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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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murmelnd seinen Weg bahnte.
    Margaret stellte den Weidenkorb, den sie am Arm trug, auf einem Baumstumpf ab und holte ein kleines, scharfes Messer hervor, mit dem sie die Kräuter schneiden wollte.
    Zuerst zeigte sie Helen das Maikraut und erklärte dessen Wirkung als wohlschmeckendes und erfrischendes Getränk. Dann fanden sie eine Pflanze mit dunkelgrünen, herzförmigen Blättern, die sich um einen abgestorbenen Baum rankte.
    »Seht, Helen, das ist Efeu, eine Pflanze, die, im Übermaß genossen, ihr tödliches Gift entfaltet und zum Tod führen kann. Besonders die im Frühjahr reifenden, schwarzen Beeren sind gefährlich, doch in Maßen angewandt, macht Efeu das Blut dünnflüssig und vertreibt manchen Kopfschmerz und Schwindel.« Helen lauschte mit Eifer Margarets Worten und bemühte sich, alles zu behalten, was die Kinderfrau ihr erzählte. Die beiden waren so in die Betrachtung der Pflanzen und Kräuter vertieft, dass sie sich unbemerkt immer weitervon der kleinen Waldlichtung entfernten und den kleinen Andrew ganz vergaßen.
    Der Junge war zuerst eine kleine Weile ziellos auf der Lichtung herumgestreift und hatte die Vögel beobachtet. Er hatte sogar versucht, auf einen Baum zu klettern, um einen neugierigen Blick in eines der Vogelnester zu werfen. Doch die Nester hingen zu hoch und wurden überdies von einer aufgeregt schimpfenden Vogelmutter verteidigt, die sich um nichts in der Welt beim Ausbrüten der Eier stören lassen wollte.
    Jetzt saß Andrew am Ufer des Baches und versuchte, die Wasserflut zu stauen. Er setzte geschickt Stein auf Stein zu einem kleinen Damm zusammen und war von seiner Tätigkeit derart gefangen genommen, dass er mit einem kleinen Schrei des Erschreckens auffuhr, als ganz in der Nähe ein Dröhnen und Getöse zu hören war. Überall brachen jetzt Äste und Zweige mit lautem Geraschel auseinander, junge, dürre Bäume stürzten wie gefällt zu Boden. Das Unterholz erbebte und erzitterte unter mächtigen Hufschlägen, ein Stampfen und Schnauben wurde laut und lauter, kam näher und näher.
    Unfähig, sich zu rühren, stand der Junge inmitten der Lichtung, als ein kapitaler Hirsch mit mächtigem Geweih, in dessen blutiger Flanke noch der Pfeil eines Jägers steckte, aus dem Wald hervorpreschte, in Todesangst über den Bach setzte und schließlich im Dickicht verschwand. Andrew kam nicht dazu, sich zu fragen, wie ein von Jägern getroffener Hirsch in die Wälder seines Vaters gelangte, von dem er wusste, dass er heute seine Leute nicht in den Wald geschickt hatte. Hätte er die Ruhe und Muße gehabt, darüber nachzudenken, hätte er vielleicht auf den Gedanken kommen können, dass es Bloomfields Männer waren, die hier jagten, denn dessen Manor begann direkt am anderen Ende des Waldes. Doch für solche Überlegungen blieben dem Jungen keine Zeit. Kaum dass der Hirsch im Gehölz jenseits des Baches verschwunden war, galoppierte ein Reiter auf einem mächtigen schwarzen Hengst, von dessen Brust die Schweißflocken nach links und rechts davonstoben, auf die Lichtung. Der Reiter, der seinen Bogen noch über der Schulter hängen hatte, trug einen schwarzen Umhang und hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen, sodass sein Gesicht nicht zu erkennen war. Ohne sein Pferd zu zügeln, galoppierte er in scharfem Tempo auf den Jungen zu.
    »Weg da! Aus dem Weg, du elender Wurm!«, schrie er mit wütender Stimme, doch Andrew war vor Schreck wie erstarrt. Unfähig, auch nur einen Fuß zu rühren, stand er da und sah mit aufgerissenen Augen das mächtige schwarze Gebirge aus Fell und Muskeln näher kommen. Er erblickte die schweißnasse, breite Brust des Hengstes, die großen, gelben Zähne, die von einer Trense auseinander gehalten wurden und spürte schon den heißen Atem des Tieres an seiner Wange. Noch nie war ihm ein Ross so bedrohlich erschienen. Schwarz und gewaltig näherte es sich dem Jungen, der vor Angst die Augen schloss. Nur noch eine Armeslänge waren Pferd und Reiter von Andrew entfernt. Erdbrocken, von den kräftigen Hufen empor geschleudert, trafen bereits das Wams des Jungen. Da endlich zügelte der Mann mit dem schwarzen Umhang den Hengst und riss ihn dabei nach oben. Das Pferd stieg auf. Für einen Moment stand es tänzelnd auf den Hinterhufen, während es mit den Vorderhufen austrat und dem Knaben einen gewaltigen Stoß vor die Brust versetzte, sodass dieser zurückgeschleudert wurde und wie betäubt am Boden liegen blieb. Jetzt hatte der Reiter sein Pferd wieder unter Kontrolle

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