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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Mädel?“, donnerte es hinter ihr.
    Wie von einer Schwertspitze gestochen fuhr sie herum, das Gesicht verräterisch glühend. Die Wangen des Meisters waren durch viele Abende in der goldenen Gesellschaft des Mets ebenso rosig wie ihre, die kleinen Augen funkelten belustigt ob ihrer Schreckhaftigkeit, musterten jedoch zugleich mit fachmännischem Blick ihre sichtbaren Narben. „Als du nicht zur Prüfung erschienen bist, dachten wir schon, du wärst gefallen. Niemand hat dich gesehen zu jener Zeit.“ Er hob die Brauen, die von derselben blonden Farbe waren wie seine wenigen verbliebenen Haare und somit fast unsichtbar erschienen. Als sie jedoch keine Anstalten machte, die unausgesprochene Frage zu beantworten, zuckte er die feisten Schultern. „Bist du hier, um deinen versäumten Termin nachzuholen?“
    Daena war einen Moment lang sprachlos. „Das wäre möglich?“
    „Gesetzt dem Fall, eine hinreichende Begründung für das Nichterscheinen wird geliefert ...?“
    Eigentlich hätte sie erwartet, dass diese Information ihr Erleichterung verschaffen würde, doch davon verspürte sie nichts. Schließlich fand sie den Grund dafür: Prüfungen und Titel halfen nicht für die Aufgabe und die Schlacht, die vor ihr lagen. So lange Jahre hatte sie sich aufgrund der nicht abgeschlossenen Ausbildung gegrämt, die Rückkehr an die Akademie gescheut und sich selbst als wertlos empfunden. Die Erkenntnis, dass sie sich wegen etwas absolut Belanglosem derart gequält hatte, war erschütternd.
    So fühlt es sich also an, wenn man erwachsen wird und auf die Dummheit der eigenen Jugend zurückblickt , durchfuhr es sie.
    Ihr Blick war fest und wich nicht von dem des Meisters, als sie den Kopf schüttelte. „Ein ander Mal, Meister Ruik. Ich fürchte, vorerst gibt es eine dringlichere Angelegenheit, die mich hierher geführt hat. Ich bin hier, um Meister Devan meinen Bericht zu erstatten und um die Hilfe der Akademie zu bitten.“
    Ruik betrachtete sie mit dem aufmerksamen Blick eines Lehrers. Ihre Veränderung war ihm nicht entgangen, doch welche Schlüsse er daraus zog, ließ sein Gesicht nicht erahnen. Er sah weiterhin freundlich und neugierig auf seine einstige Schülerin herab.
    „Und welcher Art soll die Hilfe sein, die du zu erbitten gedenkst?“
    „Ich fürchte, ohne den dazugehörigen Bericht wird sie nicht viel Sinn ergeben.“
    „Ah ja“, bemerkte er und legte einen Finger an die Nase, als wollte er ihr sein Einverständnis demonstrieren, in einem Scherz mitzuwirken. Eine Geste, die einem Kind angemessen war und sie in ihrer Jugend zur inneren Weißglut getrieben hätte, die sie nun aber kaum berührte. Ruik begann, eifrig zu nicken, legte einen Arm um ihre Schultern und schob sie weiter ins Innere des Hauses. „Dann wollen wir einmal hören, was du uns zu berichten hast, Mädel.“
    ***
    Meister Devan, der die Organisation und Leitung der Akademie sein Aufgabengebiet nannte, doch in Wahrheit seine Hände überall hatte, wo sie benötigt wurden, musterte Daena intensiv. Sie musste sich zusammenreißen, um Hände und Füße stillzuhalten und nicht nervös zu den anderen versammelten Meistern zu sehen. Sie würde es Berekh nie gestehen, aber seine Worte über ihre durchlebten Erfahrungen halfen ihr, sich nicht zu sehr in die Rolle des Lehrlings zurückversetzt zu fühlen, der zum Direktor zitiert wurde.
    Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass sie nicht über denselben Einfluss verfügte wie Berekh. Aber sie hatte doch erwartet, dass die Gilde der Kämpfer rascher reagieren würde als die der Arkanmagier – schließlich war schnelles Handeln eine der Herausforderungen, die das Kämpferdasein ausmachten. Sie fühlte die Blicke der Meister wie Nadeln in ihre Haut stechen, doch sie regte sich keinen Millimeter.
    Dass sich die Meister – besonders Jahvla, die Meisterin der Medizin – derart ausdauernd nach Sikaîl erkundigt hatten und zig Mal nachgefragt hatten, ob sie sich der Einsätze der anderen Mitkämpfer wirklich sicher sei (nein, sie hatte von der Hilfe der Zlaiku nur durch Gerüchte erfahren, aber ja, sie hatte das Versprechen der Magier selbst gehört und ja, aus sicherer aber ungenannt bleibender Quelle wisse sie, dass sie nicht alleine bleiben würden), hatte sie verärgert. Mehr noch, sie war stinksauer auf die großen Kämpfer, die junge Menschen hinausschickten, um Erfahrung und Narben zu sammeln, und selbst den Hintern nicht hochbekamen, wenn wirklich Gefahr drohte.
    Es war frustrierend, das gleiche

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