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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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Custocorward sind einfältig und unwissend, ein gutes und abgeschiedenes Versteck für uns beide. Meine Heimat hatte mich ja auch schon Jahre zuvor vor weiteren Schmerz bewahrt.
    Dort waren wir sicher. Ich war so verzweifelt, so beunruhigt und doch so unglaublich glücklich, dich bei mir zu haben. Du hast das Leben zu mir zurück gebracht. Dein fröhliches und unbeschwertes Lachen und deine Anwesenheit haben mir so viel Freude bereitet, dass ich mir wünschte, dass diese Zeit nie vergehen würde. Aber du wurdest älter und begannst Fragen zu stellen, immer und immer wieder. Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Hätte ich einem kleinen Mädchen etwa einfach so die Wahrheit sagen können? Das in Wirklichkeit niemand eine Antwort für sie bereit hielt? Das alles aus der Vergangenheit, all die Jahre über noch immer keinen Sinn machte? Das ich noch immer nach Erklärungen suchte, vierzehn Jahre lang? Selbst ich, die alte geschundene Frau, die so viel Leid ertragen hatte, wurde damit nicht fertig, wie solltest du es jemals werden?“
    Sie zog ein seidenes Tuch aus ihrer Rocktasche und schnäuzte sich die Nase. Ihre faltigen Finger versuchten die Tränen zu vertreiben, doch sie waren unaufhaltsam wie Regen.
    „Aber wieso hast du mir das nicht früher erzählt? Wenn ich gewusst hätte, wie es für dich gewesen ist, dann hätte sich keiner von uns beiden einsam fühlen müssen. Wo war dein Vertrauen in mich? Ich bin so viel stärker, als du denkst“, sagte Kaithlyn mit zitternder Stimme. „Für mich warst du immer nur die verschlossene Frau, die mir nichts anvertraute.“ Sie sah ihrer Tante nun direkt in die Augen. „All deine Versuche es besser zu machen, sahen in meinen Augen aus wie pure Lügen. Alles, was du getan hast, dein ganzes Verhalten…ich dachte immer es wäre eine Bürde für dich mich zu haben.“
    Mrs Abadon schluchzte bitter.
    „Ich wollte nur, dass du ein schönes Leben hast. Was wäre gewesen, wenn die Dierraider dich nicht gefunden hätten? Was wäre, wenn ich dir alles erzählt hätte? Du hättest dich gequält, die ganze Zeit gefragt, warum dir das alles passiert. Es hätte dich zerstört!“
    „Relia…“
    „Kaithlyn, ich liebe dich, wie meine eigene Tochter. Du bist alles für mich, meine ganze Welt“, stieß ihre Tante weiter hervor. „Alles was ich jemals wollte war, dass du glücklich wirst, dass es dir gut geht. Ich wollte dich beschützen und von allem Unglück fern halten. Niemand sollte dir wehtun.“
    „Aber hast du nie darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn ich älter werde? Wenn deine Worte nicht mehr gereicht hätten? Wenn ich fortgehen würde, um sie zu suchen? Ich habe einen Großvater, eine Vergangenheit, von der ich nichts wusste! Eine Familie!“, sagte Kaithlyn und ihr wurde fast schwindelig, so heftig durchfuhr sie das Gefühl von Schuld und Verzweiflung.
    „Ich habe diese Gedanken so lange es ging aufgeschoben. Ich habe mir immer reingeredet, dass ich schon eine Lösung finde. Was dann geschah, weißt du selber und nun bist du hier. Bevor ich herkam, habe ich mir alles zu Recht gelegt, ich dachte es wäre so richtig. Es kostete mich sehr viel Kraft dich zu belügen .“ Das letzte Wort lag ihr schwer auf der Zunge, doch sie sprach es zum ersten Mal aus. „Ich habe einen großen Fehler begangen, weil ich deine Verbissenheit unterschätzt habe.“
    „Erzählst du mir das alles, weil es anders werden soll? So wie in Mrs Koirbets Haus? Sei ehrlich zu dir selbst und sage mir, ob es überhaupt möglich ist, das es zwischen uns anders werden kann. Was wird geschehen, wenn wir jetzt alles klären? Wird ein neues Ereignis wieder alles aus der Bahn werfen? Das kann ich nicht noch mal ertragen!“, sagte Kaithlyn bestimmt. „Das was ich brauche ist dein Wort, eines, das du auch hältst. Dein Vertrauen.“
    Mrs Abadon richtete sich auf und atmete tief durch, Kaithlyn hätte alles getan, um in diesem Moment ihre Gedanken lesen zu können, aber sie spürte, dass Relia gerade eine Entscheidung traf, die einen erbitterten Kampf in ihren Inneren auslöste. Gespannt beobachtete Kaithlyn den Gesichtsausdruck ihrer Tante, der langsam an Anspannung verlor und gefasster wirkte.
    „Du möchtest also eines Tages die Wahrheit erfahren, egal wie sehr es dich verletzen wird?“, fragte sie nachdenklich. Kaithlyn nickte. „Nur wer Verletzungen im Kampf hinnimmt, kann stärker werden und den Schmerz überwinden. Ja, du bist wirklich stärker als ich dachte.“
    Mrs Abadon

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