Herz auf Umwegen
es deshalb einen Passus, dass solche Tätigkeiten der Zustimmung des Arbeitgebers bedurften. Die hatte sie aber nicht eingeholt. Was, wenn Janny morgen im Büro irgendeine Bemerkung machte, sich aus reiner Höflichkeit erkundigte, ob sie gut durch den Abend gekommen war. Alexa schnappte es auf und schon kam der Stein ins Rollen. Die Kollegen würden neugierig fragen, Grit würde so lange nachbohren, bis sie es aus ihr herausquetschte. Sie konnte Grit nicht anlügen. Und dann müsste Grit die Sache der Personalabteilung mitteilen.
Jannys Begleiter hatte von dem kurzen Zwischenfall nichts mitbekommen. Er trat jetzt neben Janny, öffnete ihr die hintere Tür des Taxis. Janny stieg ein, der Mann ging hinten um den Wagen. Katja hastete, immer noch mit dem Schreck kämpfend, um die Vorderseite und fiel auf den Fahrersitz.
»Kleiststraße 67«, hörte sie den Mann sagen. »Wir sind spät dran, vielleicht könnten Sie also preistreibende Umwege vermeiden.«
Katja drehte den Zündschlüssel und legte den Gang ein. »Kleiststraße 67, der direkte Weg, ohne Zwischenlandung auf dem Mond«, erwiderte sie trocken. Und fragte sich: Wer war der Typ, mit dem Janny hier unterwegs war? Ihr Freund? Einer von der Sorte, dem Status einiges bedeutete, dem die Manieren aber abhandengekommen waren. Er passte nicht zu Janny!
Ach, und das weißt du nach fünfzehn Sekunden, Katja?
»Vergiss nicht. Konradi ist der Mann, der die Fäden in der Hand hat. Schmeichle ihm ein wenig, so was mag er«, sagte der Mann auf der Rückbank neben Janny jetzt. Von Janny kam keine Antwort.
»Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Ich werde nichts dergleichen tun. Es muss genügen, dass ich mitkomme«, sagte Janny jetzt. Ihre Stimme klang belegt.
»Aber er kommt im Grunde wegen dir, er wollte dich kennenlernen. Und zur Erinnerung, wir sind nicht in der Position, ihm einen Gefallen abzuschlagen.«
»Na toll, du weißt genau, ich kann so was nicht leiden. Vermutlich ist der Typ ein alter, geiler Schmierlappen.«
»Umso leichter für dich, ihn um den Finger zu wickeln.«
»Vergiss es.«
»Janny!«, mahnte seine Stimme.
»Besorg mir ´ne Kotztüte.«
Jannys Begleiter lachte.
Katja hatte dem merkwürdigen Gespräch zugehört. Jannys Freund, ein Fremder würde wohl kaum ein solches Ansinnen an Janny stellen, war ihr nicht unbedingt sympathischer geworden. Seine Forderung kam einer Erpressung gleich. Katja wusste natürlich nicht, was »um den Finger wickeln« beinhaltete, aber offensichtlich genug, dass Janny nur widerwillig zustimmte. Wieso ließ sie sich darauf ein?
»Können Sie uns um halb zwölf wieder hier abholen?«, fragte Jannys Begleiter, als er die Tour bezahlte, und überraschte Katja mit einem unerwartet großzügigen Trinkgeld.
»Natürlich«, erwiderte Katja. Allein, um zu erfahren, wie Janny die Sache überstanden hatte. Doch als sie zum verabredeten Zeitpunkt wiederkam, stieg nur Jannys Begleiter in ihr Taxi und wollte zur Villa zurückgefahren werden.
Wo war Janny geblieben?
5. Kapitel
Katja war alle Möglichkeiten in Gedanken durchgegangen und konnte sich für keine entscheiden. Sollte sie hoffen, dass Janny sie nicht per Zufall verriet? Katja bezweifelte, dass sie im Moment so viel Nervenstärke aufbringen konnte. Also Janny abfangen und sie bitten, in der Firma nichts von ihrem Nebenjob zu erzählen? Aber was, wenn sie Nein sagte. Und bei einem Ja müsste sie ihr dankbar sein!
Am Ende nahm Janny ihr die Entscheidung ab. Denn sie war es, die Katja auf dem Firmenparkplatz abfing. »Kann ich dich kurz sprechen? Allein?«
Katja zuckte mit den Schultern und nickte.
»Setzen wir uns in dein Auto?«, schlug Janny vor. »Da sind wir ungestört.«
Katja drückte auf den elektronischen Türöffner ihres Peugeot und bedeutete Janny, auf der Beifahrerseite einzusteigen. Nachdem sie die Tür zugezogen hatte, saß Janny zunächst schweigend da.
»Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll«, begann sie endlich.
»Dann fange ich mal an«, ergriff Katja die Gelegenheit. »Es wäre mir sehr lieb, wenn du niemandem erzählen würdest, dass ich abends ab und zu Taxi fahre.«
Janny schaute überrascht. »Heißt das, niemand hier weiß was davon?«
Katja schüttelte stumm den Kopf. »Eigentlich verbietet mein Arbeitsvertrag das.«
»Ach, wirklich?«
»Ja. Die Firma
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