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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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toter Gatte. Haha. Tot! Schick den Jungen, damit der Gast hereingelassen wird. Wir werden ihn empfangen.«
    »Hörst du, Dierk? Lauf.« Ada trat zwei Schritte zur Seite, sodass sie nun als Schild vor Luise stand, während Dierk zur Tür lief.
    »Halt. Ich habe es mir anders überlegt. Schick die Frau. Der Junge kommt zu mir. Falls sie Bardeleben warnt, töte ich den Jungen und dich und am Ende sie. Euch alle, nach euch kräht kein Hahn. Am Ende ist mir Graf Ferdinand noch dankbar.«
    »Luise«, sagte Ada, und dann stockte ihr der Herzschlag, weil der Bengel, der auf eingeschüchtert wirkende Art von der Tür zurückgewichen war, plötzlich einen Schwenk machte und wie eine Wildkatze in Kniehöhe auf Stechinellis Beine losfuhr.
    Luise knallte die Tür von außen hinter sich zu, Stechinelli verlor das Gleichgewicht und stürzte. Ada war mit zwei Sätzen bei ihm und Dierk, stampfte mit ihren Holzpantinen die Hand mit der Pistole nieder, dass Stechinelli vor Schmerz schrie.
    In der Halle kreischte Luise auf, dann ging der Schuss aus der zweiten Pistole los und schlug ein großes Loch in die Wandvertäfelung.
    Ada ließ gleichzeitig mit Dierk von Stechinelli ab und riss die nächste greifbare Waffe an sich: das kurze Schwert ihres Vaters. Luises Schrei hatte sie verwirrt, sie stürmte zur Tür und öffnete sie genau in dem Moment, als ein fremder Mann von außen dagegendrückte und an ihr vorbei ins Zimmer polterte.
    Draußen vor der Tür standen ein Dutzend Söldner, Luise, der von einem Fremden der Mund zugehalten wurde, und ein guter Bekannter.
    »Christopher?« Ada verstand nichts mehr, sie wirbelte wieder zu Stechinelli herum, doch inzwischen hatte der andere Mann ihren Paten bewusstlos geschlagen und Dierk auf die Füße gezogen.
    »Onkel?« Der Junge war ebenso verdutzt wie Ada.
    Schlagartig wurde ihr der Mord bewusst, den Stechinelli begangen hatte. Sie ließ das Schwert fallen und näherte sich ihrem Vater. Die Kugel hatte ihn sofort getötet, das sah sie nun deutlich. Ihr wurde so übel von dem Anblick, dass sie sich abwandte. Als könne sie die Erinnerung an das Geschehen damit abstreifen, wischte sie die Handflächen an ihrem Rock ab. Dann trat sie Christopher entgegen, der eben hereinkam. »Ich muss hinausgehen. Begleite mich bitte.«
    »Gnädige Frau? Ist alles in Ordnung?«, rief Dierk ihr nach, so ängstlich besorgt, als wäre sie das Kind und nicht er.
    Sie sah sich kurz zu ihm um, verließ aber dabei den Raum. »Du bist ein Held, Dierk. Ich danke dir vielmals.«
    »Ihr seid selbst eine Heldin«, sagte er. »Man möchte nicht unter Euern Holzschuh geraten.«
    Sie winkte ihm mit abgewandtem Gesicht. »Alles in Ordnung, Luise?«, fragte sie.
    »Loslassen soll mich dieser sture Ochse. Es ist mir das erste Mal passiert, dass ich vor Schreck geschrien habe. Aber Herrgott, soll man sich nicht erschrecken, wenn plötzlich das Haus voll Soldaten steht? Lass mich los, du Trottel.«
    »Lass sie los«, sagte Christopher. »Es herrscht wohl keine Gefahr mehr. Wo ist Lenz, Ada?«
    Sie ging weiter, ohne zu antworten. Zur Küche, wo Erna ihr mit angstvollen Augen durch den Türspalt entgegenblickte und die Behnsche gebeugt und zittrig beim Herd stand und sich am Messinggriff der Ofenklappe festhielt, als könne der sie retten. »Keine Gefahr mehr«, sagte Ada im Vorübergehen. Zwischen den Beeten des Gemüsegartens entlang, Christopher immer auf ihren Fersen. Sie wusste nicht, wohin sie wollte, nur dass sie Luft brauchte und den Kleinen Saal hinter sich lassen musste. Neben der Kapelle hielt sie schließlich inne und umarmte sich selbst. »Wer sind die Männer?«
    Christophers Miene und Haltung drückten eine hilflose Besorgnis um sie aus. Sie musste nur etwas mehr Schwäche zeigen, dann würde er sie in den Arm nehmen, und sie würde heulen wie ein Säugling. Aber das konnte sie nicht zulassen; sie brauchte ihren kühlen Kopf.
    »Ein Söldnertrupp unter der Führung von Dierks Onkel Curd. Formidable Haudegen ohne jede Moral. Dienen immer dort, wo sie den besten Schnitt machen können. Ich habe sie in der Nähe von Lüneburg gefunden, weil sie sich dort nach dem Jungen erkundigt haben.«
    »Warum bist du zurückgekommen?«
    » For Heaven’s sake, Ada, das ist jetzt … Wo ist Lenz? Was ist geschehen? Warum hat er dich allein gelassen?«
    »Ich muss dich um etwas bitten, Christopher. Und ich wage es nicht, solange ich nicht weiß, warum du hier bist.«
    »Du machst mir Angst. Ich bin hier, weil ich erfahren habe, dass

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