Herz des Himmels (German Edition)
ihren Körper zu einer Bewegung, doch als sie es schaffte sich umzudrehen, war Kaine schon lange verschwunden, so schnell, als hätte er sich in Luft aufgelöst.
Sie sah sich im Zimmer um. Es war so ähnlich wie ihr eigenes. Das Bett war gemacht und unberührt, wahrscheinlich hatte er nie hier geschlafen, kein einziges Mal. Warum hatte Kaithlyn nur das ungute Gefühl, das dies ein weiteres Zeichen dafür war, das sie ihm nicht geholfen hatte?
Lass dich niemals verändern, Kaithlyn, sonst wirst du die Gabe verlieren andere zu verändern und das ist etwas Gutes. Das sage ich dir…als Freund.
Sie lächelte schwach.
„Ein seltsamer Mensch“, sagte Harlow, die gerade über die Türschwelle schritt. „Egal, Rose hat –“
„Ich hab es!“, rief eine Stimme lautstark und Sekunden später tauchte Rose schnaufend an der Tür auf. „Kaithlyn, ich hab es herausgefunden!“, rief sie atemlos und rang nach Luft. Sie hielt sich die stechende Seite und schwang das leere Papier aus dem Kästchen durch die Luft.
„Was machst du hier?“, sagte Rose und richtete sich auf. „Naja, egal, ich habe herausgefunden, was das Zeichen bedeutet!“
„Wirklich?“, fragte Kaithlyn interessiert. „Wie das denn?“
„Es war sehr schwer zu finden, aber dann hab ich es in einem Band über Königshäuser gefunden. Es ist ein Pedimentelwappen!“, sagte Rose und sah Kaithlyn zufrieden an.
„Ein was – bitte?“
„Ein Pedimentelwappen! Kaithlyn! Das ist ein Zeichen, das wenn es aufgerufen wird, etwas sichtbar macht! Das Pergament ist damit versiegelt!“
„Was genau bedeutet das?“
„Es ist das Zeichen des Palastes Azore von Meriden, uralte Zauberer haben dort gelebt. Die Weisen von Meriden waren Berater des Königs, du musst doch schon einmal von ihnen gehört haben!“, sagte Rose empört.
„Könnt sein…vielleicht?“, sagte Kaithlyn und machte ein unwissendes Gesicht. Rose holte aus und wedelte angriffslustig mit dem Papier vor ihrer Nase herum.
„Kaithlyn!“
„Also, wenn ich es ausspreche, erscheint vielleicht ein Brief oder ähnliches?“, sagte Kaithlyn, die das weniger begeisterte, als Rose angenommen hatte.
„Genau!“, wisperte Rose.
„Und wie rufe ich es auf? Was heißt es a usgesprochen als Wort ?“
„Das kann ich dir leider nicht sagen“, sagte Rose, deren Stimmung dadurch gedämpft wurde. „Ich habe nur herausgefunden, was für ein Zeichen das ist, aber ich habe große Hoffnung, dass ein Lehrer oder Professor in Senegade uns helfen kann. Die Meridenschrift ist sehr alt und unbekannt. Eine Herausforderung. Deshalb denke ich, dass es jemanden geben wird, der sich damit beschäftigen möchte!“
„Danke, Rose, dass du dir solche Mühe gegeben hast“, sagte Kaithlyn und klopfte Rose aufmunternd auf die Schulter. Rose reichte ihr das Pergament.
„Wir finden es heraus, bestimmt.“
Am Samstagmorgen war Kaithlyns Koffer fertig gepackt. Sie brütete noch immer über dem Pergament und nach ganzen zwei geschlagenen Stunden verkündete sie Harlow: „Was soll ich es auch weiter anstarren? Das passende Wort kenne ich eh nicht!“
Hartnäckig rubbelte sie mit dem kleinen Finger immer wider darüber, als sei es ein unnachgiebiger Fleck Dreck. Eigentlich tat sie es auch nur, um sich abzulenken. Sie war fruchtbar aufgeregt und dachte ununterbrochen an den Montag, der nur schleichend und langsam näher rückte. Die Anspannung all ihrer Erwartungen lud sie förmlich auf und bald würde sie es nicht mehr ertragen. Ungeduldig ging sie im Kreis herum. Kaithlyn hätte am liebsten ihren Koffer genommen und wäre schon einmal voraus geflogen. Sie dachte daran, wie das Schiff aussehen würde, das sie zur Akademie brachte. Daran, wie beeindruckend das Schulgebäude nach Rose´ Beschreibungen sein musste. An die Astonishklasse, in die sie mit größter Wahrscheinlichkeit kommen würde. So hatte es Fye ihr vorausgesagt. Er hatte gemeint, das jemand aus dem Drachenclan in keine andere Klasse, als die für die so genannten Eliteschüler kommen würde und das nicht nur, weil dort Magie unterrichtete wurde.
Ihr Blick schweifte immer wieder zum Fenster ab, hinaus zum Garten und zurück zu ihrem Zimmer, das nun schrecklich leer und ordentlich aussah. Das Einzige, was daraufhin wies, das hier jemand gelebt hatte, war der Kalender an der Wand neben dem Bett, den sie noch nicht abgehangen hatte. Er war nur ein weiteres Zeichen, dass den Montag in unnahbare Ferne rückte und die Zeit schauerlich langsam ticken
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