Herrin auf Kimbara
schien es, als würden sie beide gleich eine große Dummheit begehen. Im Licht des schweren Kronleuchters wirkte Brods Gesicht wie gemeißelt, und seine Augen funkelten und verrieten ungezügeltes Verlangen. Er war sehr attraktiv, mächtig, ein Mann, vor dem man sich fürchten musste. Er konnte sie nur verletzen.
»Verrückt, nicht?« Als er vor ihr stand, umfasste er ihr Kinn.
Sobald Brod die Lippen auf Rebeccas presste, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war zu viel für ihn. Ihre perlmuttfarbene Haut, ihr schlanker Körper, ihr Anblick, ihr Duft. Voller Misstrauen war er ihr gefolgt, und nun lag sie in seinen Armen.
Ihre Lippen waren so voll und weich. Wie Samt. Bereitwillig öffnete Rebecca sie, als wäre sie genauso überwältigt wie er. Noch nie hatte er das Gefühl gehabt, dass eine Frau so perfekt für ihn war. Er küsste sie nicht nur, wie Brod in diesem Moment bewusst wurde. Entsetzt stellte er fest, dass er im Begriff war, sich in sie zu verlieben. In eine Fremde. In eine Frau, der er nicht traute.
Vielleicht war es das, was sie wollte. Den Vater und den Sohn.
Der Gedanke daran verlieh Brod die Kraft, sich von ihr zu lösen, obwohl er in Flammen stand.
Sie hatte so viel Macht über ihn. Sie war so süß! So geheimnisvoll! Plötzlich sträubte sich alles in ihm. Er hatte immer versucht, das Richtige zu tun, doch ihm war klar, dass sie fallen könnte, wenn er sie nicht festhielt. Warum verhielt sie sich so?
»Rebecca?« Sein Zorn wuchs, als Brod bewusst wurde, dass er kämpfen musste, um sie gehen zu lassen.
»Was erwarten Sie von mir? Sagen Sie es mir«, bat Rebecca heiser. Sie hätte weinen mögen, weil sie nach all den Jahren doch schwach geworden war.
Starr blickte Brod sie an. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Ich hätte das nicht tun sollen«, sagte er finster.
»Ich muss den Verstand verloren haben.«
Vielleicht spielte sie eine Rolle, durchtrieben, wie sie war.
Dennoch umfasste er ihre Taille und hob sie auf den Schreibtisch, während sie ihn beinah hilflos ansah.
»Im Mittelalter mussten Frauen wie Sie damit rechnen, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden«, erklärte er höhnisch.
»Und was hätten Sie davon gehabt?« konterte sie.
Inzwischen hatten ihre Wangen wieder etwas Farbe bekommen.
»Ich wäre Ihnen natürlich zu Hilfe geeilt«, erwiderte er spöttisch. »Und wäre dabei wohl selbst umgekommen.«
Rebecca war völlig durcheinander. Einen Moment lang presste sie sich die Hände vors Gesicht. »Ich muss zurück«, sagte sie zweimal leise.
»Das glaube ich auch«, bestätigte Brod mit einem grausamen Unterton. »Sonst sucht mein Vater Sie. Und wenn er uns zusammen sieht, denkt er womöglich, ich würde versuchen, Sie ihm auszuspannen.«
»Es sei denn, Sie reden Unsinn.«
»Leider ist es das nicht. Sie haben wirklich Macht, Rebecca.« Er streckte die Hand aus und ließ eine Strähne ihres Haars durch die Finger gleiten. »Sie faszinieren mich sogar. Aber ich kann Ihnen Ihre Unschuldsbekundungen nicht abnehmen. Dass mein Vater Ihnen aus der Hand frisst, ist für mich Beweis genug, denn ich kenne ihn.
Hier.« Unvermittelt hob er sie wieder herunter. »Wir gehen jetzt besser zurück, aber Sie gehen vor, und ich folge Ihnen. Dad hat ein verdammt teures Feuerwerk für Sie organisiert.«
Plötzlich ertrug sie es nicht mehr, mit ihm in einem Raum zu sein. In gewisser Weise hatte sie schreckliche Angst vor ihm. Vor seinen verführerischen Händen und Lippen, seinen hinreißenden Augen. Noch nie hatte sie sich einem Mann so bereitwillig hingegeben.
»Und ich habe nichts davon gewusst.« Mit einer Hand strich Rebecca sich das Haar aus dem Gesicht, mit der anderen bedeutete sie Brod, sich nicht von der Stelle zu rühren. »Ich gehöre nicht hierher«, sagte sie. Ihre Arbeit an Fees Buch würde beendet sein und auch ihr Aufenthalt auf Kimbara. Alles.
»Ich verstehe es auch nicht.« Er lächelte ironisch. »Aber eins sage ich Ihnen. Keiner von uns beiden wird Sie gehen lassen.«
Am Sonntagmittag hatten alle Gäste die Rückreise angetreten. Rebecca hatte kaum geschlafen und war spät aufgestanden. Da Brod mit Rafe und Grant Cameron, mit denen er offenbar eng befreundet war, hatte zurückfliegen wollen, würde sie ihm vermutlich nicht mehr begegnen, und das war auch gut so. Als sie nach unten ging, sah sie, dass die Tür zu Stewarts Arbeitszimmer geschlossen war, und hörte Vater und Sohn drinnen lautstark debattieren.
Sekundenlang spielte sie mit dem Gedanken,
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