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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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beschwert, wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlten?«, hakte der Fickel nach.
    »Hab ich ja! Beim Oberlandesgericht, bei der Referendarstelle … Aber das hat mir natürlich keiner geglaubt. Und wissen Sie, was dann passiert ist?«
    René Schmidtkonz machte ein Sensationsgesicht und platzte heraus: »Sie hat mich sexuell belästigt!«
    Der Fickel versuchte, trotz allem ernst zu bleiben, und tarnte seine wahre Empfindung mit einem gekonnten Hustenanfall. Der René Schmidtkonz bemerkte die Heiterkeit seines Verteidigers deshalb nicht.
    »Durch die Arbeit hatte ich kaum noch Zeit für was anderes. Ich hab mich fast wie Sylvias Leibeigener gefühlt. Dann sollte ich ihr auch noch Akten zu Hause vorbeibringen, und als ich kam, stand sie natürlich gerade zufällig unter der Dusche!«
    »Das ist eindeutig eine Belästigung«, erklärte der Fickel mit einem Quäntchen Ironie in der Stimme. »Aber Sie sind doch standhaft geblieben?«
    Der René kratzte sich am Kopf. »Na ja … Mit Nadin lief es in der Zeit nicht mehr besonders. Sie war ständig für ihr Praktikum unterwegs und ich im Gericht … Und bei Sylvia musste ich ja nur so machen.«
    Er schnippte mit einem Finger.
    »Und dann haben Sie so gemacht?«
    Jetzt schnippte der Fickel mit dem Finger.
    René nickte unglücklich. »Das war der größte Fehler meines Lebens. Sylvia war unersättlich. Immer wenn sie gerade wollte, musste ich springen.«
    Irgendwie hakte es beim Fickel bei der Vorstellung, dass ausgerechnet der René Schmidtkonz als Sexobjekt einer Karriererichterin herhalten musste. Andererseits: Was wusste er schon von den Frauen?
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, dann hatten Sie also gar kein erotisches Interesse an Ihrer Ausbilderin?«
    René zögerte. »Ich hatte kein Problem damit, dass sie älter war, aber … irgendwie war es im Bett nicht so der Hit. Sie war immer so … so sachlich. Mechanisch, verstehen Sie?«
    »Warum haben Sie die Affäre nicht einfach beendet?«, bohrte der Fickel nach.
    »Ich hatte Angst, dass sie sich rächt. Ich hatte ja noch kein Zeugnis von ihr.«
    Der Fickel stand schon wieder auf dem Schlauch.
    »Sie haben aus Rücksicht auf Ihre Bewertung mit ihr geschlafen?«
    »Natürlich nicht nur, aber …«
    »Verstehe«, erklärte der Fickel. »Und weiter?«
    »An dem Tag, als Sylvia ermordet wurde, war ich am Nachmittag bei ihr im Büro und habe ihr gesagt, dass ich keine Lust mehr habe und mich wieder mit Nadin versöhnen will.«
    Aber jetzt wollte der Fickel natürlich genau wissen, wie dann seine Spermien an die Robe gekommen waren. Der René rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her.
    »Ich hab mich noch mal breitschlagen lassen …«, erklärte er kleinlaut. »Beziehungsweise: Eigentlich hat sie mich vergewaltigt!«
    Der Fickel war vollauf damit beschäftigt, sich das praktisch vorzustellen, während der René bedröppelt fortfuhr: »Eigentlich wollte ich die ganze Zeit nur noch weg … Die Aktion ging voll in die Hose.«
    »Beziehungsweise auf die Robe«, fügte der Fickel trocken hinzu. Sein Mandant ging nicht weiter darauf ein. Er schien jetzt ganz in seinen Erinnerungen gefangen.
    »Sylvia hat mich danach voll zur Schnecke gemacht – dass ich es nicht bringe und dass sie es bereut, sich mit einem Versager wie mir überhaupt eingelassen zu haben. Dann ist sie gleich weg zu diesem Festbankett im Sächsischen Hof. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.«
    Nachdem der René seinen erstaunlichen Bericht beendet hatte, entstand ein längeres Schweigen. Also, der Fickel hatte in seinem Leben ja schon viele Geschichten gehört, aber angesichts solch eines dreisten Lügenkonglomerats war er schon fast wieder versucht, irgendwo einen wahren Kern bei der Sache zu vermuten. Vielleicht hoffte er auch einfach nur, dass der René die Kminikowski nicht umgebracht hatte – schon der alten Schmidtkonz und ihrer Rotwurst wegen.
    »Warum haben Sie das alles nicht gleich der Polizei erzählt?«, fragte der Fickel prüfend. »Dann hätten wir beide uns so einiges ersparen können.«
    »Ich konnte mir ja schon ausrechnen, dass die meine DNA -Spuren bei Sylvia finden werden. Logisch, dass ich dann erst mal der Hauptverdächtige bin. Dabei wollte ich mich ja eigentlich mit Nadin versöhnen …«
    Der Fickel kapierte: »Ein Geständnis wäre da wohl kontraproduktiv gewesen.«
    Der René seufzte schuldbewusst. »Ich hab mich echt nicht besonders clever angestellt«, meinte er, zu einer umfassenderen Selbstkritik aufgrund seiner Charakterstruktur

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