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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sehen.«
     
    In Lawton in Oklahoma stehen lange Reihen neuerrichteter Baracken auf einer sonnenverbrannten Ebene. In jeder Baracke kleine Verschlage, in jedem Verschlag ein Bett, auf dem Bett ein Mensch. Baracke XRO-29: Ein Psychiater geht den Gang entlang, hinter ihm ein Pfleger, der einen Wagen schiebt. Auf dem Wagen befinden sich Injektionsnadeln, Spritzen, Teströhrchen, Antibiotika, Beruhigungsmittel. Der Psychiater schüttelt den Kopf.
    »Baily, man hat den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen, als man das Wort Wahnsinnsseuche prägte: Jede nur denkbare Geisteskrankheit ist hier vertreten.«
    Der Pfleger brummt nur.
    »Und wir machen überhaupt keine Fortschritte. Es ist, als schöpfe man den Ozean mit einem Sieb aus.«
    Weiter unten schreit ein Mann. Sie beschleunigen ihre Schritte.
     
    *
     
    Auf der Kuppel des Gweduc kreisten langsam die roten und blauen Reklamebuchstaben: COLLEEN LANAI MIT PETE SERANTIS UND DEM MUSIKRON.
    Auf dem Gehsteig vor dem Gebäude ging ein schmächtiger Mann auf und ab. Er hinkte und stützte sich auf einen Stock. Er sah auf, als Eric und Colleen näher kamen.
    »Pete«, sagte sie.
    Der Mann hinkte auf sie zu, und sein Stock schlug bei jedem Schritt laut auf den Boden.
    »Pete, das ist Dr. Ladde. Er hat von Dr. Amanti gehört, und er möchte ...«
    Pete ignorierte Eric und starrte Colleen wütend an. »Weißt du nicht, daß wir am Abend einen Auftritt haben? Wo bist du gewesen?«
    »Aber es ist erst kurz nach neun. Ich ...«
    Eric unterbrach sie: »Ich war einer von Dr. Amantis Studenten. Ich bin an Ihrem Musikron interessiert. Ich habe nämlich Dr. Amantis Forschungen fortgesetzt und ...«
    Der schmächtige Mann bellte: »Keine Zeit!« Er nahm Colleen am Arm und zog sie zum Eingang.
    »Pete, was ist mit dir los?« Sie widersetzte sich ihm.
    Pete blieb stehen und näherte sein Gesicht dem ihren. »Gefällt dir diese Arbeit?«
    Sie nickte mit weit aufgerissenen Augen.
    »Dann fangen wir damit an!«
    Pete zog sie in das Gebäude.
    Eric sah ihnen nach. Er dachte: »Er ist ein herrschsüchtiger Typ, sehr labil. Dürfte gegen die Epidemie nicht so immun sein, wie sie es offenbar ist.« Er runzelte die Stirn, sah auf die Armbanduhr und erinnerte sich an die Sitzung um zehn Uhr. »Verdammt!« Er wandte sich um und stieß fast mit einem jungen Mann in der Uniform eines Laufburschen zusammen.
    Der junge Mann paffte nervös an einer Zigarette, riß sie aus dem Mund und lächelte verschwörerisch. »Suchen Sie sich lieber eine andere, Doc. Die ist besetzt.«
    Eric sah in die wissenden Augen des Jungen. »Arbeitest du da drinnen?«
    Der junge Mann steckte sich die Zigarette wieder zwischen die schmalen Lippen und sagte, indem er eine blaue Rauchwolke ausstieß: »Ja.«
    »Wann sperrt ihr auf?«
    Der junge Mann nahm die Zigarette aus dem Mund und schnippte sie über Erics Schulter hinweg ins Wasser der Bucht. »Wir haben jetzt zum Frühstück offen. Die Show beginnt erst um sieben Uhr abends.«
    »Tritt Miß Lanai in der Show auf?«
    Der Laufbursche sah zur Leuchtschrift hoch und lächelte: »Doc, sie ist die Show!«
    Wieder sah Eric auf die Uhr. Er dachte: Ich komme heute abend hierher. Er wandte sich ab, um die nächste Rohrbahn zu nehmen. »Danke«, sagte er.
    »Sie werden reservieren müssen, wenn Sie am Abend einen Platz wollen«, sagte der Laufjunge.
    Eric blieb stehen und drehte sich um. Er griff in die Tasche, fand ein Zweidollarstück und warf es dem Jungen zu. Der fing es, warf einen Blick darauf und sagte: »Vielen Dank. Unter welchem Namen?«
    »Dr. Eric Ladde.«
    Der Laufbursche steckte die Münze ein. »Gemacht, Doc. Um sechs habe ich wieder Dienst. Werde mich persönlich um Sie kümmern.«
    Eric wandte sich wieder zum Eingang der Rohrbahn und verschwand darin.
     
    Die Sonne scheint durch den Smog auf Los Angeles herab.
    Das mobile Labor 31 hält vor dem Spital Der Barmherzigen Jungfrau und wirbelt im Rinnsal vertrocknete Palmblätter hoch. Der überanstrengte Turbomotor kommt seufzend zum Stehen. Der japanische Psychologe steigt auf der einen Seite aus, der schwedische Arzt auf der anderen. Beide lassen die Schultern hängen.
    Der Psychologe fragt: »Ole, wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen?«
    Der Arzt schüttelt den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern, Yoshi. Seitdem ich Frisco verließ, wohl kaum.«
    Aus dem vergitterten, hinteren Teil des Wagens dringt schrilles Gelächter, ein Seufzen, wieder Gelächter.
    Der Arzt stolpert auf den Stiegen zum Spital. Er bleibt

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