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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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Fränkel! Alfred sah ihn vor sich und ihm fiel ein, wie er von dessen abenteuerlicher Kriegsmission erfahren hatte, wie Fränkel beinah Hitler getötet hätte und von seiner Flucht zu den Russen. Später bekam er Schwierigkeiten mit der CIA , die ihn für einen Nazi-Kollaborateur hielt. Bis heute hatte Alfred sein Versprechen gehalten, darüber zu schweigen, obwohl Fränkel schon lange tot war. Eigentlich könnte er Moritz davon erzählen.
    An der besagten Ecke stand nun ebenfalls ein langweiliges, beigefarbenes Bürohaus. Alfred ging näher, um sich die Namen der Firmen anzusehen, die hier residierten und stieß zu seiner Überraschung auf ein protziges Schild: E. C. Blum & Co. KG – Liegenschaftsverwaltung. Emanuel Chaim Blum! Fast hätte Alfred weiche Knie bekommen, als ihm in den Sinn kam, wie Blum ihn gequält und danach sein Fahrrad zerstört hatte. Und nun besaß er »Liegenschaften«! Irgendwann hatte es dieser Betrüger und Kleingangster wohl nach oben geschafft. Das ärgerte Alfred. Es trieb ihn jetzt förmlich in dieses Haus. Er drückte auf eine Klingel. Ein quäkende Frauenstimme fragte durch die Sprechanlage: Bitte?
    Ist Herr Blum vielleicht zu sprechen?, rief Alfred in den Lautsprecher.
    Machen Sie Witze?, kam die Antwort, Herr Blum ist verstorben. Möchten Sie mit seiner Tochter sprechen?
    Nein danke, sagte Alfred und ging.
    Später würde er von Moritz erfahren, dass Blum vor Jahren anlässlich eines Besuchs in Israel bei einem Attentat in einem Restaurant tödlich verletzt worden war, nachdem ein Palästinenser um sich geschossen hatte. Alfreds Mitgefühl würde sich in Grenzen halten, obwohl er Blums Werdegang vom polnischen Waisenjungen mit tätowierter Auschwitznummer zum Immobilientycoon durchaus bemerkenswert fand.
     
    Moritz saß allein am gedeckten Tisch und löffelte abwesend eine Suppe.
    Dabei blätterte er in einem Manuskript.
    Als er die Suppe gegessen hatte, trat er auf die Fußklingel.
    Es klingelte in der Küche.
    Zamira war gerade dabei, ein Omelett zuzubereiten, als sie erschrak und beinah die Pfanne fallen ließ.
    Sie lief auf den Flur, zur Haustür und öffnete sie.
    Es war niemand zu sehen.
    Sie schloss die Tür wieder, als sie nochmals das Klingeln vernahm.
    Jetzt lief Zamira zum Telefon und nahm den Hörer ab.
    Hier bei Kleefeld, sagte sie.
    Keiner dran.
    Hallo?, rief sie, dann legte sie auf.
    Als sie zurück in die Küche kam, war überall Rauch.
    Das Omelett war verbrannt!
    Ya allah, chnu heda?, rief Zamira laut, als Moritz in die Küche kam.
     
    Moritz und Zamira krochen auf allen vieren unter den Esstisch.
    Hier, sehen Sie.
    Er zeigte auf die Fußklingel und erklärte:
    Wenn ich da draufdrücke, mit dem Fuß, dann klingelt es in der Küche und Sie wissen, es kommt der nächste Gang oder es ist sonst was.
    Ist ja wie beim Sultan, sagte sie.
    Also, wenn Sie meinen, es ist zu feudal, sagte er unsicher.
    Feudal?
    Zu kapitalistisch, verbesserte er sich.
    Drücken Sie, solange Sie wollen. Jetzt, wo weiß ich, wo’s herkommt.
    Sie drückte auf die Klingel.
    Sie lächelten sich an.
    Beide auf Knien.
    Von oben hörte man ein lautes Räuspern!
    Alfred stand vor dem Tisch und beobachtete seinen Bruder und das Hausmädchen, wie sie unter dem Tisch hervorgekrochen kamen, eingehüllt von der Tischdecke. Jetzt sahen beide ein wenig arabisch aus.
    Alfred sagte bissig:
    Ich hoffe, ich störe!
    Zamira richtete sich auf und zupfte ihren Rock zurecht.
    Ihr Bruder hat mir seine Klingel gezeigt, sagte sie.
    Moritz kam mühsamer auf die Beine.
    Ja, seine kleine, putzige Klingel, sagte Alfred, die zeigt er gern.
    Willst du was trinken?, fragte Moritz, um irgendwas zu sagen.
    Und Zamira fügte an:
    Ich mach einen Tee.
    Alfred warf demonstrativ die Süddeutsche Zeitung auf den Tisch und begab sich mit dem »New Yorker«, den er im Bahnhof gekauft hatte, in sein Zimmer. Dabei sagte er:
    Muss arbeiten. Ich habe keine Zeit für Kindereien.
    Jetzt hatte er es ihnen aber gegeben.
    Zamira schaute fragend.
    Vergessen Sie’s, meinte Moritz und nahm die Zeitung, Sie können auch gern Siesta machen, wenn Sie möchten.
    Das Omelett ist kaputt. Mach ich ein neues.
    Sie wollte los, aber er hielt sie am Handgelenk fest.
    Er sah sie freundlich an.
    Lassen Sie. Alles nicht so wichtig.
    Sie begann, den Tisch abzuräumen, während Moritz in den Salon hinüberging.
    Als er es sich gerade in einem Sessel gemütlich gemacht hatte, kam Alfred zurück.
    Was ich dich fragen wollte, sagte er, was weißt du über

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