Herz des Himmels (German Edition)
Zeit beschäftigt, ein verworrenes Geäst aus Lügen. Ich möchte dich damit nicht belasten.“
Garu sah sich unschlüssig um und fuhr dann fort. „Jetzt zu uns. Wenn ein Vampir in der Schuld eines Menschen steht und diese begleichen will, entsteht unweigerlich ein Bündnis, es ist wie ein unsichtbares Band zwischen uns, aber im Moment ist es sehr schwach.“
„Was soll das heißen?“, fragte sie.
„Es ist unumgänglich, nenn es uralte Magie“, begann Garu ernst. Kaithlyn schluckte schwer, sie versuchte darüber nachzudenken und horchte auf ihre Gefühle. Ihr Verstand sagte ihr, dass es dumm war, sich darauf einzulassen, aber ihr Herz riet ihr die Freundschaft mit Garu einzugehen.
„Wenn du dich darauf einlässt, verspreche ich als Erstes dafür zu sorgen, dass euer Freund die Eisblume rechtzeitig erhält.“
„Wie soll das gehen?“
„Mit ein wenig Hilfe deinerseits muss ich etwas prüfen und dann – ich verspreche es.“
Ihr Herz schlug hämmernd in ihrer Brust, die Gedanken, die hätten von Vernunft zeugen können, ignorierte sie völlig und sie zögerte keine Sekunde mehr. „Einverstanden.“ Harlow sah sie missbilligend an, warnend. Es hilft Fye!
„Gib mir deinen Arm“, sagte Garu ruhig. Kaithlyn wählte den Linken, mit der Unterseite streckte sie ihn Garu entgegen. Er machte einen Arm frei und fügte sich selber mit seinen spitzen Fingern eine Wunde hinzu, sein Blut träufelte auf Kaithlyns blankes Handgelenk und grub sich in ihre Haut. Wie ein roter Faden zog es eine Linie und formte ein Symbol. Schmerz zog pochend durch Kaithlyns Venen. Das Symbol war fein und verschlungen, es hob sich wie eine Narbe von ihrer Haut ab und brannte leuchtend und matt weiß auf. Der Schmerz züngelte noch sachte nach. Garu ließ sie los und Kaithlyn umklammerte ihr Handgelenk, das heiß pochte. Sie holte tief Luft und atmete rasch aus.
„Es ist vorbei“, sagte Garu zufrieden.
„Was bedeutet es?“, fragte Kaithlyn und betrachtete die Einprägung.
„Es bedeutet Lamia und zeigt unser Bündnis. Es wird selbst den Tod überwinden und dich schützen, wo auch immer du bist.“ Garu beugte sich näher zu ihr. „Du solltest wissen, dass ein solches Bündnis sehr selten ist, das Letzte gab es vor über hundert Jahren“, flüsterte er.
„Wie alt bist du denn?“, fragte Kaithlyn.
„Die Menschen haben viele Mythen darüber, aber letzten Endes altern wir genauso wie ihr. Ich bin siebzehn.“
Kaithlyn streifte Harlow übers Fell.
„Es wäre doch auch schrecklich an einen alten Mann gebunden zu sein, oder?“ Sie lächelte schwach und packte ihre Sachen zusammen.
„Kaithlyn!“, drang Kaines Stimme barsch zu ihnen herüber. „Was machst du hier?“
Kaithlyn zog sich rasch den Ärmel über das Vampirmal. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie. Kaine sah von ihr zu Garu und zurück.
„Wir gehen jetzt weiter“, sagte er finster und obwohl er sie nicht ansah, spürte sie eine gewisse ansteigende Spannung zwischen ihnen. Ahnt er etwas? Sie plagte das dumpfe Gefühl, dass er das Talent besaß, Dinge vorauszusehen, was ihr Handeln betraf. Sie rieb sich das wunde Handgelenk und schwieg.
Der Verrat an Garu
Die Mondfinsternis erstreckte sich vollkommen über den Himmel. Tiefrotes Leuchten befleckte den Horizont, doch all das war vergessen, bei dem Anblick der sich ihnen bot.
Starr und glitzernd funkelte die Landschaft aus Eiskristallen. Ein Hauch aus Silber bedeckte die Bäume, deren Äste, die Blumen und Pflanzen. Sie standen inmitten einer Lichtung, in der die Baumkronen die Sicht zum Himmel frei gaben. Eine riesige Eiche schoss in die Höhe, ihr Stamm war fast zehn Meter breit und ihre Höhe hatte den Mond berühren können, wenn sie sich weiter gestreckt hätte. Eine frostige Schicht ließ sie weiß schimmern. Dicke Wurzeln brachen unter der gefrorenen Erde hervor und das Laubgeäst sah wie kostbarer Schmuck aus, der die Schönheit des Eises trug.
Kaithlyns Lippen formten ein Lächeln. „Die Eisblumen“, hauchte sie und Harlow streckte den Kopf aus dem Mantel. Sie ließ ihre Tasche fallen und stürmte gefolgt von Melora zu den Enden des Baumes. Dort wucherten sie, unzählige, kalte, rauchige Blumen, mit gezackten, starren Blüten. Sie schimmerten hellblau zwischen den Wurzeln hervor.
„Wir haben sie gefunden!“, rief Melora überglücklich. Sie bückte sich, betrachtete die schönen Eisgeschöpfe und fuhr sachte mit den Fingern entlang der scharfen Ecken der Blüten. „Ich werde eine
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