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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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belehrte sie:
    So sagt man beim Film, wenn eine Einstellung in Ordnung ist. Ich bin einverstanden, vorausgesetzt, das mit dem Geld geht klar.
    Das werden wir schon hinkriegen, sagte Moritz.
    Wissen Sie, das Finanzielle erledigt bei uns mein Bruder. Er ist der Gewissenhaftere von uns beiden. War er schon immer. Geld bedeutet mir nicht viel.
    Deshalb gibt er es gern aus, fiel ihm Moritz ins Wort.
    Alfred sagte:
    Glauben Sie mir, geizige Menschen sind was Schreckliches.
    Moritz protestierte:
    Ich bin geizig? Geizig sind Menschen, die auch an sich selber sparen. Spare ich an mir selber? Ich rechne. Wenn ich nicht rechnen würde, dann … vergiss es.
    Alfred stand auf.
    Ciao belli, sagte er.
    Sie schauten ihm beide hinterher, wie er aus dem Zimmer ging. Wieder ein starker Abgang.
    Ich möchte Probezeit, sagte sie unvermittelt.
    Einverstanden.
     
    Die Haustür war geöffnet, der Regen fiel in Strömen auf das gläserne Vordach.
    Moritz half Zamira in ihre Jacke.
    Soll ich Ihnen nicht ein Taxi rufen … ich zahle das.
    Danke, sagte sie, ich hab Kapuze und Schirm …
    Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn an.
    Ich geh mal los …
    Moritz wollte etwas sagen:
    Frau Latif …
    Sagen Sie Zamira.
    Zamira, wenn Sie Geld benötigen, vorab, ich meine …
    Sie schüttelte den Kopf.
    Danke. Ich brauche kein Geld. Bis Montag, Herr Kleefeld.
    Sie öffnete den Schirm und verschwand im Regen.
    Er stand noch einen Moment und schaute ihr nach.

[zurück]
    8
    Das Taxi hielt vor dem Haus und bevor Zamira aussteigen konnte, hatten Moritz und Alfred bereits die Heckklappe geöffnet und beide Koffer ausgeladen. Während Alfred ein Liedchen pfiff und beschwingt einen der Koffer ins Haus trug, tat sich Moritz mit dem anderen schwer.
    Zamira hatte gezahlt, war ausgestiegen und rief ihm hinterher:
    Herr Kleefeld! Wirklich, lassen Sie. Nehme ich den Koffer. Ich will das nicht.
    Unter der Last versuchte Moritz, die Contenance zu wahren.
    Aber ich bitte Sie, sagte er und schleppte den Koffer ins Haus.
     
    Alfred saß schwer atmend im kleinen Apartment im Sessel, als Moritz mit dem Koffer ins Zimmer kam.
    Sammelt sie Steine, oder was?, sagte Alfred dünn.
    Moritz ließ sich stöhnend in den zweiten Sessel fallen. Er konnte nichts erwidern, er war fertig.
    In diesem Moment sprang sein Bruder auf, als wäre nichts gewesen, denn Zamira betrat das Zimmer. Sie hatte einen Rucksack und einen Geigenkoffer dabei.
    Bienvenu à bord!, sagte er launig.
    Zamira zeigte auf die beiden Koffer.
    Merci. Aber das war nicht nötig.
    Alfred tänzelte im Zimmer wie ein Boxer.
    Ich bitte Sie! Ich könnte jetzt noch einen Dauerlauf machen.
    Bis zum Friedhof, sagte sein Bruder.
    Alfred sah sich im Zimmer um.
    Moritz, hier muss man was tun. Das Zimmer ist ein Loch, ehrlich gesagt.
    Bei uns leben fünf Menschen in so einem Zimmer, sagte sie.
    Das Zimmer wird renoviert! Stimmt’s, Moritz?
    Moritz bestätigte es. Ich habe bereits gesagt, dass ich das Zimmer herrichten lasse.
    Alfred sagte väterlich:
    Sie sollen sich hier wohlfühlen.
    Zamira schaute Moritz an.
    Ist Ihnen nicht gut?
    Er wird leicht kurzatmig, sagte Alfred.
    Dann sah er zu seinem Bruder.
    Du bist blass, emmes …
    Jetzt hatte Moritz genug. Er sprang auf, ging aus dem Zimmer und rief dabei:
    Blass! Schau dich an! Du siehst besser aus?
    Zamira sah ihm hinterher.
    Was hat er?, fragte sie erstaunt.
    Altersstarrsinn!, sagte Alfred.
     
    Eine Stunde später stand Zamira neben Moritz in der Küche. Sie hatten gemeinsam Geschirr auf dem großen Küchentisch verteilt und Moritz erklärte der jungen Frau den Unterschied zwischen milchig und fleischig, indem er sagte:
    Sie denken vielleicht, dass es kompliziert ist, weil alles weiß ist, aber das Milchige ist geriffelt, sehen Sie …
    Er zeigte ihr einen Teller.
    Das Fleischige nicht. Die Teller sind glatt.
    Zamira wollte es genauer wissen.
    Warum macht man den Unterschied? Wir dürfen auch nicht Schwein. Ist doch wie halal, oder?
    Nicht ganz. Es ist Juden verboten, Fleisch und Milchprodukte gleichzeitig zu essen. Das ist der Unterschied.
    Kein Steak mit Butter?, fragte sie.
    Tabu!
    Warum?
    Es gibt viele Erklärungen, eine lautet: um zu vermeiden, dass man das Fleisch des Kindes, also zum Beispiel einen Kalbsbraten, isst und ein Glas Milch von der Mutter dazu trinkt. Der Gedanke ist schrecklich, finden Sie nicht?
    Und Kuhmilch mit Lamm?
    Moritz zögerte.
    Eine gute Frage …
    Sie erlöste ihn.
    Und Ihr Bruder?
    Er ist nicht gläubig.
    Aber einen Glauben muss

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