Herz des Winters (German Edition)
umband und aus dem Bad trat.
„Und der wäre?“ Berekhs Augen blitzten amüsiert. Ein Leuchten, das nicht menschlich war.
„Wenn wir aus der Bibliothek wieder herauskommen, will ich genau wissen, wer wo herumgepfuscht hat!“
Das Grinsen zog sich von einem Ohr zum anderen und bewies, dass sie seine trübsinnige Laune vertrieben hatte, zumindest zeitweilig. Mit einer galanten Geste bot er ihr den Arm an und eskortierte die Dame in die Gaststube.
***
Der Rat sah samt und sonders indigniert drein, als sie die Halle betraten. Daena bemerkte, dass einige – unter anderem die Rothaarige, die sich bei ihrer ersten Unterredung so provokativ gezeigt hatte – durch Abwesenheit glänzten. Man sah Tosalar seinen Unwillen an, doch er empfing sie mit mehr Respekt als bei dem Mal zuvor. Es war unverkennbar, dass alle Mitglieder der Gilde die Sache schnell hinter sich gebracht wissen wollten.
„Wir werden einige Tage benötigen, um die geeignetsten Magier auszuwählen und zu informieren. Sagt uns nur, wo sie auf euch treffen sollen.“
Berekhs Stimme klang ruhig und teilnahmslos, als er von den Truppen in Rinnval berichtete, doch der ältere Zauberer hatte sich nicht so gut im Griff. Er zog die buschigen Brauen zusammen und nickte ernst. Wenn die Zlaiku sich an einem Kampf beteiligten, war klar, dass dieser unvermeidlich sein musste und nur an dem Ausgang noch etwas geändert werden konnte. Daena konnte sehen, dass hinter der Stirn des Arkanmeisters noch einige weitere Namen der Liste derjenigen hinzugefügt wurden, die in die Schneeberge ziehen sollten.
Der Rest lief so hastig und wortkarg ab, wie es noch möglich war, ohne offen unhöflich zu sein. Berekh informierte den Rat, dass sie bis zum Morgen im Goldenen Hirsch anzutreffen seien, sollten noch Fragen bezüglich der Unternehmung auftreten. Der Rat wirkte unglücklich, ob über die bevorstehende Rechnung oder darüber, den Schlächter länger als nötig in ihrer Stadt zu wissen, wusste Daena nicht. Sie vermutete jedoch eine Kombination aus beidem.
Keine Viertelstunde, nachdem sie die Bibliothek betreten hatten, verließen sie diese bereits wieder. Draußen trat ihnen Yiryat in den Weg, der ihnen beim Eintreten nur zugezwinkert hatte.
„Weitere Hilfe wird euch finden“, erklärte der Tatzelwurm in seiner gewohnt geheimnisvollen Art. „Aber was passieren wird, kann ich noch nicht sehen.“ Diese Tatsache schien ihn allerdings nicht zu bedrücken.
Berekh nickte respektvoll. „Danke, Yiryat.“
Der Tatzel blinzelte wieder und strich mit einer Pfote über sein Gesicht. „Wenn man euch einen Rat geben darf, so wartet noch eine weitere Gilde auf euren Besuch.“ Dann zog er die Schnauze kraus. „Und eine dritte wird euch bereits erwarten.“
Damit schien er genug gesagt zu haben, denn er kehrte zu seinem Platz unter der Weide zurück, die die Grenze zwischen Park und Vorplatz bildete.
„Muss man seine Äußerungen verstehen?“, fragte Daena, als sie außer Hörweite selbst feliner Ohren waren.
„Wir werden sie verstehen, wenn es an der Zeit ist. Tatzelwürmer sagen nie mehr als sie für angemessen und nötig befinden. Deshalb sollte man das was sie sagen auch niemals als belanglos sehen.“
„Sieht er die Zukunft?“
Der Zauberer lachte. „Er sieht, was ist. Die Zukunft ist nicht festgeschrieben, niemand kann wissen, was geschehen wird. Manchmal kann man nur die richtigen Schlüsse ziehen. Auch aus den Dingen, die er nicht sehen kann.“
„Und welchen Schluss ziehst du?“
Berekh legte den Kopf in den Nacken, atmete die blütenschwangere Luft ein und sah zu den Sternen auf, die viel zu nah waren. „Dass zumindest noch nicht feststeht, dass wir einfach niedergemäht werden wie ein Feld reif zur Ernte.“
Daena schauderte. Nicht, weil sie sich der Gefahr nicht bewusst gewesen wäre, in die sie sich zu begeben dachten. Aber Berekhs Aussage offenbarte die Zweifel, die er selbst an dem Gelingen seines Plans hegte.
***
Niemand kam in dieser Nacht oder am nächsten Morgen, doch das hatten sie erwartet. Ärgerlich fand Daena nur, dass sie trotz des ungewohnt bequemen Nachtlagers kaum ein Auge zubekam. Andererseits war vielleicht gerade dieser ihr fremde Luxus mit Schuld an ihrem unruhigen Schlaf. Nur der reichlich gedeckte Frühstückstisch besserte ihre Morgenlaune ein wenig. Dieser Effekt wurde allerdings schlagartig zunichtegemacht, als Berekh sie über ihren nächsten Zwischenstopp aufklärte.
„Ich werde mit Sicherheit nicht zurück zur
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