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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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das für dich. Doch was kann ich ihm antworten? Hier gibt es nichts, das im Handel für uns von Interesse wäre. Und wir haben es nicht nötig, seine Kriege für ihn zu kämpfen. Sage ihm, daß wir einverstanden sind«, fügte Pinto Dourado mit einem Achselzucken hinzu. »Wir werden in zwei Monaten zurück sein und ihm alles geben, was er verlangt.«
    »Aber…«
    »Sag es ihm, Engländer!«
    Und so wandte ich mich zu Mofarigosat und sagte, wie ich angewiesen worden war: »Es ist beschlossen. Du wirst einhundert Männer mit Waffen bekommen, die Feuer spucken, und wir werden Handel mit dir treiben.«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Mofarigosat. »Und werdet Ihr mir ein Faustpfand geben, um mich von Euerm guten Willen zu überzeugen?«
    »Ein Pfand?« sagte ich. »Was für ein Pfand?«
    »Laßt einen aus Eurer Mitte als Geisel bei mir zurück, so daß ich weiß, daß Ihr zurückkommen werdet.«
    Daraufhin spuckte Pinto Dourado aus, runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. Ich sagte dem Häuptling, daß so etwas für uns nicht in Betracht käme, doch er wollte es nicht anders haben, und am Ende zogen wir uns zurück, um untereinander zu beratschlagen. Die Portugiesen schienen allesamt den starken Wunsch zu verspüren, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen, selbst wenn dies bedeutete, einen Mann zurückzulassen. »Es sind nur zwei Monate«, sagte Fernão Coelho. »Und wir werden diesem Mann einen vollen Anteil an all unseren Profiten in unserem Handel geben!«
    »Wenn Euch diese Zeit so kurz vorkommt«, antwortete ihm einer unserer Feldwebel, »dann seid Ihr doch derjenige, der zurückbleibt, Bootsmann!«
    »Ah, nie, Freund«, sagte Coelho. »Wir werden lieber Lose ziehen.«
    »Lose! Lose! Ja!« riefen viele der Portugiesen. »Das ist der einzige gerechte Weg!«
    Doch einige von ihnen wollten dem nicht zustimmen und sagten, auch wenn nur eine Chance von eins zu fünfzig bestünde, daß sie hier zurückgelassen werden würden, wollten sie dieses Wagnis nicht eingehen. Und niemand konnte sie zwingen, Lose zu ziehen; und daher würden die anderen auch keine Lose ziehen, denn nur ein Narr würde nach einem Strohhalm greifen, wenn die Hälfte seiner Gefährten es ablehnte, dieses Wagnis zu teilen.
    Ich dachte schon, Pinto Dourado würde ihnen allen befehlen, an der Lotterie teilzunehmen, um der Diskussion ein Ende zu bereiten und uns hier herauszubringen, bevor sich Mofarigosat irgendeine neue Aufgabe für uns einfallen ließ. Doch der schlüpfrige Portugiese hatte eine einfachere Idee.
    Er wandte sich zu mir und sagte: »Wir werden dich als unser Pfand zurücklassen, Engländer.«
    Ich glaube, selbst wenn ich achthundert Jahre alt werden sollte, werde ich mich niemals an diesen beiläufigen Verrat gewöhnen können, der unter den Menschen dieser Welt verübt wird. Denn seid versichert, daß mich Pinto Dourados Worte so überraschend und mit solch einer Wucht trafen, wie es der Tritt eines gestiefelten Fußes in die Magengrube getan hätte.
    »Aye!« riefen alle Portugiesen begeistert, und warum sollten sie dies auch nicht? »Laßt den Engländer zurück! Laßt den Ketzer zurück!«
    Nach einem Augenblick hatte ich mich von meiner Überraschung erholt und sah sie an. »Seid ihr alle solche Judasse«, sagte ich, »daß ihr mir ohne einen weiteren Gedanken solch ein Schicksal zubestimmt?«
    »Es ist doch nur für zwei Monate«, sagte Coelho beschwichtigend.
    »Fürwahr. Und wenn es Euch in den Sinn kommt, niemals zurückzukehren, was wird dann aus mir werden?«
    »Wir sind doch keine solchen Verräter, daß wir dich vergessen würden«, sagte Pinto Dourado, und in seinem öligen Gesicht sah ich nur Verachtung. »Doch wenn einer von uns bleiben muß, nun, dann sage ich dir, daß du das sein wirst, da du ein Ausländer und Lutheraner bist und ein Sklave, der eine Gefängnisstrafe verbüßen muß. Doch wir sind alle freie Portugiesen, mit denen man nicht so umspringen kann. Ließe ich einen anderen und nicht dich hier zurück, hätte ich in São Paulo de Luanda viele Fragen zu beantworten. Verstehst du das?«
    »Ich verstehe, daß ich verraten werde«, antwortete ich. »Bei Gottes Wundmalen, werdet Ihr mich im Stich lassen?«
    »Es muß sein.«
    »Dann schwört bei Eurem Kreuz oder etwas anderem, das Euch heilig ist, daß Ihr zurückkehren werdet!«
    »Ah, es wäre unrechtmäßig, solch einen Eid zu leisten«, sagte Pinto Dourado, »da du ein Ketzer bist. Einem wie dir dürfen wir nichts beim Wort des Herren

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