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Herr Merse bricht auf

Herr Merse bricht auf

Titel: Herr Merse bricht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Nohr
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dabei! Was hast du da im Schließfach?« » Hab nur was nachgesehen.« Herr Merse schaute aus dem Fenster und flüchtete sich in die unbestimmte Pose eines Westernreiters, der mit zusammengekniffenen Augen schweigend in die Ferne sieht.
    In Wenningstedt half er, alle Gepäckstücke nach oben zu schleppen, und sagte dann: » So, nun kommt erst einmal in Ruhe an. Ich fahr dann jetzt.« Barbara schnaubte verärgert: » Hast du denn ein Quartier gefunden?« » Nein, äh… ja.« » Ja, was denn nun? Es kann nicht sein, dass du etwas gefunden hast. Markier nicht den großen Mann. Was ist mit dir los? Ich habe schon alles von Hamburg aus in die Wege geleitet. Hier ist natürlich alles ausgebucht. Ich habe für dich in Niebüll auf dem Festland eine entzückende kleine Wohnung hinter dem Deich gebucht. Hier ist die Adresse.« Sie holte einen Zettel aus der Handtasche. » Du kannst, wenn du willst, ab und zu mit der Bahn hierherkommen, es ist aber auch da sehr schön…«
    Herr Merse staunte. Ja, das war Barbara. Sie beschämte ihn. Sie sorgte für ihn. Setzte ihn nicht einfach aus. Aber Niebüll! Das triste Kaff mit der Autoverladestation. Da müsste er jeden Tag mit dem Zug über den Hindenburgdamm. Andererseits– besser als nichts. Vielleicht besser als Amrum. Schnellere Verbindung. Dass er nicht daran gedacht hatte. Aber eine Insel war eine Insel. Aufs Festland geht man » zurück«. Darum war er nicht daraufgekommen. Er wollte nicht zurück, sondern nach vorn, ins Neue.
    Er stand unschlüssig im Zimmer. Barbara sah ihn an. » Danke«, sagte er mit belegter Stimme. » Das ist nett von dir. Ich schau es mir mal an.« » Was heißt: ›schau es mir mal an‹?«, setzte Barbara mit Verve nach. » Du bist fest gebucht da! Ab heute! Müsstest jetzt deine Sachen zusammenpacken, dass du abends mit dem Zug rüberkommst. Hier sind die Zugverbindungen. Du kannst praktisch mit jedem Zug fahren, alle halten da.« Sie gab ihm einen Ausdruck mit Reiseverbindungen. » Und dann können wir uns ja hier mal sehen«, fügte sie ruhiger hinzu. Versöhnlich. » Wenn es Oskar besser geht. Hast du einen Strandkorb gemietet? Den übernehmen wir.«
    Herr Merse schluckte. » Nein… äh ja, ja, ich hab einen , aber ich glaub, ich will den behalten. Ich werde dann von Niebüll aus hin- und herfahren. Ich möchte hier am Strand bleiben. Hab mich daran gewöhnt.« Der Gedanke, dass Barbara oder Oskar in der Luner-Ecke sitzen würde, machte ihm zu schaffen. Alles ging so schnell. Er kam nicht hinterher. Es war wie immer. Er dackelte.
    » Hin- und herfahren? Wieso? Ist doch viel zu teuer! In Niebüll gibt es wunderschöne Stellen, und es ist außerdem viel ruhiger als hier. Du kannst übrigens dort auch üben. Ich habe der Wirtin gesagt, du seist Hornist. Sie liebt Musik und hat sogar ein Klavier in ihrer guten Stube und hat angeboten, wenn es nicht zu schwer sei, würde sie versuchen, dich zu begleiten. Sie hat sich gefreut. Ihr Mann macht in Windkraft und ist viel unterwegs, sie hat es nicht nötig zu vermieten, tut es nur, um sich zu beschäftigen. Sie wirkte sehr nett. Also: Welche Strandkorbnummer hast du?« Herr Merse riss sich los aus dem Vorstellungsbild eines Wohnzimmers im Friesenhaus mit einer älteren rundlichen Frau, die an einem verstimmten Klavier saß und ihn bewundernd ansah. Er schwieg ratlos. Komplett ratlos. Sein Schweigen machte die zustimmungsgewöhnte Barbara nervös. Sie begann auszupacken, während Oskar aus dem Fenster auf den Sportplatz unten starrte.
    » Ich behalte meinen Strandkorb«, sagte Herr Merse. ( » Klein Ingo hat den Bock Bock Bock, da komm’n wir mit’m Stock Stock Stock.«) » Danke für das Quartier. Ich wünsch euch gutes Einleben hier. Und gute Besserung für dich, Oskar.« Er wandte sich zur Tür.
    » Ingo, was soll das?« Barbara kam hinter ihm her und legte ihre Hand auf seine Schulter. Sie senkte die Stimme zu einem scharfen Zischen. » Du bist verhalten aggressiv. Albern. Trotzig. Das hab ich gleich bemerkt. Wenn du meinst, du gehst hier mit großer Geste ab und machst uns ein schlechtes Gewissen, dann hast du dich getäuscht.« Barbara spuckte vor Wut, so dass Oskar sie aus dem Sessel mit » Lass doch, Barbara…« zu beschwichtigen suchte. » Du sollst dich nicht aufregen!«, fauchte sie zu ihm hinüber. » Das ist doch unmöglich, was mein eigener Bruder hier für eine Szene hinlegt.« » Ich reg mich nicht auf! Ich finde nur…« » Doch! Du hast ein rotes Putergesicht.« Herr Merse registrierte,

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