Herz auf Umwegen
ihrem Blick unbeabsichtigt kleiner.
»Sag mal, hast du … geweint?«, forschte Janny.
Katja erinnerte sich, dass ihr ein paar Tränen über die Wange gekullert waren, als Grit weggefahren war.
»Was ist denn los?« Janny beugte sich leicht vor.
»Ach nichts«, wehrte Katja ab. Besinn dich auf dich selbst! war eben nicht immer so einfach. Da machte die Beherrschung schon mal schlapp. Aber immerhin, auch diese Tränen hatten eine reinigende Wirkung. Katja fühlte sich schon etwas weniger niedergeschlagen, brachte sogar ein Lächeln zustande.
»Wo ist Grit?«, wollte Janny wissen.
»Losgefahren, Fisch kaufen.«
»Habt ihr euch wieder gestritten?«
»Nein!« Katja schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht. Im Gegenteil.«
Janny musterte Katja kritisch.
»Es ist alles in Ordnung!«, versicherte die daraufhin betont fest.
Janny lehnte sich wieder zurück. »Okay.«
Da sie immer noch recht skeptisch blickte, holte Katja etwas aus. »Wir haben uns ausgesprochen.« Sollte sie alles erzählen? »Dabei haben wir festgestellt, dass wir uns beide total kindisch aufgeführt haben. Auch, oder besser gesagt besonders, dir gegenüber.«
Janny hob die Augenbrauen. »Ach.«
Katja wackelte schuldbewusst mit dem Kopf. »Jaaa.«
Das freche Grinsen, das sich auf Jannys Gesicht ausbreitete, nahm sie als verdiente Strafe. Als Janny jetzt sagte, »Nicht nur ihr«, blieb für Katja der Sinn der Worte erst mal im Dunkeln. Sie sah Janny fragend an.
»Ich muss leider gestehen, dass ich mich habe anstecken lassen.« Janny zog aus ihrer Gesäßtasche etwas hervor und hielt es Katja hin.
»Was ist das?« Noch während Katja fragte, erkannte sie das kleine schwarze Plastikteil und beantwortete sich die Frage gleich selbst. »Ach, die Speicherkarte. Die hatte ich ganz vergessen. Ist mir gar nicht aufgefallen, dass sie weg war.« Sie nahm die Karte, legte sie in ihr Buch und klappte es zu.
»Ich habe sie aus der Schale genommen, in die du sie gelegt hattest, und eingesteckt«, erklärte Janny.
»Aha.« Katja zuckte mit den Schultern. Worauf wollte Janny hinaus?
»Na ja, ich … der Grund, warum ich …«, druckste Janny herum. »Ich wollte mich mit der Aktion ein wenig an dir rächen.«
Katja verstand nach wie vor nicht.
»Für meine Bluse und die leere Zahnpastatube«, gestand Janny. »Ich dachte, es sei deine Speicherkarte und wollte dein dummes Gesicht sehen, wenn du sie suchst. Als du dann Anke erzähltest, du hättest die Karte nur gefunden, kam ich mir total blöd vor.«
Nun fielen die Dinge an ihren Platz. Und es war Katja, die grinste. »Doch nicht so cool, was?«
Janny hob warnend den Finger. Katja zog gespielt ängstlich den Kopf ein. Sie lachten, sahen einander schmunzelnd an. Wie von selbst schlüpften Katja die Worte aus dem Mund: »Was ich noch sagen wollte. Danke für gestern, dass du mit ins Krankenhaus gekommen bist.«
Janny winkte ab. »War doch selbstverständlich.«
»Und es war auch nett, dass du heute nicht mit Grit auf Tour gegangen bist, falls ich doch noch …« Katja hielt inne und fügte nach kurzem Zögern hinzu. »Nicht nötig, aber nett.«
Jannys Schmunzeln wurde tiefer. »Wie geht´s denn deinem Kopf so?«, erkundigte sie sich.
»Gut.« Tatsächlich hatten sich die Kopfschmerzen verzogen. Katja tastete nach der Beule. Sie tat kaum noch weh. »Fast wie neu.«
»Dann steht unserem Urlaub ja endlich nichts mehr im Weg. Die Feindseligkeiten sind eingestellt, die Wunden verheilt.«
Bei Jannys letzten Worten seufzte Katja leicht.
Janny verstand. »Ein Herz heilt natürlich langsamer.«
Katja biss sich auf die Unterlippe. Janny schwieg. Und Katja war ihr dankbar dafür. Was sie jetzt nur schwer ertragen könnte, wären irgendwelche Plattitüden darüber, dass die Zeit alle Wunden heilt.
»Hast du Lust auf eine Runde Backgammon?«, fragte Janny irgendwann in die Stille. »Ich habe im Haus ein Spiel gefunden.«
Katja nickte. »Warum nicht.«
Janny stand auf, um das Spiel zu holen.
Als Grit eine Stunde später wiederkam, traf sie die ehemaligen Rivalinnen friedlich im Spiel vertieft an.
***
»Ich bin so was von satt«, Katja legte Messer und Gabel auf den Teller, lehnte sich zurück und rieb sich über den Bauch.
»Fantastische Meerforelle«, schwärmte Janny.
»Und wer lobt die
Weitere Kostenlose Bücher