Herz in Gefahr (German Edition)
Zuneigung den Ring an seinem Geburtstag übergeben und selbst den anderen tragen, um jeden Verdacht zu zerstreuen und die Einigkeit und Ähnlichkeit der beiden Brüder hervorzutun. Und so geschah es dann auch. Ich erkannte, welch gemeiner und niederträchtiger Charakter sich hinter seinem blendendem Aussehen und seinem unwiderstehlichem Charme verborgen hielt. Ich ersuchte um eine Audienz beim Earl. Doch ich wurde nicht zu ihm vorgelassen. Spione des jüngeren Bruders hatten ein Zusammentreffen gekonnt verhindert!« Margaret hielt inne und seufzte qualvoll auf. Dann fuhr sie fort: »Also schrieb ich dem Earl einen Brief, in dem ich ihm die heimtückischen Absichten seines Bruders entdeckte und das Geheimnis der Ringe lüftete. Der Brief gelangte glücklicherweise zu seinem Empfänger. Der Earl of Clifford war ein großherziger, gütiger Mensch. Er verzieh mir meine Schuld, sodass ich unbehelligt die Stadt verlassen konnte, und versicherte mir, die Ringe gut zu verwahren, damit sie niemandem einen Schaden zufügen konnten. Seinen Bruder, meinen ehemaligen Geliebten, verbannte er in ein Kloster. Ich habe nie wieder von ihm gehört und hoffe, dass er für seine Sünde bezahlt hat.«
»Wie ging es weiter? Wisst Ihr etwas über den Verbleib der Ringe?«, fragte Pater Gregor gespannt.
»Sie blieben im Besitz des Earl of Clifford. Ich habe 18 Jahre nichts von ihnen gehört. Beinahe hätte ich sie ganz aus meinem Gedächtnis gelöscht, bis Lord Robin Bloomfield an seiner. Verlobung mit Helen einen dieser Ringe am Finger trug.«
»Seid Ihr sicher, dass es sich dabei um einen der vergifteten Ringe gehandelt hat?«
»Ja, Pater, vollkommen sicher. Ich würde die Ringe unter Tausenden herausfinden.«
»Und wie kam Lord Bloomfield in seinen Besitz?«
»Helen erzählte mir, dass der Earl of Clifford auf seinem Sterbelager in Frankreich die beiden Ringe verschenkt hat. Einen erhielt Robin Bloomfield und den anderen – Sir Matthew Warthorpe.«
»Wie kann das sein? Ich sah noch nie einen solchen Ring bei Sir Matthew. Habt Ihr Euch auch nicht getäuscht?«
»Auch ich habe noch nie diesen Ring an Matthews Finger gesehen. Nur ein einziges Mal trug ...«
»Wann war das?«, fragte Pater Gregor und beugte sich tief zu Margaret hinunter. Er hielt ihr den Krug an die Lippen, auf dass sie sich stärke, denn ihre Stimme war bei den letzten Worten immer schwächer geworden. Margaret schloss für einen Moment die Augen.
»Margaret, hört ihr mich? Sprecht weiter, wenn Ihr könnt. Erleichtert Euer Gewissen!«, drang der Geistliche in sie.
Mit stockenden Worten und sichtlich geschwächt sprach Margaret weiter.
»Ich sah den Ring an der Hand des Mannes, der Andrew getötet hat. Es war Sir Matthew Warthorpe! Der Erbe von Waterhouse ist nicht, wie alle glauben, an den Folgen des Pferdetritts gestorben. Nein, er ist vergiftet worden. Vergiftet durch den Ring mit dem blutroten Rubin, der die Wange des Knaben durch die Ohrfeige gestreift hat. Ich kann es beschwören, denn das Kind ist unter unendlichen Qualen und schmerzvollen Krämpfen, wie sie nur das Gift des Fingerhutes hervorrufen kann, in meinen Armen gestorben. Eines jedoch weiß ich nicht: Kannte Matthew Warthorpe die todbringende Wirkung des Ringes? Als Andrew tot und Helen zurück zur Burg gelaufen war, kam er noch einmal wieder. Und da sah ich sein Gesicht, Pater, ganz deutlich habe ich ihn erkannt. Und auch er sah mich.«
Margaret hielt inne und schloss erschöpft die Augen. Ihr Atem wurde flacher und flacher. Das schmale Gesicht der Kinderfrau entspannte sich und nahm einen friedlichen Ausdruck an. Pater Gregor erkannte, dassihr letztes Stündlein unwiderruflich geschlagen hatte. Er nahm das Öl und salbte der Sterbenden behutsam Gesicht, Hände und Füße. Er bat Gott, den Herrn, Margaret alle Sünden zu vergeben, die mit diesen Körperteilen begangen worden waren. Er erteilte ihr die Absolution und reichte ihr das Viatikum, eine dünne Scheibe geweihten Brotes, als Wegzehrung für die Reise in die Ewigkeit. Kraftlos und mit geschlossenen Augen nahm Margaret den Proviant entgegen und schluckte ihn mühevoll hinunter. Pater Gregor setzte ihr noch ein letztes Mal den Alekrug an die Lippen, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu Margarets Erzählung zurück. Einmal noch schlug die Kinderfrau die Augen auf und versuchte, mit den Lippen einige Worte zu formen. Doch ihre Kraft reichte nicht mehr aus. Nur ein leiser Hauch entrang sich ihrem Mund. Ganz dicht beugte sich Pater
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