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Herrmann, Elisabeth

Herrmann, Elisabeth

Titel: Herrmann, Elisabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeugin der Toten
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in seiner
Dienstvilla in Berlin aufhielt - am Wannsee sollte sie sein, dieses Gerücht
tauchte immer mal wieder auf - oder im Pullacher Büro, wusste höchstens seine
Sekretärin. Vielleicht noch Leute wie Kellermann, die einfach einen Draht nach
ganz oben hatten, weil sie sich alle gegenseitig hinaufgeschoben hatten. Von
Zeit zu Zeit hörte man Vermutungen über Kellermanns Pensionierung. Aber
Kellermann hielt sich, trotz einiger Knicke in der Laufbahn. Er war wie ein
Boxer, der es schaffte, bei zwölf immer wieder auf der Matte zu stehen.
Manchmal angeschlagen, aber nie ausgeknockt. Mittlerweile hielt er sich wieder
so gut, dass sein Name halblaut in den Ring geworfen wurde, wenn es um die
Nachfolge des derzeitigen Präsidenten ging -
    Kellermann
war eine andere Generation. Er war einer der dienstältesten Abteilungsleiter,
und man munkelte, er habe via Satellit schon Chruschtschow ins Auge geblickt.
Ein kalter Krieger. Ein Machtmensch. Einer, der die Ärmel hochkrempelte und
auch mal auf den Tisch haute. Und genau das disqualifizierte ihn in den Augen
der Jüngeren.
    Für Teetee
lag die Zukunft der Geheimdienste bei denen, die mit Computern und nicht mit
dem Rechenschieber aufgewachsen waren. Was er hier machen musste, hatte mit
Geheimdienst, wie er ihn verstand, nicht viel zu tun. Protokolle. Personenfeststellungen.
Das war gestern. Das Morgen gehörte dem, der Nullen und Einsen
aneinanderreihen konnte. Er war einfach überqualifiziert für diesen Scheiß.
    Okay. Es
führte kein Weg daran vorbei. Teetee beugte sich über die Tastatur. Mit
Sicherheit hatte sie ihren Bericht schon längst geschrieben. Jeder machte das. Angeblich
sollten sogar eigens Aktionen für Wackelkandidaten erfunden worden sein, nur um
zu testen, ob sie auch alles korrekt melden würden. Teetee hätte gerne
gewusst, was Angelina über ihn schrieb.
    Es kam zu
sexuellen Aktivitäten, die allerdings im Rahmen des allgemein Üblichen blieben
und keinen exzessiven Charakter hatten.
    Der letzte
Satz erregte ihn, denn er war weit untertrieben. Das Telefon klingelte. Teetee
erkannte die Vorwahl von Berlin. Angelina? Er wusste nicht, wie lange sie noch
in Deutschland bleiben wollte. Vielleicht hatte sie Sehnsucht nach ihm.
Vielleicht schrieb sie auch gerade so etwas wie ... war eine
dem Dienst und der Situation geschuldete Form von Stressabbau ... oder Tobias
Täschner ist ein für seine Jugend außerordentlich erfahrener Liebhaber ... Teetee
grinste. In zwei Wochen begann in München die Sicherheitskonferenz.
Vielleicht...
    »Tobias?«
    Teetee
schwieg.
    »Oder
Karsten Michael Oliver Wieauchimmer? Ich kann mich gar nicht entscheiden, wie
ich dich anreden soll. So viele Namen. Du machst Karriere.«
    »Teetee«,
antwortete Teetee. »Einfach Teetee. Kann ich irgendwas für dich tun?«
    »Ja.«
    »Ich
meine, ob ich dich weiterverbinden soll oder so was in der Art.«
    »Ich bin
in zwei Stunden in München. Ich will dich sehen.«
    »Nein.«
    Teetee
legte auf. Kaiserley. Wie kam er überhaupt an seine Nummer? Und an die
Decknamen? Das Telefon klingelte wieder.
    »Keine
Zeit.«
    »Ich habe
für 18 Uhr einen Tisch im Rabenwirt bestellt. Wir müssen reden.«
    »Tut mir
leid. Such dir jemand anderen, wenn du einsam bist.«
    Kaiserley
sagte nichts. Teetee beendete die Verbindung. Das Telefon klingelte wieder,
aber er hob nicht mehr ab. Ein Kollege von nebenan, gerade auf dem Weg zum
Kaffeeautomaten, blieb kurz in der offenen Tür stehen und warf einen Blick
hinein.
    »Alles in
Ordnung?«
    Teetee
nickte, der Kollege ging weiter. Wieder klingelte es. Lange, ausdauernd und
penetrant. Am liebsten hätte er den Apparat aus der Wand gerissen und
hinausgeschleudert auf den Parkplatz. Er starrte auf die Tastatur. Der Kollege
kam zurück.
    »Warum
gehst du nicht ans Telefon? Kellermann will dich sprechen. In seinem Büro.«
     
    Kellermanns
Büro lag im obersten Stock desselben Gebäudes. Nichts Besonderes. Ein
Metallschrank für die Akten, das Bild des Bundespräsidenten an der Wand, ein
großer Schreibtisch mit Stahlkanten und ein eigener Schredder. Neben dem
Telefon der obligatorische Bilderrahmen. Teetee wusste nicht, wer darauf zu
sehen war, aber er tippte auf Ehefrau beim Golfen.
    Kellermann
deutete auf die Sitzgarnitur aus schwarzem Leder im Le-Corbusier-Stil. Teetee
nahm Platz. Während sein Chef um den Schreibtisch herum auf ihn zukam,
betrachtete er die Kristallschale auf dem Couchtisch. Sicher aus dem Fundus
der Gastgeschenke, die die Chefs befreundeter Dienste

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