Herrscher im Weltraum
im Wolkenreich. Corbulo weiß, daß ich diesen Mord nicht verübte; er wird sich zwei und zwei zusammenreimen und losfahren, um Ihrer Spur zu folgen!«
Thern Eldred starrte ihn sprachlos an, dann warf er seinen Kopf in einem brüllenden Gelächter zurück. Er lachte noch immer, als er sagte: »Corbulo mich verfolgen? Ja haben Sie denn noch nicht geahnt, daß Corbulo diese ganze Sache plante?«
»Sie sind ja verrückt«, rief Gordon aus. »Corbulo ist der Offizier des Reiches, dem am meisten Vertrauen geschenkt wird.«
Thern Eldred nickte. »Ja, aber eben bloß ein Offizier, bloß Kommandeur der Flotte. Er hat ehrgeizige Pläne, die über diesen Posten hinausgehen, er hat sie seit langem gehabt. In den letzten Jahren haben er und zahlreiche von uns anderen Offizieren heimlich für Shorr Kan gearbeitet.«
Die Augen des Siriers glühten. »Shorr Kan hat versprochen, daß jeder von uns, wenn das Reich zerschlagen ist, ein eigenes Sternenkönigreich beherrschen soll, und Corbulo soll das größte erhalten.«
Schreckerfüllt wurde Gordon sich klar, daß es vielleicht wirklich wahr war: Chan Corbulo, Kommandeur der großen Reichsflotte, konnte nach all dem, was er nun wußte, ein Verräter sein. Beweise, die in diese Richtung wiesen, kamen Gordon schnell in den Sinn. Warum sonst hatte Corbulo seine Pflicht verletzt und ihm zur Flucht verhelfen? Warum gerade in dem Augenblick, als Arn Abbas’ Ermordung drohte?
Thern Eldred las Gordon etwas von dem, was in seinen Gedanken vorging, vom Gesicht ab. Und der Sirier lachte wiederum. »Ja, es war Corbulo selbst, der Arn Abbas niederschoß! Und Corbulo wird schwören, daß er sah, wie die Tat von Ihnen verübt wurde!«
Lianna war blaß und ungläubig. »Aber warum? Warum Zarth belasten?«
»Weil es«, grinste der Sirier, »der wirkungsvollste Weg ist, das Reich zu spalten und es dem Angriff des Wolkenreichs zu öffnen. Und es gibt noch einen anderen Grund, den Shorr Kan Ihnen erklären wird.«
Die Bosheit und der Triumph in Thern Eldreds Augen brachten die Wut zum Ausbruch, die sich in John Gordons Herzen angesammelt hatte.
Er stürzte vor, ohne auf Thern Eldreds warnenden Ruf zu achten und brachte es durch eine schnelle Wendung fertig, dem Glasparalysator, den der andere auf ihn richtete, auszuweichen. Seine Faust traf den Sirier ins Gesicht. Thern Eldred hatte, als er nach hinten taumelte, Gordon wie einen springenden Panther über sich. Aber der Sirier hielt seine Waffe fest, und ehe es Gordon gelang, sie ihm zu entringen, berührte Thern Eldred wiederum mit dem Halbmond am Ende des Glasstabes Gordons Nacken. Ein Schock, der ihn erstarren ließ, schoß wie ein Blitz durch seinen Körper, und er fühlte seine Sinne schnell in Dunkelheit versinken.
Als Gordon zum zweiten Mal zu Bewußtsein kam, lag er wieder auf einem der Feldbetten. Diesmal war der Schmerz in seinem Körper, der ihn frösteln machte, noch stärker. Aber diesmal saß Lianna neben ihm und sah besorgt auf ihn nieder. Ihre Augen leuchteten auf, als er die seinen öffnete.
»Du bist länger als einen Tag bewußtlos gewesen! Ich fing schon an, mir Sorge zu machen.«
»Ich – bin – in – Ordnung«, murmelte er und versuchte sich aufzusetzen, aber ihre kleinen Hände zwangen ihn aufs Lager zurück. »Tu’s nicht, Zarth. Du mußt ruhen, bis deine Nerven sich von dem Elektroschock erholt haben.«
Er blickte auf das Fenster, das sich vor ihnen befand. Der Anblick der leuchtenden Sterne draußen schien unverändert.
Lianna folgte seinem Blick. »Wir fahren mit schrecklicher Geschwindigkeit, aber es wird immer noch ein paar Tage dauern, ehe wir die Wolke erreichen. In dieser Zeit könnten wir einer Reichspatrouille begegnen.«
Gordon stöhnte. »Lianna, was würde das nützen? Dies ist ja selbst ein Reichskreuzer und kann jede Kontrolle über sich ergehen lassen. Und wenn Corbulo wirklich der Anführer bei diesem Verrat ist, wird er seine Patrouillen sicherlich so eingeteilt haben, daß dieses Schiff ungesehen passieren kann.«
»Ich habe darüber nachgedacht und kann es immer noch kaum glauben«, sagte Lianna, »Corbulo ein Verräter! Es klingt phantastisch! Und doch …«
Gordon selbst zweifelte nicht mehr länger. Der Beweis war zu überwältigend. »Es gibt Männer, die jedes Vertrauen mißbrauchen, wenn sie der Ehrgeiz treibt, und Corbulo ist ehrgeizig«, murmelte er. Dann, als er weiter nachdachte, rief er schreckerfüllt: »Guter Gott, dies bedeutet ja, daß der Kommandeur der Streitkräfte des
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