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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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melodramatisch den Kopf. Dann fuhr er fort: »Einstweilen wünsche ich allen Teilnehmern einen anregenden Gedankenaustausch!« Großer Applaus, unterbrochen von der Stimme des Landrats: »Bitte tragen Sie sich in eine der Arbeitsgruppen ein. Wir treffen uns alle später wieder zum Abendessen, natürlich wie immer mit anschließender Diskussion – und Entertainment!« Stürmischer Applaus.
    Die Gundelwein war etwas erstaunt, wieviel Begeisterung die Erwähnung des nicht weiter definierten Entertainments auslöste, aber schließlich war sie noch neu in den Kreisen und kannte sich mit den Gepflogenheiten nicht aus. Sie irrte von einem Flipchart zum nächsten. Die angebotenen Themen sagten ihr im Grunde allesamt nichts. » EU -Förderrichtlinien für regionale Projekte«, »Strukturwandel im Zuge der demografischen Entwicklung«, »Clusterbildung im Landkreis« oder »Tourismus als Wirtschaftsfaktor«.
    »Na, Lust auf ein Wettschwimmen?«, raunte ihr der Landrat, der plötzlich hinter ihr stand, ins Ohr und ergänzte: »Der Wellnessbereich in diesem Hotel verfügt über eine Fünfundzwanzig-Meter-Bahn.«
    »Warum nicht?«, entgegnete die Gundelwein bemüht gelassen. »Ich habe meinen Badeanzug dabei.«
    »Na dann …«, meinte der Landrat süffisant. »Ich freu’ mich drauf!«
    »Aber die Leute sind doch sicher nicht zum Schwimmen hier«, erkundigte sich die Gundelwein. »Was ist eigentlich der Sinn dieser Veranstaltung?«
    Der Landrat zeigte wieder sein Hyänengrinsen und fragte, ob denn tatsächlich immer alles einen Sinn haben müsse. »Im Allgemeinen erwartet das der Steuerzahler, wenn er solche Treffen finanziert«, erwiderte die Gundelwein verkniffen.
    Doch das ließ der Landrat so nicht auf sich sitzen. Die Tagung sei ausschließlich privat über Sponsoren finanziert, beteuerte er. Die Gundelwein war überrascht. In Meiningen an Sponsoren für irgendwas zu kommen, war normalerweise fast ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Warum sollte jemand dieses Treffen hier finanzieren?«, fragte die Gundelwein.
    »Ganz einfach. Weil es allen Teilnehmern nutzt! Jeder kann mit jedem reden«, erklärte der Landrat. »Zum Beispiel der da hinten, das ist ein aufstrebender Redakteur beim Privatfernsehen.« Er zeigte auf einen ziemlich jungen Kerl. »Der da«, er deutete auf einen älteren Herrn mit schlohweißem Haar, »ist Richter am Bundesgerichtshof. – Und sehen Sie den?« Sein Finger suchte einen korpulenten Bartträger. »Das ist ein Sternekoch aus Berlin, bei dem die Politprominenz ein- und ausgeht.«
    Die Gundelwein betrachtete die prominente Gesellschaft und fragte sich laut, was die alle miteinander gemein hatten, worauf der Landrat erwiderte: »Ganz einfach! Sie stammen aus Meiningen und Umgebung.« Diese Leute seien »Lokalpatrioten im besten Sinne«, auch wenn sie inzwischen in Erfurt, Jena, Berlin oder München lebten.
    »Klingt ja fast wie ein Geheimorden«, lächelte die Oberstaatsanwältin, aber der Landrat war nicht zu Scherzen aufgelegt.
    »Auf gewisse Weise ist es das ja auch«, erklärte er. »Wenn jemand einen Sohn oder einen Enkel hat, der ein Praktikum im Bundestag machen will, dann frage ich einfach unseren Abgeordneten hier. Und der stellt ihn Leuten vor, die ihm später weiterhelfen können. Dankbarkeit ist eine Ressource, genau wie Erdöl.«
    Die Gundelwein nickte verstehend. »Oder wenn ein zukünftiger Justizminister eine Leiterin für die Abteilung drei sucht …« Die Oberstaatsanwältin lächelte selbstbewusst. Der Landrat blickte ein wenig indigniert.
    »Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Fallen Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus. Auf der Ebene – das ist noch mal was anderes als ein Praktikum.«
    Die Bemerkung des Landrats holte die Gundelwein unsanft auf den marmorharten Boden der Tatsachen zurück. Aber sie ließ sich nichts anmerken.
    »Ich werde Sie schon nicht blamieren«, erklärte sie beherrscht, und um keine weiteren Fehler zu begehen, fragte sie vorsichtshalber nach, ob denn Doktor Veith schon anwesend sei. Der Landrat verneinte. »Er ist noch unterwegs. Wir erwarten ihn im Laufe des Nachmittags. Dann mache ich Sie mit ihm bekannt.«
    Sein Blick blieb am Eingang haften, wo gerade circa zehn junge Frauen in albernen Fantasiekostümen hereinkamen, nach dem ersten Eindruck der Oberstaatsanwältin eine abstoßende Mischung aus Go-Go-Girls und Medizin nach Noten [ 38 ].
    »Sie entschuldigen mich?«, haspelte der Landrat und eilte den »Frolleins« entgegen.
    »Darf ich noch einmal kurz

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