Herz im Zwiespalt (German Edition)
führte.
»Und nennt mich nicht schönes Kind. Ich bin Lady Elizabeth Drummond und möchte auch als solche angeredet werden.« So, nun hatte sie ihn unmissverständlich in seine Schranken gewiesen, dachte Lizz stolz. Nur für den Fall, dass er noch nicht bemerkt haben sollte, dass sie Feinde waren.
Ohne Mühe hielt er mit ihr Schritt. »Schönes Kind gefällt mir wesentlich besser.«
Sein Tonfall hatte sich fast unmerklich verändert. Dennoch blieb der harte Unterton Lizz nicht verborgen.
»Das Grün deines Kleides passt übrigens hervorragend zu deiner seltsamen Haarfarbe.«
Lizz versteifte sich augenblicklich. In diesem Punkt war sie überaus empfindlich. Sie wusste selbst, dass sich die Natur mit ihrer Haarfarbe einen üblen Scherz erlaubt hatte. Wie gern wäre sie ein heller Rotschopf wie ihre Schwestern oder so schwarzhaarig wie ihre Mutter. Doch ihr Haar war von einem so dunklen Rot, dass es jeder Beschreibung spottete - und sie litt darunter. Da konnten Allan und ihr Vater noch so lange behaupten, nie eine schönere Lockenpracht gesehen zu haben. Sie glaubte ihnen keine Sekunde. Schließlich waren die beiden nicht ganz unparteiisch.
Lizz reckte kampflustig ihr schmales Kinn und funkelte William Douglas böse an. »An meinem Haar ist überhaupt nichts seltsam, Sir. Aber falls der Anblick Euch stört, dürft Ihr Euch gern entfernen. Eure Anwesenheit ist hier sowieso nicht erwünscht.«
Himmel, war der Kerl unangenehm.
Sie erreichten den ersten Stall und Lizz sog tief den Duft von frischem Heu und Pferden ein. Sie blickte sich suchend um, doch von Allan war keine Spur zu sehen. Lizz schimpfte verhalten vor sich hin. Sie hatte sich also ganz umsonst so beeilt.
»Ich kann deinen Cousin nirgends entdecken«, meinte William nun leicht tadelnd. »Könnte es sein, dass ihr euch gar nicht hier treffen wolltet?«
Lizz furchte nachdenklich die Stirn. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass nicht mal einer der Stallknecht in Sichtweite war. Anscheinend beanspruchten sie die Ruhezeit der Adeligen, um selbst eine Pause einzulegen.
Lizz sah sich erneut um. Das Letzte, was sie wollte, war, mit diesem Douglas allein zu sein. »Er wird bestimmt jeden Augenblick hier sein. Es war ausgemacht, dass wir uns bei Lady Lou treffen.«
William trat einen kleinen Schritt näher. »Bei wem?«
Lizz zeigte auf die Box hinter ihr. »Bei Lady Lou, meiner Stute.« Mit jedem Augenblick wurde ihr die Situation unangenehmer, und sie wünschte sich sehnlichst, dass dieser Douglas endlich verschwinden würde. Er hatte etwas an sich, das ihr Unbehaben einflößte. Lizz verdammte ihre eigene Dummheit. Warum hatte sie diesen Kerl nicht energischer abgewehrt?
Als er noch einen Schritt näher trat, wich sie an den Boxenrand zurück. »Es wäre mir lieber, wenn ich hier allein auf Allan warten könnte. Vielen Dank für Eure Begleitung.«
Sein anzügliches Lächeln vertiefte sich. »Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ich eine solche Schönheit ganz allein warten ließe. Man kann nie wissen, welche Strolche sich hier herumtreiben.« Bei diesen Worten war er noch näher getreten und hatte seine Hände links und rechts von Lizz auf die Boxenwand gestützt. Ihr Puls raste. Sie war gefangen und ahnte plötzlich, dass sie es mit anderen Strolchen wesentlich lieber aufnehmen würde als mit diesem.
Entrüstet reckte sie ihr Kinn und bedachte William mit jenem eisigen Hochmut, den sie von Margarete gelernt hatte. »Ihr geht zu weit, Mylord. Nehmt augenblicklich Eure Hände weg, sonst...«
»Ah, nun hab dich nicht so. Wir wissen doch beide, dass du mich zu einem kleinen Schäferstündchen hierher gelockt hast. Oder glaubst du im Ernst, ich würde dir die dumme Geschichte von deinem Cousin abnehmen?«
Lizz schnappte schockiert nach Luft. »Seid Ihr verrückt? Ich wollte Euch von Anfang an nicht in meiner Nähe haben. Was ich Euch auch deutlich genug gezeigt habe.«
Seine braunen Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen. »Das war doch alles nur Theater.«
»Bitte geht jetzt. Sonst...« Weiter kam sie nicht. Schon packte er sie mit beiden Händen am Kopf und presste seinen Mund brutal auf ihre Lippen. Ihr entsetzter Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Der üble Geschmack von schalem Wein, den er anscheinend in großen Mengen genossen hatte, raubte ihr schier den Atem. Kalte Angst drohte sie zu überwältigen. Wo blieb nur Allan? Übelkeit und Ekel schwemmten wie eine gewaltige Woge über sie hinweg, als er versuchte, seine Zunge
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