Herr der Finsternis
schwören.«
»Solch einen Einwand habe ich noch nie zuvor gehört.«
»Du hast ihn jetzt gehört, Engländer. Geh nun zu Mofarigosat und sage ihm, daß du das Pfand bist, das wir ausgewählt haben, und daß wir schwören, zurückzukehren und ihm zu helfen, und daß er dir dafür nichts antun darf. Denn wir möchten nicht, daß dir etwas angetan wird, da du einer aus unserer Truppe bist.«
8
Mit diesen Worten entließ mich Pinto Dourado, und erneut fand ich mich im Stich gelassen und das Opfer von Verrat.
Denn da Pinto Dourado bemerkt hatte, daß es hier nichts gab, wonach es den Portugiesen verlangte, wußte ich, ich würde nicht von diesem Ort erlöst werden. Dennoch sagte ich ihm beim Abschied überaus ruhig, ich hätte nichts Unrechtes getan, womit ich solch ein Schicksal verdient hätte, und daher hoffte ich, er würde mich nicht vergessen, wenn er sich auch geweigert hätte, einen Eid zu leisten. Und ich sagte auch, leise und auf eine Art und Weise, die sich vielleicht tief in seine Seele einfressen würde, daß ich wüßte, Gott der Allmächtige würde an denen, die ihre Mitmenschen verraten hätten, bis zum letzten Tag der Welt eine schreckliche Rache ausüben.
Dann eilten die Hurensöhne von Portugiesen aus der Stadt des Mofarigosat, wobei sie nicht einmal den Führer verlangten, um den sie gebeten hatten, so ungeduldig waren sie, aufbrechen zu können. Denn dieser hinterlistige Mofarigosat hatte sie auf eine gewisse Art und Weise mehr verängstigt als selbst Imbe Calandola. Für sie, so glaube ich, war Calandola so unermeßlich monströs, daß sie ihn nicht einmal bruchstückhaft verstehen konnten; doch dieser schlanke und sehnige alte Mofarigosat war fürwahr von ihrem Schlag, geschickt und gnadenlos und zu jeder Art von Verrat fähig; der einzige Unterschied zwischen ihm und ihnen war, daß er ein Heide und seine Haut ein paar Farbtöne dunkler war. So wollten sie vor ihm fliehen, bevor er sie allesamt gefangennahm.
Ich allein blieb zurück und mußte befürchten, daß ich den Rest meines Lebens in Mofarigosats Stadt verbringen würde und daß diese Zeitspanne vielleicht gar nicht so lange währte.
Zumindest behandelten mich die Schwarzen für den Anfang freundlich. Ich hatte eine kleine Hütte für mich allein, die aus Baumstämmen und Stroh bestand, und wenn immer ich in die Hände schlug, brachten sie mir Palmwein und Fleisch, und an jedem Abend warteten, wenn ich mich zurückzog, drei oder vier Frauen an meiner Tür, junge, hartbrüstige Sklavinnen mit dicken Lippen und zugefeilten Zähnen, die sich hinter diesen Lippen verbargen, und von denen ich mir aussuchen konnte, welche ich wollte. Dies war eine Gefangenschaft, aye, doch es war nicht die übelste Haft.
Am Tage konnte ich ungestört in der Stadt spazieren, in der feuchte Hitze herrschte und die von schimmerndem, schweren Blattwerk umgeben war, und ich konnte, wenn ich wollte, die Gebräuche dieses Stammes beobachten. Und ich sah bei diesem Volk viele seltsame Dinge.
Sie waren Götzenanbeter, wie all diese Schwarzen bis auf jene, die in den Städten wohnten und unter dem Daumen der Jesuiten stehen. Als Götter suchen sich die heidnischen Afrikaner verschiedene Schlangen aus und Nattern und Tiere, Vögel, Kräuter und Bäume, und sie machen Idole von all diesen Dingen, gemeißelt aus Holz oder Stein.
Sie geben sich auch nicht damit zufrieden, die besagten Geschöpfe anzubeten, solange sie noch flink und lebendig sind, sondern verehren, wenn sie einmal tot sind, auch ihre Häute, die sie mit Stroh ausstopfen. Ich habe gehört, daß es Nationen gibt, die Drachen mit Schwingen verehren, die sie in ihren Häusern halten und füttern, indem sie ihnen die besten und köstlichsten Leckereien zu essen geben, die sie haben. Andere halten Schlangen der schrecklichsten Art; einige beten die größten Ziegen an, die sie bekommen können; einige auch Löwen und die monströsesten anderen Geschöpfe; ja, je wilder und ungeschlachter diese Tiere sind, desto heftiger werden sie verehrt.
Es fällt mir nicht leicht, die Verehrung von Fledermäusen, Eulen, Wachteldrosseln und derart zu verstehen, und doch begriff ich allmählich ihre Gründe dafür, nämlich: daß Gott der Allmächtige in allen Dingen der Schöpfung weilt, auch in den verabscheuungswürdigsten, und daß man, wenn man Ihn in Seinen dunkleren Ausprägungen anbetet, nichtsdestotrotz Ihn verehrt. Doch dies ist für einen christlichen Verstand nur schwer einzusehen.
In der Stadt des
Weitere Kostenlose Bücher