedoch würde ich gern noch Sie, Sir George, und Sie, Lord Mayfield, befragen.«
    Er verbeugte sich vor ihnen.
    »Sie meinen – unter vier Augen?«
    »So meinte ich.«
    Lord Mayfield richtete kurz den Blick zur Decke, dann seufzte er: »Selbstverständlich. Ich lasse Sie mit Sir George allein. Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich im Arbeitszimmer. Kommen Sie, Carlile.«
    Er und der Sekretär gingen hinaus und schlossen die Tür hinter sich.
    Sir George nahm Platz und griff mechanisch nach einer Zigarette. Er blickte Poirot forschend an.
    »Wissen Sie«, sagte er langsam, »ich begreife das Ganze nicht.«
    »Es lässt sich sehr leicht erklären«, erwiderte Poirot mit einem Lächeln. »Genauer gesagt, mit zwei Worten: Mrs Vanderlyn!«
    »Oh! Ich verstehe! Mrs Vanderlyn!«
    »Genau. Sehen Sie, es wäre vielleicht nicht sehr taktvoll, wenn ich die Frage, die ich stellen möchte, an Lord Ma y field richtete. Warum Mrs Vanderlyn? Die Dame gilt al l gemein als suspekt. Aus welchem Grund ist sie dann hier?
    Ich sage mir, es gibt drei mögliche Erklärungen. Er s tens, dass Lord Mayfield ein penchant für die Dame hat – und das ist der Grund, warum ich Sie unter vier Augen sprechen wollte; ich möchte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Zweitens, dass Mrs Vanderlyn vielleicht die ve r ehrte Freundin eines anderen Hausgenossen ist?«
    »Mich können Sie streichen.« Sir George lächelte ir o nisch.
    »Nun, wenn keine dieser beiden Erklärungen zutrifft, so erhält die Frage doppeltes Gewicht: warum Mrs Vande r lyn? Und mir scheint, als erkenne ich vage eine Antwort. Es gab einen Grund dafür. Ihre Anwesenheit war von Lord Mayfield aus einem ganz bestimmten Grund g e wünscht worden. Habe ich Recht?«
    Sir George nickte.
    »Sie haben vollkommen Recht. Mayfield ist ein zu alter Hase, um auf ihre Verführungskünste hereinzufallen. Er hat sie aus einem ganz bestimmten Grund eingeladen. Es ging dabei um Folgendes.«
    Er wiederholte das Gespräch, das er nach dem Aben d essen mit Lord Mayfield gehabt hatte. Poirot hörte au f merksam zu.
    »Aha«, sagte er schließlich, »jetzt begreife ich. Trotzdem scheint mir, dass die Dame Sie beide sehr elegant ausm a növriert hat.«
    Sir George ließ sich zu einigen unschönen Worten hi n reißen.
    Poirot betrachtete ihn mit einem Anflug von Belust i gung, dann sagte er:
    »Sie zweifeln also nicht daran, dass dieser Diebstahl ihr Werk ist – ich meine, dass sie dafür verantwortlich ist, gleichgültig, ob sie eine aktive Rolle dabei gespielt hat oder nicht?«
    Sir George starrte ihn an. »Natürlich nicht! Darüber gibt es nicht den geringsten Zweifel! Und überhaupt, wer hä t te sonst irgendein Interesse daran haben können, diese Pläne zu stehlen?«
    »Ah!«,rief Hercule Poirot und blickte zur Decke. »B e denken Sie jedoch, Sir George, vor noch nicht einer Vie r telstunde sind wir uns einig geworden, dass diese Pläne auch einen Wert in barem Geld darstellen. Nicht in einer konkreten Form wie Banknoten oder Gold oder Juwelen, trotzdem jedoch in Geld umsetzbar. Wenn es hier be i spielsweise jemand gäbe, der finanzielle Sorgen hat…«
    Der andere unterbrach ihn mit einem verächtlichen Schnauben.
    »Wer hätte die heutzutage nicht? Ich hoffe, ich darf das sagen, ohne den Verdacht gleich auf mich zu lenken.«
    Er lächelte gezwungen. Poirot lächelte höflich zurück und murmelte: »Mais oui, Sie können sagen, was Sie wo l len, denn Sie, Sir George, haben das einzige unerschütte r liche Alibi in dieser ganzen Affäre.«
    »Aber ich bin finanziell verdammt unter Druck!«
    Poirot schüttelte betrübt den Kopf.
    »Nun ja, ein Mann in Ihrer Position hat hohe Leben s haltungskosten. Dazu ein Sohn im kostspieligsten A l ter…«
    Sir George stöhnte. »Die Studienkosten sind schon hoch genug, und dann noch Schulden! Dabei ist der Ju n ge kein

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