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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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empfunden hätte, wenn ich meinen eigenen Prügel gestreichelt hätte oder das Geländer einer Treppe. Dies war der tiefste Punkt meiner Reise zum Herrn der Finsternis, dem Imbe-Jaqqa Calandola: Denn ich war völlig sein Geschöpf, völlig seinem Willen unterworfen, und hatte völlig vergessen, daß ich ein unabhängiges Wesen war. Meine Hand war auf seinem Glied und seine auf meinem, und sonst nahm ich nichts wahr. Und der letzte Fetzen dieses unschuldigen englischen Jungen, der am siebenten Tag des Mai im Jahre des Herrn 1589 in See gestochen war, verlor sich nun im Schlagen der Trommeln, dem aufsteigenden, mannigfarbigen Rauch und dem wilden Wirbeln des Gebräus in meinen Adern. Ich war zu einem Geschöpf des Dschungels geworden. Ich wurde von dessen Geheimnissen verschluckt. Ich war fürwahr Andubatil Jaqqa, der niemals ein früheres Leben gekannt hatte.
    Ah! Das Abspritzen meines Samens stand bevor, mit einer Macht und Intensität, die ich nicht mehr gekannt hatte, seit ich ein geiler Junge gewesen war. Es entlockte mir einen lauten Schrei, der sich nicht sehr von einem Schmerzensschrei unterschieden haben konnte, obwohl er dem höchsten Vergnügen entsprang. Ich fühlte, wie ich vom Bauch bis zu den Schenkeln mit meinem heißen Erguß benetzt wurde.
    Und meine Hand bewegte sich noch immer in ihrem unveränderlichen Auf und Ab, umklammerte diesen mächtigen schwarzen Prügel; und bald kam von Calandola ein tiefes, polterndes Geräusch, das etwa dem ähnelte, wie ich mir das Geräusch vorstelle, mit dem ein Vulcano-Berg seinen geschmolzenen Fels ergießt. Und dann fühlte ich das heftige Zittern und Schütteln seines Fleisches und den Ruck, und sein Aufschrei zerriß die Luft wie ein Donner.
    Er rief meinen Namen und ich rief den seinen, und wir ließen einander los und fielen zurück auf die warme, feuchte Erde und lagen dort, ohne uns zu bewegen. Ich glaube, das war das Ende. Zumindest erinnere ich mich an weiter nichts mehr.
    Was immer in den späten Stunden der Nacht geschah, wenn überhaupt noch etwas, dann geschah es ohne mein Wissen, denn ich lag im tiefsten Schlaf hernieder. Ich habe Euch alles gesagt, was ich von dieser Nacht weiß. Dies habe ich geschworen, dies habe ich getan. Ich habe alles berichtet.
8
    Es war Mittag, als ich erwachte, und ich befand mich noch immer im Zeremonienhaus. Zwei Jaqqa-Krieger saßen als eine Art Ehrenwache neben mir, doch Calandola war nicht dort. Ich sah sie an, wie ein Mann schaut, wenn er beinahe ertrunken wäre und zu sich kommt. Sie sagten nichts, weder Kasanje noch der alte Ntotela. Ich erhob mich, wobei ich mir vorkam wie die bloße ausgebrannte Hülle meiner selbst, und mit unsicheren Schritten verließ ich diesen Ort und ging zum Flußufer hinab, befreite mich von den Schmieren und Makeln der Rituale dieser Nacht und wusch und wusch mich, schrubbte mich überaus gründlich in diesem schnell fließenden Strom ab.
    Zuerst hatte ich keine klaren Erinnerungen daran, was ich getan hatte, doch dann wurde mir, zuerst allmählich, dann immer deutlicher alles wieder bewußt. Und ich verspürte eine Art taubes, frostiges Erstaunen, daß ich diese Dinge getan hatte, und besonders das letzte. Doch ich empfand keine Scham deshalb. Es war zu spät für Scham. Ich wußte, daß ich vor einer Weile eine gewisse Grenze in meiner Seele überschritten hatte und daß ich nun, in mehr als nur einem Sinn, in einem Land lebte, das nicht mein Heimatland war.
    Nur eins bekümmerte mich, nämlich daß Imbe Calandola von nun an vielleicht erwartete, daß ich ihm ständig als Liebhaber zur Verfügung stand. Ich hatte mich noch nicht so gänzlich verwandelt, daß ich bereit war, mich als willigen Buhlknaben zu sehen und frohen Herzens Sodomie durchzuführen. Ich bin mir der bösen Sünden von Sodom und Gomorrha durchaus bewußt und habe in meiner Seele niemals eine Neigung dazu verspürt. Viele Male haben sich mir an Bord eines Schiffes während langer Reisen Männer genähert und ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um mir solch eine Einladung zu machen, indem sie sagten, sie würden mir mit den Händen, dem Mund, den Hinterbacken oder jedem anderen Körperteil, der mir gefiel, Vergnügen bereiten, und ob ich mit ihnen vielleicht die gleiche Päderastie treiben würde? Es fiel mir leicht, sie zurückzuweisen, denn dies war nicht mein Spiel; das feuchte, weiche Loch einer Frau zieht mich an, und was das andere betrifft, nun, dies ist nur totes Fleisch, das mich überhaupt nicht interessiert. Ich

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