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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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nicht.
    Je länger die Situation andauerte, desto weniger genoss sie es, mit Ursula zu schlafen. Sie vermisste das Gefühl des unstillbaren erotischen Hungers. Der Sex hatte sich in letzter Zeit in einen Routineakt verwandelt, den sie beinahe mechanisch absolvierten. Sie sehnte sich danach, das Feuer wieder zu spüren. Doch auch dieses Verlangen beunruhigte sie zutiefst. Es war ein weiteres Zeichen von Schwäche. Sie konnte sich ihre Geliebten aussuchen. Und trotzdem wollte sie nur Ursula. Wollte sie wieder voll und ganz .
    Als Ursula sie daher anbettelte, die Mutter aller dekadenten Partys zu veranstalten – und dabei die Andeutung einfließen ließ, dass sie Giselle ihre Dankbarkeit auf die Weise zeigen würde, nach der sie sich am meisten verzehrte – gab diese schließlich nach. Und sie hatte sogar selbst daran geglaubt, dass es nicht die schlechteste Idee war, sich einfach fallen zu lassen und ohne jegliche Hemmungen zu feiern. Nun erkannte sie ihren Fehler. Sie musste an den Meister denken und daran, wie unerbittlich und gnadenlos er seine Autorität ausgeübt hatte. Auf diese Weise war es ihm gelungen, jahrhundertelang zu überleben. Giselle hatte den Meister verabscheut, aber trotzdem einige wertvolle Lektionen von ihm gelernt.
    Der eigenartige Geier-Papageien-Mischling öffnete seinen Schnabel und trällerte ihr erneut ein Lied entgegen. Er starrte sie mit unverhohlener tierischer Neugier an. Giselle lächelte und streckte einen Arm aus. Sie schickte einen sanften geistigen Impuls aus, der die Kreatur zwang, mit den Flügeln zu schlagen und vom Fußteil des Betts auf Giselles ausgestreckten Unterarm zu flattern. Sie streichelte dem Vogel über den Kopf und gurrte ihm etwas zu. Er neigte kurz den Kopf und zwitscherte dann weiter.
    Giselle schloss ihre Finger um seinen Hals. Die Augen traten ein wenig aus den Höhlen hervor, und das Tier stieß ein leises Zirpen aus, als Giselle erneut beruhigend gurrte. Dann kreischte es, als sie den Griff verstärkte und ihre Hand drehte. Es wurde von Panik erfasst und fuhr seine Krallen aus, um ihre Haut aufzuschlitzen, aber sämtliche Versuche der Selbstverteidigung erstarben infolge eines weiteren mentalen Impulses. Giselle starrte in die hervortretenden Augen der Kreatur, als sie ihr mit grauenvoller Langsamkeit das Genick brach.
    So!, dachte sie.
    Etwas in ihr entspannte sich, und sie betrachtete den schlaffen Körper des toten Vogels mit düsterer Befriedigung, obwohl sie sich fragte, warum sie es derart genoss, einen hilflosen Gegner zu töten. Instinktiv schaute sie zu Ursula hinüber. Sie stellte sich vor, wie sie ihre Hände um Ursulas Hals legte und dasselbe tat, was sie dem Vogel angetan hatte. Sie leckte sich die Lippen und spürte, wie ihre Nippel hart wurden. Dann rekelte sich das Mädchen im Schlaf, stöhnte und reckte seinen Körper.
    Giselle musterte die zarte nackte Haut am schlanken Hals. So blass. So wunderschön. Sie sah zu, wie sich die Brüste hoben und senkten, und musste daran denken, wie sie sich in ihrem Mund und unter ihren Händen anfühlten. Sie seufzte, da sie begriff, dass sie Ursula noch immer nicht töten konnte. Sie musste das Mädchen lediglich stärker disziplinieren, das würde genügen.
    Sie stand auf und schleppte den toten Vogel auf den Balkon hinaus. Die Sonne der anderen Welt tauchte ihren Körper in wohlige Wärme und vertrieb die Kälte, die aus der offenen Folterkammer in ihre Knochen gekrochen war. Sie lugte über das Geländer auf das rege Treiben in der rasant wachsenden Sklavengemeinde hinunter, die alle Razor City nannten. Hier war etwas, worauf sie stolz sein konnte. Ihre Vision für diese Gemeinde überstieg hinsichtlich Größe und Wagemut bei Weitem alles, was der Meister Unten erreicht hatte.
    Auf dem Gelände der Gemeinde standen inzwischen weitaus mehr Baracken, und täglich wurden neue errichtet, um mit dem steten Zustrom an Sklaven Schritt zu halten. Auf dem großen Marktplatz wurde bereits reger Handel getrieben, zahlreiche weitere Gebäude befanden sich im Bau. Allmählich wuchs eine richtige Stadt heran, wenn auch eine eher primitive, eine Art verdrehte Version einer mittelalterlichen Ansiedlung. Der Name der Stadt ging auf die hohen Zäune mit rasiermesserscharfen Spitzen zurück, die sie umgaben. Giselle liebte den Klang. Razor City. Das hörte sich an wie ein Ort, an dem Albträume lebten. Ungemein treffend. Das endlose Leiden ihrer bemitleidenswerten Untertanen würde das Leiden jeder anderen

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