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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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in den leichten, leinenen Unterkleidern und dem, was wir darunter trugen, dastanden. Dann bedeuteten sie uns, ihnen zu folgen. Sie führten uns zu dem Pfad, dem sie gefolgt waren, bevor sie uns entdeckt hatten.
    Sie stellten uns in einer Reihe auf und gliederten uns in ihre Formation ein, so daß einer von ihnen von zweien von uns gefolgt wurde. Wir marschierten nach Norden, wobei sie erneut die drei Leichen der Mohren schulterten und wir so gut mit ihnen Schritt hielten, wie es uns in Anbetracht unserer Erschöpfung möglich war.
    »Ach, Madonna, wohin bringen sie uns?« fragte ein Portugiese hinter uns.
    Und ein anderer erwiderte: »Zu ihrem Lager, so daß sie uns bei einem großen Fest verspeisen können.«
    »Sollen wir fliehen?« fragte ein dritter.
    Und ein vierter antwortete mit einem Lachen: »Mich deucht, uns würden besser Schwingen wachsen, damit wir davonfliegen können. Auf diese Art könnten wir ihnen entkommen.«
    Ich bewahrte meinen Frieden. Die Nacht brach herein, und ich gewann allmählich meine Kraft zurück und wollte nichts davon bei einem müßigen Gespräch verschwenden. Die Pfeilwunde in meinem Rücken bereitete mir nun außerordentliche Schmerzen, die wie bei einer Kanonade in Wellen in mir explodierten, doch ich wußte, daß ich trotzdem nicht allzu schwer verwundet war. Und die anderen Erschöpfungen des Kampfes, das Hämmern in meiner Brust, die Schwere meiner Beine und das Pochen in meinen Augen und den Schnitten in meiner Haut, verließen mich nun allmählich, als sich die natürliche Kraft meines Körpers behauptete. So dachte ich, ich könnte wandern, bis die Dunkelheit vollends über uns hereingebrochen war, und dann versuchen, mit einem oder zwei der Portugiesen, wenn sie es versuchen wollten, von diesen Jaqqas fortzuschlüpfen und den Weg nach Masanganu zu finden. Ich dachte, es könnte nicht allzu schwer sein, mich von ihnen zu entfernen, da nur fünf Mann nicht gut auf zehn Gefangene acht geben können.
    Doch es sollte nicht sein. Als die Dunkelheit kam, hielten wir an einem heißen, trockenen Ort an, wo das Buschwerk dicht war und mehr dieser abscheulichen Dornenbäume mit dem milchiggrünen Fleisch wuchsen. Die Jaqqas schleppten uns auf eine kleine Lichtung, bei der es nur einen Durchgang gab, und bedeuteten uns, wir sollten uns niederlegen, was wir nur allzugern taten. Zwei von ihnen bewachten uns und standen müßig mit verschränkten Armen vor uns, während die anderen auf eine Suche gingen, von der sie mit ein paar Handvoll Früchten und Körnern zurückkamen Diese gaben sie uns und bedeuteten uns, wir sollten sie essen.
    »Das ist freundlich von ihnen«, sagte ein Portugiese.
    »Bevor sie uns töten, mästen sie uns«, erklärte ein anderer.
    Die Früchte waren bitter, und die Körner ließen sich nur schwer knacken und kauen, doch die Nahrung tat uns gut, und in der Nähe war eine klare Quelle, von der wir trinken konnten, was wir den ganzen Tag lang nicht getan hatten. Die Jaqqas beschäftigten sich dann damit, ein Feuer zu machen, was sie überaus geschickt bewerkstelligten, indem sie über einem Haufen des trockenen Strohs, das hier als Gras gilt, einen Ast an einem anderen rieben, bis ein Funke hervorsprang und das Stroh anzündete. Schon bald brannte ein kräftiges Feuer.
    Daraufhin wurden wir Zeugen eines unheiligen Festmahls, denn sie nahmen eine der drei Leichen, die sie von dem Schlachtfeld mitgenommen hatten, und trennten ihr überaus gewandt die Beine ab. Sie schnitten das Schenkelfleisch in große Stücke, die sie auf Spieße steckten, welche sie in die Spitzen der Flammen hielten, und drehten sie schnell, so daß das Fleisch briet, die Spieße aber kein Feuer fingen. All dies geschah mit höchster Gelassenheit, als wäre es eine überaus alltägliche Sache.
    Sie aßen ihren Teil, und dann noch einen; und als sie mit dem Fleisch fertig waren, schlugen sie den Schädel auf und kratzten mit einer Art Löffel, den sie aus einer Rippe geformt hatten, das Gehirn heraus, und verspeisten es mit höchstem Genuß; und danach wandten sie sich an uns, die wir dieses Zubereiten ihrer Nachspeise mit tiefem Entsetzen beobachtet hatten, und machten freundliche, großzügige Gesten, als wollten sie sagen: »Gesellt euch bei unserem Bankett hinzu, Kameraden! Es ist genug Fleisch für alle da!« Doch natürlich schreckten wir vor dieser freundlichen Einladung zurück, wie wir vor der Umarmung der Mutter des Satans zurückgeschreckt wären.
    Das Feuer brannte die ganze Nacht

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