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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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deinen Besitzansprüchen gegen seinen Onkel nicht durchsetzen können. Schon gar nicht, wenn gleichzeitig von Bardeleben seine Eherechte einfordert.«
    Das waren die ersten Worte, die ihr Vater sprach. Sein müder Tonfall brachte Ada dazu, ihn zu mustern: graues Gesicht, stumpfe, faltige Haut und Ringe unter den geröteten Augen. Eine schlechte Rasur und schmutzige Kleidung wiesen auf die Strapazen der Reise hin. »Er ist nicht tot.«
    Wieder lachte Stechinelli sein krankes Lachen. Ihr Vater zuckte mit den Schultern. »Sein Onkel scheint anderer Ansicht zu sein. Stechinelli ist in Hermannsburg einem seiner Männer begegnet, der davon erzählen konnte. Du wirst den Wenthe’schen Besitz verlieren, dafür wird er sorgen. Und von Bardeleben wird von mir deine Mitgift zurückverlangen, nehme ich an. Ich werde sie nicht zahlen können, mein Geschäft ist am Ende. In der Tat war ich gekommen, weil ich dich um Unterstützung bitten wollte.«
    »Weil du ein Narr bist, Lobeke.« Stechinellis Stimme überschlug sich. »Alles ließe sich retten, wenn du nicht so ein entschlussloser greiser Hasenfuß geworden wärest. Aber ich werde deinem Schicksal aufhelfen. Ich. Wie immer. Ich!« Er schlug mit den Fäusten auf den Tisch.
    Luise kam mit einer bescheidenen Mahlzeit herein, fegte mit einem Tuch Krümel vom Tisch und fing an aufzudecken.
    Adas Vater drohte Stechinelli mit dem Zeigefinger. »Hör auf damit.«
    »Nichts da. Sie ist nicht mehr als ein Weib. Gemacht, um vom Manne beherrscht zu werden. Ich sage, mit zwei toten Gatten und unter unserer Vormundschaft bringt sie den meisten Nutzen. Wir werden uns das Recht auf den Besitz schon vor Gericht zu erkämpfen wissen. Das Wenthe’sche Erbe gehört ihr und damit dir, Lobeke, wenn du aus deinem zaghaften Dösen aufwachst.«
    Luises Kopf ruckte, als sie das hörte. Ada krampfte ihre Hände ineinander. »Wie auch immer sich meine Umstände entwickeln werden, sie werden es ohne Eure Unterstützung und ohne Eure Vormundschaft tun.« Luise richtete sich auf, sah sie an und nickte aufmunternd. Ein rares Zeichen der Zustimmung von ihr, das seine Wirkung auf Ada nicht verfehlte. »Die Menschen auf diesem Gut kämpfen ums Überleben und haben es schwer genug. Sie brauchen keine Teilhaber, die nichts anderes wollen, als das Land auszusaugen. Ich werde mich keinesfalls Euren Plänen beugen.«
    Sie war zu angetan von sich selbst und ihrem Mut, um vorauszusehen, was kam. Stechinelli sprang auf und schlug sie so heftig ins Gesicht, dass sie vor Schmerz und Schreck benommen war. Luise ließ den Wasserkrug fallen. Er zerbrach krachend am Boden; das Wasser spritzte Ada auf die Strümpfe.
    Im gleichen Moment schoss Dierk unter dem Tisch hervor und hängte sich an Stechinellis Arm, nur um ebenfalls einen Schlag zu erhalten, der ihn zu Boden warf. Ehe Stechinelli nachtreten konnte, bekam er seinerseits von Luise einen Stoß.
    Adas Vater erhob sich und brüllte »Stechinelli«, in einem Befehlston wie zu seinen besten Zeiten, doch Adas Pate hörte ihn gar nicht. Er tobte in blinder Wut, stürzte sich auf Luise wie ein Wahnsinniger, schlug sie nieder und trat mit seinen schwer beschlagenen Schuhen auf sie ein.
    Adas Benommenheit wich, sie stieß einen entrüsteten Schrei aus und warf sich mit geballten Fäusten auf Stechinelli, der ein Mann sein mochte, aber nicht größer war als sie. Sie schlug mit aller Macht auf ihn ein, sodass ihre Hände und Arme davon schmerzten.
    Dierk war an ihrer Seite und tat das Seine, sodass Luise sich aufrappeln konnte. Auch Adas Vater mischte sich nun ein, ohne dass klar wurde, wem er helfen wollte. Sie fanden es nicht heraus, denn Stechinelli hatte auf einmal in jeder Hand eine Pistole.
    »Zurück«, kreischte er.
    »Bist du irre?«, schrie Adas Vater. Ein Schuss ging los, und er sackte zusammen.
    Erschrocken stolperten Luise, Ada und Dierk von Stechinelli weg. Der ließ sich davon, dass Lobeke reglos auf dem Boden lag, nicht ablenken, sondern zielte unstet mit der zweiten Pistole auf Ada und Dierk. Sie schob den Jungen mit einem Ruck, der keinen Widerspruch duldete, hinter sich.
    Am Tor läutete die Glocke. Es konnte immer noch schlimmer kommen, dachte Ada benebelt. Wahrscheinlich war das Dietrich, oder es war eine Rotte Offiziere mit einem Einquartierungsschein. Oder es war Graf Ferdinand.
    Stechinellis Augen glitzerten vor Hass und Irrsinn. »Das wird endlich Herr von Bardeleben sein, dein toter Gatte.« Er lachte haarsträubend falsch. »Verstehst du, Konrade? Dein

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