Herrscherin des Lichts
„Raus damit, was ist es?“
Cedric trat zu ihr und reichte ihr ein Stück zusammengerolltes Papier, das aussah wie Pergament. „Der königliche Gefährte hat heute diese Nachricht überbringen lassen.“
Sie machte keine Anstalten, die Schriftrolle entgegenzunehmen. „Ich berühre nichts, das durch seine Hände gegangen ist. Was steht darin?“
Zwei der Konzilmitglieder tauschten wissende Blicke aus, und Ayla richtete sich selbstbewusst in ihrem Stuhl auf.
„Er hat den Palast verlassen, um sich bis auf Weiteres zu den Trollen ins Exil zurückzuziehen. Und er nimmt eine gewisse Zahl Wachen und verschiedene Wertgegenstände aus der Schatzkammer mit.“ Cedric machte eine Pause und klopfte mit der Pergamentrolle gegen seine Handfläche.
„Meinetwegen soll er mitnehmen, was er will, solange ich ihn nur los bin“, sagte Ayla mit einem befreiten Lachen und wünschte augenblicklich, sie hätte es sich verkniffen. Es klang in dieser Situation völlig fehl am Platz und zeigte, dass ihr nur zu bewusst war, auf welch unsicherem Fundament ihre Regentschaft stand. „Das ist noch nicht alles gewesen, richtig?“, vermutete sie.
Cedric schüttelte den Kopf. „Er fordert Euch zu einem Kampf heraus. Als Grund gibt er an, dass Ihr seine Schwestergetötet habt und er nicht auf Eure Verurteilung warten wolle, sondern wünsche, diese Angelegenheit mit Euch von Angesicht zu Angesicht zu klären.“
„Ein Duell?“ Dieses Mal war ihr Lachen Ayla nicht peinlich. „Garret hat seit Ewigkeiten keine Waffe mehr geschwungen, jedenfalls nicht in einem echten Kampf.“
„Gegen Euer Schoßtier aus der Darkworld hat er sich immerhin recht wacker geschlagen“, murmelte der penetrante Elf von vorhin zynisch.
Schlimm genug, dass niemand am Hof bereit war, an ihre Unschuld zu glauben, wenn sie nicht mit Juwelen und schönen Worten nachhalf. Das Letzte, was sie noch gebrauchen konnte, war, sich zusätzlich Zweifel und Verleumdungen von denjenigen anzuhören, die mit der Aufgabe betraut waren, sie bei ihrer Regierungsarbeit zu unterstützen. Und nicht, ihr in den Rücken zu fallen.
Sie ließ sich nicht von dem frostigen Blick einschüchtern, mit dem der Elf sie anstarrte.
„Ihr dürft gehen.“
„Verzeiht mir, Eure Majestät“, sagte einer der anderen.
„Aber vielleicht ist es, in Anbetracht Eurer derzeitigen Lage, keine weise Entscheidung, Euer Konzil aufzulösen.“
„Ich löse mein Konzil nicht auf. Ich verzichte lediglich auf die Mitglieder des Konzils der ehemaligen Königin Mabb, die es vorziehen, sich mit meinem Gefährten gegen mich zu verbünden.“ Sie schaute aus dem Augenwinkel kurz zu Cedric hinüber, aber sein Gesicht verriet weder Zustimmung noch Missbilligung. Sie fuhr fort: „Wer glaubt, ich sei eine Mörderin, der sollte jetzt gehen. Wer überzeugt davon ist, Garret wäre besser als Oberhaupt der Lightworld geeignet, der kann ebenfalls gehen. Wenn jemand denkt, ich bin nicht in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne mich auf Eure Weisheit und Führung zu verlassen, tut Euch keinen Zwang an. Ich bin nicht die widerspenstige Gefährtin des Königs, und ich habe nicht dieAbsicht, diesen Trugschluss weiter stillschweigend hinzunehmen. Ich bin die Königin. Falls Ihr anderer Meinung seid – ich komme sehr gut ohne Euch zurecht.“
Es schien, als hätten alle Anwesenden kollektiv den Atem angehalten. Und obwohl der Impuls, noch etwas zu sagen, egal was, solange es nur diese schreckliche Stille durchbrach, überwältigend stark war, blieben sowohl Aylas Mund als auch ihr wie versteinertes Gesicht unbewegt.
Schließlich wurden, wie sie es erwartet hatte, die ersten Stühle zurückgeschoben. Der Elf, der so besonders offen Partei für Garret ergriffen hatte, lief dunkelrot an, von den Fühlern bis zum Hals. „In all den Jahrhunderten, in denen ich nun schon dem Konzil angehöre, hat sich noch keine Königin derart respektlos verhalten.“
Jede Antwort, die sie ihm darauf hätte geben können, wäre nichts als Zeitverschwendung gewesen, also sagte sie nichts.
Schweigend schaute sie zu, Cedrics Blick in ihrem Nacken spürend, als einer nach dem anderen aufstand und den Raum verließ. Bis auf eine Ausnahme.
Als die Tür sich hinter dem Letzten von ihnen schloss, drehte sich Ayla zu dem Konzilmitglied um, das geblieben war. Es war die besonders kleine Elfe, diejenige mit den wachen, stechend blauen Augen. Sie erwiderte ruhig Aylas Blick. „Ich teile ihre Meinung nicht.“
„Das ist of fen sicht
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