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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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daß er uns hier mit seinen Vergnügungen festhielt, bis Calandola das Land verlassen hatte. Darin stimmte Pinto Dourado mit mir überein.
    Dann endete das Fest, und wir sagten zu Mofarigosat: »Nun werden wir uns von dir verabschieden. Wirst du die Freundlichkeit haben, uns mit einem Führer zu versorgen, der sich im Landesinneren auskennt?«
    »Alles mit der Zeit, mit der Zeit«, sagte Mofarigosat, schaute nachdenklich drein und strich sich über den weißen Bart. »Zuerst muß ich einen kleinen Dienst von Euch erbitten, der Euch kaum eine Mühe bereiten wird.«
    Darüber empfand ich Abscheu, denn ich war in meinem Leben gut darin unterwiesen worden, was es bedeutet, nur einen kleinen Dienst zu erbringen, bevor man seiner Wege gehen konnte. Wir wollten von ihm wissen, was er von uns verlangte, woraufhin er erwiderte, es gäbe eine Stadt in der Nähe, die ihm feindlich gesonnen sei und gegen ihn aufbegehre, und er erbitte unsere Hilfe bei dem Unternehmen, diese Stadt zum Gehorsam zu unterwerfen.
    »Sicher sind die Heere des Mofarigosat imstande«, sagte ich, »allein mit jedem Feind fertig zu werden!«
    »Das sind sie«, erwiderte er glattzüngig, »doch es wird um so vieles schneller und mit so viel weniger Blutvergießen gehen, wenn die weißen Männer und ihre Gewehre diesem Volk ihre Macht zeigen.«
    Wir beratschlagten eine Weile, und allmählich formte sich ein Bild der Dinge heraus: Mofarigosat suchte einen mächtigen Bundesgenossen und wollte uns benutzen, um seine Feinde in Angst und Schrecken zu versetzten. Er würde nicht dulden, daß wir sein Land verließen, bis wir mit ihm in den Krieg gezogen waren, und einzig und allein darum ging es.
    Natürlich konnten wir uns weigern und uns den Weg freikämpfen, doch zweifellos würden einige von uns dabei ihr Leben lassen, und vielleicht würden wir völlig darin scheitern. Denn die Heere des Mofarigosat bewachten uns ständig und patrouillierten um uns herum, Hunderte und aber Hunderte von Kriegern, und obwohl er großen Respekt vor unseren Musketen hatte, fürchtete er weder sie noch uns. Angesichts seiner festen Haltung wählten wir den leichtesten Weg, der darin bestand, sich ihm wenigstens dieses eine Mal zu unterwerfen und ihm zu Diensten zu sein.
    So waren wir gezwungen, mit ihm zu einer Stadt an einer kleinen Gabelung des Flusses Kuvu zu marschieren, die zwar gut befestigt war, Mofarigosat jedoch auch ohne unsere Hilfe leicht hätte erobern können. Er ließ seine Leute um die Stadt herum Stellung beziehen und rief, daß sie sich ergeben müßten, oder sie würden von weißhäutigen Dämonen erschlagen werden. Die Antwort bestand aus einem Pfeilhagel. Woraufhin Mofarigosat sich zu uns umdrehte und lächelte und uns ein Zeichen gab: »Vernichtet sie.«
    Und wir richteten unsere Musketen auf die Krieger der aufrührerischen Stadt und töteten schon beim ersten Angriff viele von ihnen. Die anderen flohen augenblicklich, und wir marschierten in die Stadt und vernichteten die Feinde des Mofarigosat. Dabei wurden drei von uns durch Pfeile leicht verwundet, doch die gesamte Stadt, die sich ihm widersetzt hatte, wurde genommen. Wir standen auf einer Seite, während Mofarigosat und seine Truppen nun die Stadt plünderten und sich so Reichtum verschafften. Ich kenne den Namen dieses Ortes nicht, an dessen traurigem Untergang ich teilnahm.
    Als dies geschehen war, wollten wir uns ohne weitere Verzögerungen von Mofarigosat verabschieden. So gingen die portugiesischen Offiziere und ich erneut zu dem Fürsten und sagten, wir würden nun den Aufbruch befehlen, wobei ich der Sprecher war und meine Worte einfach und fest klingen ließ.
    »Ich werde nicht verhindern, daß Ihr geht«, sagte Mofarigosat.
    »Aye«, sagte ich, »dann werden wir noch diese Stunde aufbrechen.«
    »Doch ich muß zuerst einen Gefallen von Euch erbitten.«
    Pinto Dourado, der gelernt hatte, diese Sprache beinahe so gut wie ich zu sprechen, und lauschend neben mir saß, blickte mich besorgt an, und ich teilte sein Unbehagen.
    »Was willst du von uns erbitten?« sagte ich.
    »Daß Ihr innerhalb von zwei Monaten in mein Land zurückkehrt und einhundert Männer mitbringt, um mir bei meinen Kriegen zu helfen, und Handel mit mir betreibt. Denn wir möchten uns mit euch Portugiesen verbünden.«
    »Habt Ihr seine Worte verstanden?« fragte ich den Hauptmann.
    »Aye.«
    »Und was soll ich ihm sagen?«
    »Daß er ein alter, brandiger Narr ist«, knurrte Pinto Dourado. Dann sagte er jedoch: »Nein, behalte

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