Herrscherin des Lichts
er nichts als Leid erduldet, und sie sagte ihm, er solle noch mehr ertragen?
Ihr mildes Lächeln hielt ihn zurück. Ja, er hatte in seiner Zeit als Sterblicher große Qualen durchlitten, aber auch eine andere Form von Schmerz kennengelernt, die Sehnsucht nach einem anderen Wesen, von dem getrennt zu sein für ihn das Schlimmste war, das er sich vorstellen konnte, selbst dann noch, als er bereits seinem eigenen Tod ins Auge blickte. Er hatte ihre Wärme gespürt, die Stiche der Unsicherheit in seinem Herzen, während sie in seinen Armen geschlafen und er sich darum gesorgt hatte, dass er eines Tages vielleicht nicht in der Lage sein mochte, sie zu beschützen, und sie ihm genommen wurde.
Wie konnte diese Heilerin andere Schicksale für ihn sehen, ohne Ayla? Das wäre unmöglich, denn ohne sie könnte er nicht existieren.
Die Heilerin nickte und stand auf. „Du bist stark. Jetzt musst du für Ayla stark sein. Und dein Kind.“
„Kind?“ Diese Nachricht durchfuhr ihn wie das spektrale Schwert, mit der ihm die Flügel abgetrennt worden waren. „Mein Kind?“
Sie gab ihm keine Antwort. Mit einem weiteren Nicken ging sie an der Feuerstelle vorbei und dann durch eine Tür, die sich in ein plötzlich auftauchendes helles Licht in der Dunkelheit verwandelte.
Er ließ den Kopf wieder aufs Kissen sinken, sich irgendwie unwohl fühlend in diesem Raum, der gleichzeitig ein Gefängnis und ein behaglicher Unterschlupf zu sein schien. Was konnte sie damit nur gemeint haben? Sein Kind? Das menschliche Paarungsritual war ihm auch schon ein Begriff gewesen, bevor er mit Ayla erlebt hatte, wie es sich anfühlte. Er wusste auch, dass es sich dabei um die Methode der Menschen handelte, weitere Menschen zu kreieren. Aber Ayla war eine Elfe. Könnte es trotzdem möglich sein, dass ihre Vereinigung ein neues Leben hervorbrächte?
Die Tür wurde erneut geöffnet, und er setzte sich auf, entschlossen, Antworten von der Heilerin zu fordern. Doch als die schmale Gestalt sich dem Kamin näherte, konnte Malachi etwas Orangefarbenes aufblitzen sehen, das nichts mit dem Feuer zu tun hatte, sondern zu ihrem Körper gehörte, und sein Atem stockte.
Ayla kam langsam auf ihn zu, mit jedem ihrer Schritte konnte er sie in der Dunkelheit zwischen ihnen klarer erkennen. Ihr Haar war offen, lose über ihre Schultern und Arme herabhängend, vor dem Hintergrund ihrer hellen Haut und der zarten weißen Robe, die sie trug, umso leuchtender erscheinend. Ihre Fühler glühten in einem nervösen Hellblau, und die Juwelen an ihrem Hals reflektierten das Flackern des Feuers und streuten das Licht in alle Richtungen.
Ayla sah vollkommen anders aus, als Malachi sie in Erinnerung hatte.
„Geht es dir … besser?“ Sie bemühte sich, möglichst deutlich zu sprechen. Dicht vor seinem Bett blieb sie stehen.
Er nickte und wollte ihr sagen, dass mit ihm alles in Ordnung war, doch alles, was er herausbrachte, war: „Du bekommst ein Kind?“
Sie riss erschrocken die Augen auf und flüsterte etwas in ihrer eigenen Sprache. Dann, abermals jedes Wort sorgfältig formend, antwortete sie: „Das tue ich.“
Sie streckte die Hand nach seiner aus, doch er zog sie weg. Er wusste selbst nicht, warum, und als er sie wieder zurückbewegte, griff Ayla danach und legte sie auf ihren Bauch.
Da gab es nichts zu fühlen, keinen Beweis für ihn außer der Geste selbst. Es war Beweis genug.
Langsam ließ er die Hand wieder auf seine Decke sinken.
„Dir geht es besser?“, wiederholte sie ernst ihre vorherige Frage, in ihren Augen glitzerten Tränen im Feuerschein.
So verwirrt er selbst sich auch fühlen mochte, es war kein Grund, ihre Besorgnis unnötig weiter in die Länge zu ziehen. „Ja. Sie hatten die Heiler geschickt.“
Ayla nickte. „Ich habe sie gesehen. Ich war …“ Sie deutete zum Kamin. „Die ganze Nacht. Du warst bewusstlos.“
„Eine von ihnen hat mir von dem Kind erzählt.“ Er sah nach unten, wo ihre Hände noch immer auf ihrem Bauch lagen.
Sie schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Niemand weiß davon.“
„Sie wusste es“, beharrte Malachi. „Die Menschenheilerin.“
„Aber es war kein Mensch bei dir“, sagte sie mit einem ungläubigen Lachen. „Die werden in der Lightworld nicht geduldet.“
Das unbestimmte Gefühl, dass es sich hier um ein Missverständnis zwischen ihnen handeln musste, wurde von einem anderen verdrängt, das ihn auf einmal wütend werden ließ. „Bin ich deshalb hier, in diesem Verlies?“
„Es ist eine
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